Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Feuerwehr hilft den Fischen in der Laichzeit
Die Jugendfeuerwehren aus den Meitinger Ortsteilen Herbertshofen und Erlingen spülen die Kiesbänke am Mädelelech frei. Von dem Einsatz profitieren nicht nur die Fische
Meitingen So mancher Spaziergänger dürfte sich in diesen Tagen verwundert die Augen gerieben haben: Die Feuerwehr saugt mit einer von einem Kompressor angetriebenen Pumpe das Wasser aus einem kleinen Bach, um es umgehend wieder über einen anderen Schlauch hineinzupumpen. Langweilig war den angehenden Brandbekämpfern aber nicht. Denn was die Jugendlichen der Feuerwehren aus Herbertshofen und Erlingen am Mädelelech veranstaltet haben, hatte durchaus einen Sinn. „So werden die Kiesbänke gesäubert, um dadurch die Bedingungen für die sogenannten Kieslaicher zu verbessern“, sagt Hubert Schuster, der Vorsitzende des Fischervereins Meitingen. Dies ist nun ein weiterer Versuch der Petrijünger, um den gefährdeten Bestand, unter anderem der Bachforellen, zu schützen.
Erst vor wenigen Tagen hat der Verein in Zusammenarbeit mit dem Institut für Fischerei aus Starnberg mit einem bundesweit einzigartigen Projekt versucht, die Population der Bachforellen im Mädelelech zu stabilisieren (wir berichteten). Dazu wurden 2100 Bachforellen ausgesetzt, die zuvor ein ganz spezielles Training bekommen hatten, das sie vor ihren Fressfeinden besser schützen soll. Doch wichtig für eine stabile Population ist nicht nur das Überleben, sondern auch die Reproduktion, also die Fortpflanzung der Fische. Und hierfür ist die Bachforelle als „Kieslaicher“auf besondere Bedingungen angewiesen.
Nahezu alle bayerischen Fische, die in fließenden Gewässern vorkommen, laichen auf einem kiesigen Untergrund. So auch im Mädelelech. Die große Mehrheit dieser „Kieslaicher“gilt nach Auskunft des Landesfischereiverbands jedoch als gefährdet, einige Arten sind bereits aus Mitteleuropa verschwunden. 90 Prozent der „Kieslaicher“sind demnach in der bayerischen Roten Liste aufgeführt. „Um für den Laich die optimalen Bedingungen zu schaffen, müssen die Kiesbänke vor allem vom Schlamm und Sand befreit werden“, erklärt Schuster. Schließlich steht die Laichzeit unmittelbar bevor.
Durch den Einsatz der Jugendfeuerwehr aus Herbertshofen und Erlingen wurden nun diese so wichtigen Reinigungsarbeiten mit C-Schläuchen unter Wasser durchgeführt. „Durch den Strahl wird der Sand hochgewirbelt und von der Strömung weggespült“, sagt Schuster. Auf diese Wiese werden die Lücken im Kies wieder frei. „Sobald die Laichzeit beginnt, schlägt der weibliche Fisch mit dem Schwanz eine kleine Grube in den Kies“, beschreibt Schuster den Vorgang. In diese „Laichgrube“legt der weibliche Fisch seine Eier ab, die dabei gleichzeitig mit der Milch des männlichen Fisches befruchtet werden.
Durch die von der Feuerwehr freigespülten Lücken können die Eier in den Kies trudeln und sind so vor Fressfeinden geschützt. Schlüpft dann aus den Eiern die Larve, kann sich der angehende Fisch erst dann aus dem sicheren Kies befreien, wenn er seinen eigenen Dottersack verzehrt hat und dermaßen verschlankt in der Lage ist, ins freie Wasser zu schwimmen.
„Er begibt sich dann zunächst an die seichteren Stellen in Ufernähe und hält sich dort die erste Zeit auf.“Durch den dichten Uferbewuchs und viel Totholz im Gewässer sei der Mädelelech die ideale Kinderstube, da beispielsweise Kormorane oder Gänsesäger keine „freie Bahn“haben und von dem üppigen Bewuchs ferngehalten werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Fischerverein und die freiwillige Feuerwehr diese Aktion durchführen. Für Hubert Schuster eine Winwin-Situation. „Die Jugend der Feuerwehr hat so die Möglichkeit, praxisnahe Maschinenbedienung zu üben, und die Fische bekommen optimal vorbereitete Kiesbänke für ihre Fortpflanzung“, sagt der Vorsitzende.