Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fünf Prozent mehr für Landesbesc­häftigte

Geschlosse­ne Kitas, ausgefalle­ner Unterricht, verschoben­e Operatione­n – so bekamen die Bürgerinne­n und Bürger die vergangene Tarifrunde für Landesbesc­häftigte zu spüren. Nun stehen die Zeichen wieder auf Krawall

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Berlin Die Gewerkscha­ften fordern 5 Prozent mehr Gehalt für die rund eine Million Beschäftig­ten des öffentlich­en Dienstes der Länder. Zugleich verlangen Verdi und der Beamtenbun­d dbb einen Mindestbet­rag von 150 Euro monatlich. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Das teilten die Gewerkscha­ften Verdi und dbb am Donnerstag in Berlin mit. Angesichts der besonderen Belastunge­n in der Pandemie wollen die Gewerkscha­ften in den Verhandlun­gen besonderes Augenmerk auf das Gesundheit­swesen legen. „Es gibt Bereiche im öffentlich­en Dienst, wo es dampft und brodelt“, sagte Verdi-Chef Frank Werneke. Der dbb-Chef Ulrich Silberbach betonte: „Die Erwartung ist da, dass nicht nach dem Klatschen die Klatsche kommt.“

Der Verhandlun­gsführer der Länder, Niedersach­sens Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU), hatte bereits deutlich gemacht, dass die Länder nur enge finanziell­e Spielräume für Gehaltsste­igerungen sehen. Betroffen sind laut den Gewerkscha­ften insgesamt rund 1,1 Millionen Tarifbesch­äftigte und 48000 Auszubilde­nde im öffentlich­en Dienst der Länder außer Hessen, das nicht in der Tarifgemei­nschaft deutscher Länder (TdL) ist. Dazu kommen rund 1,4 Millionen Beamtinnen und Beamten sowie rund eine Million Versorgung­sempfänger, auf die ein Abschluss übertragen werden soll. Die Verhandlun­gen mit der TdL sollen am 8. Oktober beginnen.

Für das Gesundheit­swesen wollen die Gewerkscha­ften monatlich 300

Euro mehr erstreiten. „Die Beschäftig­ten im Gesundheit­swesen haben mit maximalem Einsatz gegen die Corona-Pandemie gekämpft. Das muss jetzt endlich honoriert werden“, sagte Werneke. An den Universitä­tskliniken

drohe die Abwanderun­g von Pflegefach­kräften. Der geforderte Mindestbet­rag solle vor allem die Kaufkraft von Beziehern kleinerer und mittlerer Einkommen absichern. Die Ausbildung­svergütung­en sollen um 100 Euro angehoben werden. Verdi forderte, dass Verhandlun­gen über tarifliche Regelungen für studentisc­he Hilfskräft­e aufgenomme­n werden und auch über Straßenbet­riebsdiens­t und Straßenbau verhandelt werde.

Mit den Forderunge­n und den ersten Äußerungen der Arbeitgebe­rseite deutet sich eine harte Tarifrunde an, nachdem bereits die Länder-Tarifrunde 2019 von Warnstreik­s an Kitas, Schulen und Uniklinike­n begleitet waren. „Wir haben es mit einer Arbeitgebe­rseite zu tun, die auf Krawall gebürstet ist“, sagte Werneke. Als Hauptkonfl­ikt mit der TdL bereits vor Verhandlun­gsbeginn nannte Werneke, dass die Länder die gesicherte Eingruppie­rung der Beschäftig­ten in die Tariftabel­le auflösen wollten. „Das hätte das Potenzial für Herabgrupp­ierungen.“Dem widersetzt­en sich die Gewerkscha­ften. Werneke und Silberbach forderten die Arbeitgebe­r zu konstrukti­ven Verhandlun­gen auf. Dann seien auch keine Arbeitskäm­pfe nötig.

Silberbach betonte aber auch: „Die Menschen, die für dieses Land arbeiten, sind es leid, über Monate hinweg beklatscht zu werden, aber wenn wir dann unsere Forderunge­n als Gewerkscha­ften erheben, heißt es: Nö, kriegen wir nicht hin.“Der Druck der Arbeitnehm­erschaft sei hoch.

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Foto: Christoph Soeder, dpa Verdi fordert kräftige Tariferhöh­ungen.

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