Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Peter Glowotz schreibt eine Ulmer‰Krimi‰Serie

Spät hat der Meringer Autor mit dem Schreiben begonnen, obwohl er immer ein begeistert­er Leser war. Er hat jetzt den zweiten Band mit seinem Kommissar Querlinger vorgelegt. Es geht um Morde mit langer Vorgeschic­hte

- VON GÖNÜL FREY

Mit grummelig-schwäbisch­em Charme erfreut der Ulmer Hauptkommi­ssar Eugen Querlinger erneut die Leser. Der in Mering im Landkreis Aichach-Friedberg lebende Autor Max Abele hat auf 400 Seiten im Emons-Verlag den zweiten Fall des raubeinige­n Ermittlers veröffentl­icht. Dieser wartet gleich zu Beginn mit zwei Leichen auf. Weitere Morde folgen in beängstige­ndem Tempo. Zur Aufklärung der Taten müssen der Hauptkommi­ssar und sein sich ständig kabbelndes Team tief in die Vergangenh­eit eintauchen.

Hinter dem Pseudonym Max Abele verbirgt sich der 70-jährige Peter Glowotz. „Ich bin ein Spätberufe­ner“, sagt er über sich selbst. Obwohl er schon als Jugendlich­er ein begeistert­er Leser war und davon träumte, selbst zu schreiben, hat er sein erstes Buch erst jenseits der 50 verfasst. Geboren in Südamerika als Sohn eines ungarische­n Vaters und einer ostpreußis­chen Mutter wuchs Glowotz in der Nähe von Pfullendor­f auf. Er machte zunächst eine Lehre zum Schriftset­zer und studierte dann Grafikdesi­gn. Für die Arbeit in einer Werbeagent­ur landete er auch in Ulm, wo er vier Jahre lang lebte. Mittlerwei­le ist er mit seiner Frau und anfangs auch mit seinen mittlerwei­le erwachsene­n

Söhnen seit vielen Jahrzehnte­n im Landkreis Aichach-Friedberg zu Hause. Die erste Lesung eines neuen Buches hält er deshalb auch immer in der Kissinger Bücherei ab.

Doch aus seiner Ulmer Zeit ist ihm die Liebe zur schwäbisch­en Sprache und Mentalität geblieben. In seiner Krimi-Reihe um den Kommissar Querlinger lebt er diese nun aus – gewürzt mit einer guten Prise Humor. „Querlinger – das ist die leichte Operette als die schwere Oper“, sagt der Autor selbst. Und so können sich auch zartbesait­ete Leser getrost an den Krimi „Tote Schwaben leben länger“wagen. Ohne zu viele blutige Details versteht Glowotz es, sehr schnell Spannung aufzubauen. Erst tauchen im Federsee bei Bad Buchau zwei Leichen auf, die dort offensicht­lich schon seit vielen Jahren liegen. Wenig später wird in Ulm ein Obdachlose­r ermordet. Er trägt ein auffällige­s Kleeblatt-Tattoo.

Und der Leser weiß schon, was Querlinger noch nicht ahnt: Beide Fälle hängen zusammen. Spätestens als ein weiterer Toter auftaucht, der eine ähnliche Tätowierun­g besitzt, stehen Querlinger und seine Kollegen ziemlich unter Druck. In seiner Ratlosigke­it begibt sich der Kommissar sogar verkleidet auf verdeckte Ermittlung­en in der Obdachlose­nszene – was zu komischen Verwicklun­gen und einer mittelschw­eren Ehekrise mit Gattin „Mäusle“Luise führt. Schon folgt das nächste Opfer: Dieses Mal ist es ein reicher Unternehme­r. Und bei Hauptkommi­ssar Querlinger beginnt es zu arbeiten. Unbewusst wahrgenomm­ene, kleinste Hinweise verdichten sich schon fast Sherlock-Holmeswürd­ig zur Lösung der Fälle.

Und die liegt in der Vergangenh­eit. Schon im ersten Krimi der Reihe, „Nur tote Schwaben schweigen“, war ein Jahrzehnte zurücklieg­endes Verbrechen der Auslöser für eine grausame Mordserie. Das ist kein Zufall. „Es fasziniert mich einfach. Wie Ereignisse, die viele Jahrzehnte zurücklieg­en, sich noch in die Gegenwart auswirken“, erklärt der Autor.

Er hatte auch beim zweiten Band noch viel Vergnügen mit seinem Querlinger und denkt bereits über den dritten Teil nach. Der Plot daeher für steht in groben Zügen schon fest. Manchmal müsse er selbst beim Schreiben laut lachen, verrät er. Bei aller Spielerei mit ironischen und satirische­n Momenten, vergisst Glowotz jedoch nie die Sorgfalt. Keine ärgerliche­n Logikfehle­r stören die Freude an der Auflösung des Falls.

Der vielseitig­e Autor beherrscht aber nicht nur den leichten Ton des heiteren Regionalkr­imis. Ganz anders lesen sich ein zeitgenöss­ischer Thriller, den er unter eigenem Namen veröffentl­icht hat und seine beiden historisch­en Krimis unter dem Pseudonym Peter Orontes. Letztere erschienen in mehreren Auflagen und „Die Tochter der Inquisitio­n“wurde mit dem Literaturp­reis „Goldener Homer“ausgezeich­net.

Die Recherchen für dieses Buch, das sich mit der Geschichte der Waldenser und deren Verfolgung durch die Inquisitio­n befasste, waren dem Autor selbst so an die Nieren gegangen, dass er sich mit seinen Regionalkr­imis erst einmal einem fröhlicher­en Genre widmen wollte. Doch die Faszinatio­n für historisch­e Stoffe hat ihn nicht losgelasse­n. Parallel zum dritten Schwabenkr­imi arbeitet er aktuell an einem Buch, dessen Handlung im Mittelalte­r angesiedel­t ist.

» Max Abele: Tote Schwaben Leben Länger, Emons Verlag, 400 S., 14 Euro

 ?? Foto: Gönül Frey ?? Der Meringer Autor Peter Glowotz, der als Max Abele eine Krimi–Serie schreibt, die in und um Ulm spielt.
Foto: Gönül Frey Der Meringer Autor Peter Glowotz, der als Max Abele eine Krimi–Serie schreibt, die in und um Ulm spielt.

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