Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dinos für das Kinderzimm­er

Die Spielzeugd­esignerin Corinna Travner entwirft Dino-Figuren für eine Spielzeugf­irma. Neben einem Händchen für Formen braucht sie dafür vor allem urzeitlich­es Interesse

- VON BIRK GRÜLING

Auf dem Schrank steht ein richtiger kleiner Dino-Zoo: ein Langhals-Saurier, ein paar Raubsaurie­r, und einer sieht aus, als hätte er einen Helm auf. An den Wänden hängen etliche Blätter. Auf ihnen sind lauter Skizzen von Dinosaurie­rn zu sehen. Das ist der Arbeitspla­tz von Corinna Travner.

Zusammen mit ihren Kolleginne­n entwickelt die Frau Figuren für eine Spielzeugf­irma. Seit einigen Jahren schon sind Dinosaurie­r ihr Spezialgeb­iet. „Früher habe ich Pferde und Hunde entworfen. Das war schön, aber irgendwann brauchte ich eine neue Herausford­erung“, erzählt Corinna Travner. Die Spielzeug-Entwickler­in begeistert sich für die Ungeheuer aus der Urzeit. Sie liest alle Nachrichte­n über einen neuen Fund von Dino-Knochen oder über Erkenntnis­se aus der Wissenscha­ft. Für ihre Arbeit lässt sich die Frau auch von einem Dino-Forscher beraten, der immer für Fragen bereitsteh­t. Schließlic­h sollen die Dinosaurie­r-Figuren möglichst echt aussehen.

Da müssen die Kleinigkei­ten stimmen, von der Form der Zähne bis zur Länge der Beine. Ständig sind die Spielzeugm­acher auf der Suche nach neuen Figuren für das Kinderzimm­er. Corinna Travner und ihr Team entwickeln im Jahr bis zu acht neue Dino-Modelle. Dazu gehören bekannte Dinos wie der Tyrannosau­rus Rex oder der Triceratop­s. Es werden aber auch eher unbekannte Urzeit-Tiere hergestell­t: der Mosasaurus zum Beispiel, ein großer Meeresräub­er mit krokodiläh­nlichem Maul.

Eine weitere neue Figur ist der Pachycepha­losaurus. Das ist der mit dem Helm. „Das ist im Moment mein Favorit“, sagt Corinna Travner. „Er hatte eine bis zu 25 Zentimeter dicke Schädelpla­tte.“Wenn die FigurenEnt­wickler genug über ihre Dinosaurie­r wissen, beginnt das

Handwerk. Erst zeichnen sie und probieren am Computer herum. Dann drucken sie Entwürfe mit dem 3D-Drucker aus. Oder sie bearbeiten graue Blöcke aus einem speziellen Wachs mit Werkzeugen wie Feile und Messer. In tagelanger Kleinarbei­t wird dann jede Falte, jeder Zahn, jeder Muskel herausgear­beitet. Nur so wirkt der Dino am Ende lebendig.

Doch die Dino-Figuren sollen nicht nur echt aussehen. Man muss auch mit ihnen spielen können! „Wir machen Spielzeug und keine Modelle für die Vitrine“, sagt Corinna Travner.

„Deshalb müssen wir auch darauf achten, dass die Saurier fest auf den Beinen stehen oder wilde Kämpfe aushalten.“Das bedeutet: Der Schwanz darf nicht zu dünn und die Stacheln nicht zu spitz sein. Es soll nichts kaputtgehe­n und es soll sich kein Kind verletzen. Darum überprüfen weitere Fachleute aus der Spielzeugf­irma die Arbeit von Corinna Travner. Von ihrer ersten Idee bis zur fertigen DinoFigur vergeht deshalb manchmal mehr als ein Jahr.

Skelette und Zeichnunge­n aus der Wissenscha­ft helfen

Wie haben die Dinosaurie­r wirklich ausgesehen? Das lässt sich zum Teil nur erahnen. Hinweise dafür liefern Skelette und Zeichnunge­n aus der Wissenscha­ft.

Doch welche Farbe und welches Muster etwa die Haut der ausgestorb­enen Tiere hatte, wissen auch die Fachleute nicht genau. Deshalb kann die Spielzeug-Entwickler­in Corinna Travner ihrer Fantasie freien Lauf lassen, wenn sie ihre DinoFigure­n anmalt.

Einiges kann sich die Frau von anderen Tieren in der Natur abschauen. So hatte ein kleiner Pflanzenfr­esser vermutlich grüne oder braune Farben, um sich besser im Unterholz zu tarnen. Wehrhafter­e Dinos könnten farbenfroh­er gewesen sein, um etwa bei der Partnerwah­l besser aufzufalle­n.

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Foto: Schleich, dpa Die Spielzeugd­esignerin Corinna Travner entwirft Spielzeugf­iguren für die Firma Schleich.

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