Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Feuerwehr hilft den Fischen in der Laichzeit

Die Jugendfeue­rwehren aus den Meitinger Ortsteilen Herbertsho­fen und Erlingen spülen die Kiesbänke am Mädelelech frei. Von dem Einsatz profitiere­n nicht nur die Fische

- VON MATTHIAS SCHALLA

Meitingen So mancher Spaziergän­ger dürfte sich in diesen Tagen verwundert die Augen gerieben haben: Die Feuerwehr saugt mit einer von einem Kompressor angetriebe­nen Pumpe das Wasser aus einem kleinen Bach, um es umgehend wieder über einen anderen Schlauch hineinzupu­mpen. Langweilig war den angehenden Brandbekäm­pfern aber nicht. Denn was die Jugendlich­en der Feuerwehre­n aus Herbertsho­fen und Erlingen am Mädelelech veranstalt­et haben, hatte durchaus einen Sinn. „So werden die Kiesbänke gesäubert, um dadurch die Bedingunge­n für die sogenannte­n Kieslaiche­r zu verbessern“, sagt Hubert Schuster, der Vorsitzend­e des Fischerver­eins Meitingen. Dies ist nun ein weiterer Versuch der Petrijünge­r, um den gefährdete­n Bestand, unter anderem der Bachforell­en, zu schützen.

Erst vor wenigen Tagen hat der Verein in Zusammenar­beit mit dem Institut für Fischerei aus Starnberg mit einem bundesweit einzigarti­gen Projekt versucht, die Population der Bachforell­en im Mädelelech zu stabilisie­ren (wir berichtete­n). Dazu wurden 2100 Bachforell­en ausgesetzt, die zuvor ein ganz spezielles Training bekommen hatten, das sie vor ihren Fressfeind­en besser schützen soll. Doch wichtig für eine stabile Population ist nicht nur das Überleben, sondern auch die Reprodukti­on, also die Fortpflanz­ung der Fische. Und hierfür ist die Bachforell­e als „Kieslaiche­r“auf besondere Bedingunge­n angewiesen.

Nahezu alle bayerische­n Fische, die in fließenden Gewässern vorkommen, laichen auf einem kiesigen Untergrund. So auch im Mädelelech. Die große Mehrheit dieser „Kieslaiche­r“gilt nach Auskunft des Landesfisc­hereiverba­nds jedoch als gefährdet, einige Arten sind bereits aus Mitteleuro­pa verschwund­en. 90 Prozent der „Kieslaiche­r“sind demnach in der bayerische­n Roten Liste aufgeführt. „Um für den Laich die optimalen Bedingunge­n zu schaffen, müssen die Kiesbänke vor allem vom Schlamm und Sand befreit werden“, erklärt Schuster. Schließlic­h steht die Laichzeit unmittelba­r bevor.

Durch den Einsatz der Jugendfeue­rwehr aus Herbertsho­fen und Erlingen wurden nun diese so wichtigen Reinigungs­arbeiten mit C-Schläuchen unter Wasser durchgefüh­rt. „Durch den Strahl wird der Sand hochgewirb­elt und von der Strömung weggespült“, sagt Schuster. Auf diese Wiese werden die Lücken im Kies wieder frei. „Sobald die Laichzeit beginnt, schlägt der weibliche Fisch mit dem Schwanz eine kleine Grube in den Kies“, beschreibt Schuster den Vorgang. In diese „Laichgrube“legt der weibliche Fisch seine Eier ab, die dabei gleichzeit­ig mit der Milch des männlichen Fisches befruchtet werden.

Durch die von der Feuerwehr freigespül­ten Lücken können die Eier in den Kies trudeln und sind so vor Fressfeind­en geschützt. Schlüpft dann aus den Eiern die Larve, kann sich der angehende Fisch erst dann aus dem sicheren Kies befreien, wenn er seinen eigenen Dottersack verzehrt hat und dermaßen verschlank­t in der Lage ist, ins freie Wasser zu schwimmen.

„Er begibt sich dann zunächst an die seichteren Stellen in Ufernähe und hält sich dort die erste Zeit auf.“Durch den dichten Uferbewuch­s und viel Totholz im Gewässer sei der Mädelelech die ideale Kinderstub­e, da beispielsw­eise Kormorane oder Gänsesäger keine „freie Bahn“haben und von dem üppigen Bewuchs ferngehalt­en werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Fischerver­ein und die freiwillig­e Feuerwehr diese Aktion durchführe­n. Für Hubert Schuster eine Winwin-Situation. „Die Jugend der Feuerwehr hat so die Möglichkei­t, praxisnahe Maschinenb­edienung zu üben, und die Fische bekommen optimal vorbereite­te Kiesbänke für ihre Fortpflanz­ung“, sagt der Vorsitzend­e.

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Fotos: Marcus Merk Die Jugendfeue­rwehren aus Herbertsho­fen und Erlingen spülen die Kiesbänke am Mädelelech frei.
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So entstehen Lücken im Geröll, durch die später die befruchtet­en Eier trudeln kön‰ nen, damit sie vor Fressfeind­en ge‰ schützt sind.

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