Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Hallervorden attackiert das Gendern
Der Chef des Berliner Schlosspark Theaters löst eine heftige Debatte aus
Berlin Dieter Hallervordens Vergleich von Gendern mit der Sprachpolitik von Nationalsozialisten und Kommunisten hat erregte Debatten ausgelöst. Der Schauspieler und Bühnenchef hatte bei einem Termin seines Schlosspark Theaters in Berlin betont, sein Haus werde sich am Gendern nicht beteiligen. „Alles, was vonseiten des Theaters herausgegeben wird, wird nicht dazu dienen, die deutsche Sprache zu vergewaltigen.“Der 85-Jährige hatte auch gesagt: „Natürlich entwickelt sich Sprache. Aber sie entwickelt sich nicht von oben herab auf Befehl. Es hat in der letzten Zeit nämlich zwei Versuche gegeben. Einmal von den Nazis und einmal von den Kommunisten. Beides hat sich auf Druck durchgesetzt, aber nur temporär – und zwar auf Zwang.“
Die feministische Rapperin Lady Bitch Ray – sie ist studierte Sprachwissenschaftlerin – twitterte: „Seit wann befinden sich marginalisierte Frauen oder trans Menschen gesellschaftlich ‚OBEN‘??“Der Satiriker Jan Böhmermann schrieb auf Twitter in Anspielung auf den bekannten „Palim Palim“-Sketch von Hallervorden und Gerhard Wollner nur zwei Worte: „Palim:innen, Palim:innen!“Der langjährige Leiter der Stasi-Opfer-Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, schrieb an die Adresse von Hallervordens Schlosspark Theater hingegen: „Danke, @SPT Berlin, dass Ihr da nicht mitmacht!“
Um einiges schärfer zu lesen, sind viele Leserzuschriften zu Berichten von Zeitungen und Sendern, die in digitalen Netzwerken gepostet wurden. Manche beschimpften Hallervorden als Prototypen eines zornigen alten weißen Mannes. Jedoch verteidigten auch viele seine Haltung. Seit Jahren wird in Deutschland in der Gesellschaft diskutiert, ob die männlichen Formen in der Sprache durch weiter gefasste Begriffe ersetzt oder ergänzt werden – um Frauen, aber auch Transmenschen einzubeziehen.