Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Haus der Hausfrau“wird zum Bürozentrum
Das Gebäude am Zeugplatz hat seit 2018 einen neuen Besitzer. Der will nun in einen umfangreichen Umbau investieren. Auch mögliche Mieter hat er im Blick. Der Hausfrauenbund bleibt in der Nachbarschaft
Der Dachboden des Hauses für Hauswirtschaft soll sich in eine Privatwohnung mit Ausblick auf den Kirchturm von St. Moritz und das Zeughaus wandeln. Der Innenhof des Baus wird künftig Mittagspausen im Grünen ermöglichen, und auf drei barrierefrei ausgebauten Etagen sind laut Vincenz von Braun, einem der neuen Eigentümer, Büroräume geplant. Es gibt große Pläne für das vierstöckige Haus am Zeugplatz, in dem bislang das DHB-Netzwerk Haushalt untergebracht war. Über den Kaufpreis spricht von Braun, einer von acht Gesellschaftern beziehungsweise Familienmitgliedern, nicht. Nur so viel will er sagen: „Er war hoch, aber lange nicht so hoch wie in München.“In die Sanierung werde etwa noch einmal so viel investiert. Am 1. Oktober kann es mit dem Umbau losgehen und auch für den Hausfrauenbund ist ein neues Domizil gefunden.
Vincenz von Braun bezeichnet sich als Freund nachhaltiger Lösungen. Wohnhaft in München, hatte der Anwalt für Insolvenzrecht in der Vergangenheit des Öfteren in Augsburg zu tun und sich dabei von der Schönheit der städtischen Bausubstanz überzeugen können. Immobilien sind seiner Einschätzung nach ohnehin der Inbegriff von Substanz. Es freue ihn deshalb riesig, dass es mit dem Erwerb des zentral gelegenen Hauses gegenüber dem Zeughaus geklappt hat. Bislang sei das Augsburger Stiftungsamt mit der Verwaltung betraut gewesen, habe aber erkannt, dass die Kosten die Gewinne bei Weitem übersteigen. Denn über viele Jahre stagnierende Mieteinnahmen seien auch dem Stiftungswesen abträglich und kontraproduktiv.
Vincenz von Braun verspricht sich vom Erwerb des einmal „Haus der Hausfrau“genannten Gebäudes ein „nachhaltiges Familieninvest“. Gerade für die Altersvorsorge bietet sich seiner Erfahrung nach eine Immobilie an. Zwar werde weder er noch ein anderes Familienmitglied selbst einziehen, aber dennoch habe das Haus „etwas Verbindendes“und zugleich „weniger Kompliziertes“als ein gemeinsames Unternehmen. Nach der Ausschreibung kam es laut von Braun zu einem Bieterwettbewerb, den er letztlich für seine Familie entscheiden konnte. Als regionaler Generalunternehmer wird die Firma Bauroom GmbH Co. KG aus Tapfheim in Kürze mit den Rück- und Umbauarbeiten der vier Stockwerke von insgesamt 750 Quadratmetern Fläche beginnen. Das momentan weitläufige Treppenhaus werde verkleinert und verlegt, um Platz zu gewinnen.
Wenn Vincenz von Braun in die Vermarktung geht, ist die grobe Richtung seinen Worten nach festgezurrt. Er stellt sich klassische Büroflächen vor, die sowohl separat als auch gemeinsam nutzbar und natürlich auch über Aufzüge erreichbar sind. Ein Ärztehaus sei hier ebenso denkbar wie Versicherungs- oder Anwaltsniederlassungen. Alles ist laut dem Münchner, der die Immobilie bereits 2018 erwarb, noch flexibel und gestaltbar. Wichtig ist dem Käufer mit Wurzeln im Hohenloher
Land, dass sie den Gesellschaftern einmal „eine kleine Rente beschert“. Auch die neue Perspektive der Frauen vom Netzwerk Haushalt kommt ihm sehr gelegen, weshalb man stets in Kontakt war und sich jetzt auch gemeinsam über eine mehr als akzeptable Lösung freut.
Für Aufsehen sorgte der Verkauf der Immobilie an prominenter Stelle im Augsburger Zentrum, weil das Haus seit den 1960ern als Domizil der Hauswirtschaft beziehungsweise Haus der Hausfrau bekannt war. Das Zusammentreffen mit Vincenz von Braun bezeichnen Vorsitzende Rosemarie Weber und ihre Stellvertreterin Scarlett Gabriel als „glückliche Fügung“. Denn nach zunächst erfolgloser Suche nach einem neuen, kleineren, vor allem aber günstigen Standort, können sie jetzt in die unmittelbare Nachbarschaft ziehen. Die Gesprächsbereitschaft zwischen von Braun und der katholischen Kirche St. Moritz führt den Hausfrauenbund in eine 140-Quadratmeter-Wohnung mit Zugang vom Zeugplatz. Von der Vierzimmerwohnung mit Wohnküche, in der künftig wieder Näh- und Hauswirtschaftskurse stattfinden werden, konnte sogar ein Raum an das Freiwilligen-Zentrum für dessen Nähstube abgegeben werden.
Rosemarie Weber und Scarlett Gabriel betonen, dass ihnen Vincenz von Braun bei den Verhandlungen über den Auszugstermin sehr entgegengekommen sei. Dass es nicht leicht werden würde, einen adäquaten neuen Standort zu finden, sei ihnen klar gewesen: Es galt Abstriche zu machen, was Größe der Räumlichkeiten und Lage betraf. Die Vorsitzenden hatten sich schon mit 40 Quadratmetern bescheiden wollen, da das „utopisch geringe Budget“kaum mehr hergab. Doch ohne Zeitdruck kommt nun alles zu einem guten Ende.