Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Terence Carr zeigt Skulpturen vom Leben
Vor 20 Jahren bekam Terence Carr den Kunstpreis des Bezirks Schwaben. Nun stellt er wieder in der Schwäbischen Galerie in Oberschönenfeld farbige Skulpturen aus. Das gibt’s zu sehen
Oberschönenfeld Der Bildhauer Terence Carr erhielt für seine Skulpturengruppe „United“den Kunstpreis des Bezirks Schwaben. Diese Arbeit ist der Ausgangspunkt für die neue Ausstellung des renommierten Bildhauers in der Schwäbischen Galerie Oberschönenfeld. Dabei liefert er unter dem Titel „Stop the World“zugleich einen Überblick über sein Schaffen der vergangenen 20 Jahre. Dabei greift er auch politische Themen auf.
Rund 50 Arbeiten hat Carr in Oberschönenfeld aufgestellt. „Sie sind so arrangiert, dass man meine künstlerische Entwicklung nachvollziehen kann“, sagt der 1952 in Nairobi in Kenia geborene Künstler. Im kleinen Raum im Erdgeschoss der Schwäbischen Galerie präsentiert er Arbeiten, die vor 2000 entstanden sind, Skulpturen und Bilder. Carr bevorzugt bei seiner Arbeit vor allem Holz. Jede seiner meist mit der Kettensäge aus einem Stamm gearbeiteten Skulpturen bemalt er anschließend mit mehreren, oftmals kräftigen Farben. Diese erinnern an die Farben, die auch in der afrikanischen Kunst zum Tragen kommen.
Bearbeitete und glättete Carr in seinen früheren Werken die Oberfläche der Figuren, so lässt er heute meist die Strukturen sichtbar bleiben, welche durch die Säge am Holz entstanden sind. Bezeichnend sind oft die überlang gestreckten Beine der dargestellten Menschen. Selten ist der Mensch in Carrs Arbeiten allein. Entweder er wird interaktiv oder kommunikativ in eine Gruppe eingebunden oder er erhält Attribute, die über ihn etwas aussagen.
„Ich bearbeite den menschlichen Hedonismus und die Spaßgesellschaft, die heute wie eine Religion ist“, erklärt Carr. Das wird nicht zuletzt deutlich in den „Sieben Todsünden“, massiven kleinformatigen Bronzeskulpturen. Hier ist dralles Leben zu sehen, verknüpft mit Symbolen, die der Bildhauer immer wieder verwendet. So sind für Carr Flugzeuge die heutigen Engel. Menschen werden in einer modern erscheinenden Aufmachung, umgeben von Gegenständen und Tieren, in Szene gesetzt. Die sieben Skulpturen verbinden sich gleichsam zu einem plastischen Gesamtbild.
Seine Herkunft aus dem Realismus wird bei diesen Arbeiten deutlich, beispielsweise, wenn als „Völlerei“eine dralle nackte Frau zu einer Menge Törtchen greift. In der anderen Hand hält sie einen Granatapfel. Die „Faulheit“präsentiert sich als Mensch in Freizeitkleidung, der auf den Kopf gestellt und von Tieren umgeben wurde.
In der Ausstellung wird auch deutlich, dass der Bildhauer in früheren Jahren eher größere Formen gestaltet hat. Heute arbeitet er verstärkt Details heraus. So finden sich jetzt auch zeichnerische Elemente, wie Ritzungen auf den Skulpturen. Viele Jahre hat Terence Carr unter dem Pseudonym und Alter Ego
James N’Guvu einen Teil seiner Werke ausgestellt. In den komplexer aufgebauten und in kräftigeren Skulpturengruppen sah er eine Verbindung zu Afrika. Heute sind viele dieser Elemente in sein Gesamtwerk integriert.
Eine Skulptur aus dem Jahr 2003 zeigt eine drastische Szene: In einer Kiste sind abgetrennte Köpfe zu sehen, ein Arm wurde amputiert. „Nach einem Bericht über Kriege in Afrika befasste ich mich mit den Themen Krieg, Frieden, Liebe und Toleranz“, erklärt der Künstler. „Die Brutalität wird gleichsam hinter großer Farbigkeit versteckt.“Wut und Zorn werden in einigen der
Arbeiten deutlich. Auffällig sind Carrs Wandskulpturen. Ursprünglich noch so flach, dass sie in einen Bilderrahmen passten, haben sie inzwischen den Raum erobert, bilden Reliefs, die auf den Betrachter zu gewölbt sind. Im Obergeschoss präsentiert der Künstler zudem eine Reihe Frauenskulpturen. „Das sind alles Frauen, die mal in meinem Leben eine Rolle gespielt haben.“Aus Gründen der Diskretion tragen die Arbeiten keine konkreten Namen. O
Vernissage ist am Donnerstag, 26. August, um 19 Uhr in der Schwäbi schen Galerie. Danach sind die Arbeiten bis zum 7. November zu sehen.