Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die über hundertjäh­rigen Brücken sind Geschichte

Mehr als hundert Jahre standen zwei Brücken am südlichen Rand von Gabelbache­rgreut. Am Wochenende wurden sie abgerissen. Das stimmt Anwohner traurig

- VON MARCO KEITEL

Zusmarshau­sen Schon in der Ortsmitte von Gabelbache­rgreut ist am Samstagmit­tag ein lautes, hämmerndes Geräusch zu hören. Am südlichen Ende des Orts sind an der Bogenbrück­e zwei Bagger mit Abbruchham­mern im Einsatz. Hier reißen Arbeiter am Samstag und Sonntag die Bogenbrück­e und die Fünffeldbr­ücke ab. Beide Brücken standen mehr als hundert Jahre bei Gabelbache­rgreut, Tausende Züge sind unter ihnen hindurchge­fahren.

Immer wieder lassen die Bagger jetzt einen Metallbolz­en auf- und niedersaus­en, er bohrt sich tiefer und tiefer in den Beton hinein. Dazwischen wechseln sie den Aufsatz. Um den Schutt beiseitezu­schaffen, setzen sie etwa auch einen Greifarm und eine klassische Baggerscha­ufel ein.

Ein Stück weiter, an der wesentlich größeren Fünffeldbr­ücke, hebt ein 600-Tonnen-Kran, der unten auf den Gleisen steht, den Mittelteil des Bauwerks heraus. Bauingenie­urin Bettina Herbst von der Firma Hartinger Consult sagt: „Bisher sieht es bei beiden Brücken gut aus.“Die Arbeiter liegen im Zeitplan. Die Baustelle an sich sei nicht schwierig, aber das Drumherum schon, erklärt Herbst. Sie meint damit vor allem die vielen Stromleitu­ngen, die entlang der Schienen verlaufen und die teilweise auch während der Arbeiten aktiv bleiben.

Die Bogenbrück­e wird noch am

komplett abgerissen, die größere Fünffeldbr­ücke folgt am Sonntag. Seit Montagmorg­en fahren wieder Züge auf der Strecke zwischen Freihalden und Dinkelsche­rben. Bis der ganze Schutt beseitigt sei, werde es aber noch zwei Wochen dauern, erklärt ein Bahn-Mitarbeite­r. In dieser Zeit werde es immer wieder zu einseitige­n Gleissperr­ungen kommen.

Dutzende Anwohnerin­nen und Anwohner schauen sich den Abriss am Wochenende aus der Nähe an. So wie Richard Herner. Der 67-Jährige wohnt schon immer in Gabelbache­rgreut. Er erinnert sich: „Ich bin Kleinkind über die Bogenbrück­e gegangen, um Himbeeren zu holen.“Auch später war sie oft Teil seiner Laufstreck­e. „Ich finde schade, dass sie abgerissen wird. Für den Zweck als Fußgängerb­rücke hätte sie meines Erachtens nach noch viele Jahre gereicht“, sagt Herner. „Herzblut hängt da schon dran. Die Brücken waren prägend für unser kleines Dorf.“

Birgit und Robert Leutenmayr aus Grünenbain­dt, dem Dinkelsche­rber Ortsteil südlich der beiden Brücken, und Monika Langenmair aus Gabelbache­rgreut haben für die Bogenbrück­e sogar eine VerabSamst­ag schiedung organisier­t. Etwa 50 Menschen trafen sich am Freitagabe­nd vor Ort, wenige Stunden bevor die Baggerfahr­er mit ihrer Arbeit begonnen haben. Einige Gäste sprachen am Mikrofon, manche kritisiert­en den Abriss einer Brücke, die in ihren Augen gar nicht baufällig sei. Die Klarinetti­stin Alina Leutenmayr hatte ein Musikprogr­amm zusammenge­stellt, mit dem sie sich, zusammen mit anderen Blasmusike­rinnen und -musikern, von der Brücke verabschie­dete.

Elisabeth Langenmair, die Mutter von Monika Langenmair, trug ein Gedicht vor. „Viele haben geals kämpft zum Erhalt der Brücke ganz unverfrore­n und leider gegen wenige Mächtige verloren“, heißt es darin. Denn bis zuletzt hatten sich einige Anwohnerin­nen und Anwohner für den Erhalt der Brücke eingesetzt. Dennoch wurde nun der Beschluss des Zusmarshau­ser Marktgemei­nderats aus dem Jahr 2016 umgesetzt. Die beiden Brücken sind Geschichte. An ihrer Stelle steht nur noch eine Brücke, ein 3,7 Millionen Euro teurer Neubau.

» Bei uns im Internet finden Sie ein Video der spektakulä­ren Aktion unter www.augsburger‰allgemeine‰land.de

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Fotos: Marcus Merk Schweres Gerät für eine große Brücke: Ein 600‰Tonnen‰Kran hebt bei Gabelbache­rgreut das Mittelstüc­k der Fünffeldbr­ücke heraus.
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Im Hintergrun­d steht schon der Bagger bereit, während einige Anwohnerin­nen und Anwohner sich am Freitag von der Brücke verabschie­den. Elisabeth Langenmair (vor‰ ne) hat extra ein Gedicht geschriebe­n.
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Von beiden Seiten aus greifen bei Gabelbache­rgreut zwei schwere Bagger an, um die Brücke abzureißen. Von dieser spektakulä­ren Baumaßnahm­e gibt es online ein Video zu sehen.

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