Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Trends der florierend­en Fahrradbra­nche

Im September kommen Fahrradher­steller aus der ganzen Welt zum letzten Mal zur Eurobike an den Bodensee. Mit welchen Produkten die Hersteller den Zweiradboo­m jetzt noch weiter anheizen wollen

- VON VANESSA POLEDNIA

Friedrichs­hafen Eine bessere Werbung hätten sich die Veranstalt­er der Eurobike nicht erträumen können. Kurz vor dem Start der bekannten Fahrradmes­se in Friedrichs­hafen fordern die Grünen eine Förderpräm­ie für Lastenräde­r. Und so fahren Klaus Wellmann, Geschäftsf­ührer der Messe Friedrichs­hafen, und Eurobike-Projektlei­ter Dirk Heidrich nicht zufällig mit einem Lastenrad zur Pressekonf­erenz vor. 29 Innovation­en der Radbranche wurden zur 29. Eurobike-Messe vorab präsentier­t.

Während es aufgrund der hohen Nachfrage beim Radkauf vermehrt zu Wartezeite­n kommt, können sich Besucher auf der Messe über die neuesten Trends informiere­n. Radsportbe­geisterte können dabei die Produkte und Dienstleis­tungen von 630 Aussteller­n aus 42 Nationen vom 1. bis 4. September austesten. Das sind weniger als halb so viele wie bei der bislang letzten Ausgabe der Fahrradmes­se 2019, als mehr als 1400 Aussteller kamen. Man sei angesichts der Pandemie dennoch sehr zufrieden mit der Resonanz, sagte der Geschäftsf­ührer der Messe Friedrichs­hafen, Klaus Wellmann. Nach einer digitalen Ausgabe im

Jahr 2020 sei es wichtig, wieder eine Präsenzmes­se zu veranstalt­en: „Es gibt so viel zu besprechen in dieser Branche, die wunderbar boomt.“

Das vierrädrig­e Lastenrad, auf dem die Veranstalt­er auf die Bühne fahren, gehört zu diesen Produktneu­heiten. Das vollgefede­rte Rad ist dank Carbonrahm­en mit 49 Kilo vergleichs­weise leicht und kann bis zu 250 Kilo auf die Ladefläche packen. Allgemein bleibt das Motto der Branche: je leichter, desto besser. Auch die E-Bikes werden handund sehen ganz bewusst wie herkömmlic­he Räder aus. E-Mountainbi­kes gehören zu den Verkaufssc­hlagern. Farblich darf hierbei auch mittlerwei­le geklotzt anstatt nur gekleckert werden, wie ein vorgestell­tes Modell in mattgolden­er Farbe beweist.

Zu den Lieblingen der Experten gehört das Gravel Bike, eine Mischung aus Rennrad und Mountainbi­ke. Seine Reifen haben ein breites Profil. Die Fahrer und Fahrerinne­n sollen damit trotzdem schnell vom

Fleck kommen. Doch noch wichtiger als die Optik ist nach Ansicht der Veranstalt­er, dass die Räder und ihre Ausstattun­g immer funktional­er werden und mit ausgeklüge­lter Technik punkten. So wird unter anderem ein schickes als auch schnelles Speed-Pedelec für Pendler vorgestell­t und ein annähernd wartungsfr­eies Modell, in dessen Rahmen Kabel und Co. vor Umwelteinf­lüssen geschützt werden.

Der Pendler kann seinen wasserfest­en Rucksack im Handumdreh­en in eine Satteltasc­he verwandeln und diese auf den Gepäckträg­er in Sekunden befestigen. Das Gestell lässt sich genauso leicht abmontiere­n, um eine Runde im Wald zu drehen. Andere Systeme ersetzen in Windeseile Kindersitz­e durch Handtasche­n oder verwandeln Lastenräde­r zu ergonomisc­hen Kindertran­sportern. Im Alltag immer dabei: Der zusammenge­faltete Ganzkörper­regenanzug, der an regnerisch­en Tagen trocken hält. Ungefähr so stellen sich die Macher der Eurobike-Messe die Zukunft des Radfahrens vor.

Gegen einen Helm spreche spätestens jetzt nichts mehr, meinen die Experten. Denn diese kommen mittlerwei­le besonders elegant daher. Zu den Innovation­en gehören besonders schützende, da extra gelicher polsterte Kinderhelm­e und Modelle, die ein integriert­es Rücklicht vorweisen und aus recycelten Materialie­n bestehen. Für alle, die sich nachts gerne in die Kurve legen: Scheinwerf­erhalterun­gen passen sich an die Neigung des Rads an und lassen den Lichtkegel da, wo er hingehört: im Sichtfeld der Fahrenden. Andere Lampen passen sich den Lichtverhä­ltnissen und schalten sich zum Beispiel bei einer Fahrt durch einen Tunnel automatisc­h an.

Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) sind 2020 mehr als fünf Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft worden, ein Plus von fast 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wegen Lieferprob­lemen könnten manche Räder erst mit monatelang­er Verspätung ausgeliefe­rt werden, teilte der Verband des Deutschen Zweiradhan­dels Anfang August mit.

Der Markt für Lastenräde­r boomt in Deutschlan­d ebenfalls – auch dank Kaufprämie­n, etwa für gewerblich­e Lastenräde­r: Rund 103000 Cargo-Bikes wurden im Jahr 2020 in Deutschlan­d verkauft, gut drei Viertel davon mit einem Elektroant­rieb, schätzt der Zweirad-Industrie-Verband. Das entspricht einem Wachstum von rund 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Foto: Felix Kästle, dpa

 ??  ?? Bis zu 250 Kilogramm Nutzlast: Messe‰Vertreter Dirk Heidrich stellte das vierrädrig­e Lastenrad SUM‰X von One Less vor.
Bis zu 250 Kilogramm Nutzlast: Messe‰Vertreter Dirk Heidrich stellte das vierrädrig­e Lastenrad SUM‰X von One Less vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany