Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nasser Sommer lässt Bäume aufatmen
Wegen der vielen Regentage können sich die Wälder im Augsburger Land erholen. Forstwirte verzeichnen auch weniger Schäden durch Borkenkäfer. Wie der Wald der Zukunft ist
Landkreis Augsburg Der verregnete Sommer mag für viele frustrierend sein, doch für Forstwirt Philipp Hanner birgt er eine echte Erleichterung. Denn der Regen lässt die Wälder im Landkreis Augsburg aufatmen. „Den Bäumen geht es deutlich besser als in den vergangenen Jahren“, sagt Hanner. Als Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Augsburg-West hat er den Zustand der Wälder genau im Blick und berät Waldbesitzer bei der Pflege ihrer Flächen.
Rund 900 Mitglieder gehören der Forstbetriebsgemeinschaft an. Gemeinsam bewirtschaften sie eine Fläche von knapp 8000 Hektar. Das Kerngebiet erstreckt sich südlich der A8 über die Stauden und den Lech entlang bis nach Schwabmünchen. Wie Hanner erklärt, hatten Hitze und Trockenheit den Bäumen in den vergangenen Jahren zu schaffen gemacht – besonders auf dem Lechfeld. Denn wegen des kiesigen Untergrunds kann das Wasser dort nicht so gut gespeichert werden.
Ein weiteres Problem: der Borkenkäfer, denn der fühlt sich bei Wärme besonders wohl und konnte stark vermehren. Die Bäume wiederum waren wegen der fehlenden Feuchtigkeit nicht so vital und konnten dem Schädling weniger trotzen. Das sei wegen des permanenten Regens und der niedrigeren Temperaturen in diesem Sommer anders. „Wir haben deutlich weniger Befall und Schadholz“, sagt Hanner.
Nach Angaben des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Augsburg sind der Landkreis und die Stadt Augsburg mit rund 38.600 Hektar zu knapp einem Drittel bewaldet. Einige Flächen erfüllen eine besondere Funktion und dienen dem Wasserschutz, der Erholung oder dem Klimaschutz.
Rund 47 Prozent des Waldes befindet sich in Privatbesitz, etwa 13.000 Hektar im Landkreis Augsburg sind Staatswald. Dieser wird vom Forstbetrieb Zusmarshausen der Bayerischen Staatsforsten bewirtschaftet. Wie dessen Leiter Hubert Droste betont, brachten die trocken-heißen Sommer der vergangenen Jahre den Wald in vielen Regionen Mitteleuropas an seine Grenzen. „Auch die Fichtenwälder der Stauden sind nur knapp einer Katastrophe entgangen“, sagt Droste. Nur dank der Niederschläge im vergangenen Jahr sei es Waldbesitzern und Förstern möglich gewesen, den Borkenkäfer in Schach zu halten. Verschärft wird das Problem durch die Fichten-Monokulturen, in der sich der Schädling schnell vermehren kann. Denn bislang dominiert die Fichte mit einem Anteil von 63 Prozent die Wälder im Landkreis Augsburg. Zusammen mit Kiefer, Tanne, Lärche und Douglasie bestehen die Wälder damit zu fast drei Vierteln aus Nadelbäumen. Droste ist überzeugt: „Die Fichte in Reinkultur hat keine Zukunft mehr.“
Zwar konnten Witterungsextreme im Landkreis bislang noch relativ gut abgepuffert werden. Denn die nährstoffreichen Feinlehmschichten in den Stauden könnten viel Wasser speichern. Zudem prosich fitiere die Gegend von Stauniederschlägen an den Alpen. Doch den Wald der Zukunft stellt sich Droste anders vor: Statt Monokulturen sollten seiner Ansicht nach Mischwälder aus möglichst vielen klimastabilen Baumarten entwickelt werden. Beispielsweise könnten vermehrt Eichen, Buchen, Tannen, Douglasien oder Lärchen gepflanzt werden.
Davon ist auch Forstwirt Philipp Hanner überzeugt: „Langfristig müssen wir den Wald umbauen und andere Arten mit hineinbringen.“Denn Fichten seien anfällig für Borkenkäfer und wegen ihrer flachen Wurzeln auch bei starkem Wind weniger standfest als andere Baumarten. Schon jetzt würden Waldbesitzer vermehrt Tannen und Buchen pflanzen. Letztere hat mit zehn Prozent den höchsten Anteil bei den Laubbäumen im Landkreis. Gerade mit Blick auf die Klimaerwärmung seien Laubbäume von Bedeutung, denn sie sind Hanner zufolge wesentlicher kühler. Doch wie der Forstwirt betont: „Irgendwann erreichen auch die heimischen Baumarten ihre Wohlfühlgrenze.“
Flächen für Wasserschutz, Erholung und das Klima