Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Suche nach der richtigen Taktik
Der FC Augsburg hat in der Bundesliga noch nie gegen Leverkusen gewonnen. Das soll sich ändern. Dabei muss Trainer Weinzierl aber auf einen wichtigen Spieler verzichten
Augsburg Markus Weinzierl weiß, wie man Bayer Leverkusen schlägt. Mit Schalke 04 gewann der Trainer des FC Augsburg am 28. April 2017 mit 4:1 in Leverkusen. Trotzdem war er am Saisonende seinen Job beim Revierklub los. Groß über seine blau-weiße Vergangenheit will Weinzierl daher nicht mehr reden. Jetzt ist er wieder Trainer des FC Augsburg – und dessen Bilanz gegen Bayer Leverkusen ist grauenvoll. Vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) in der WWK-Arena bestritt man 20 Bundesligaspiele gegeneinander, der FCA siegte noch nie, verlor 13 Partien, in sieben trennte man sich unentschieden.
Die wohl spektakulärste Punkteteilung ereignete sich in Weinzierls ersten Augsburger Amtszeit (2012 bis 2016). „Ich kann mich auch an gute Spiele hier erinnern, zum Beispiel mit dem Ausgleich von Marwin Hitz.“Im Februar 2015 erzielte der damalige Torhüter des FC Augsburg in der Nachspielzeit den 2:2-Ausgleich, als er bei der letzten Ecke in den Bayer-Strafraum geeilt war. Der Treffer wurde später zum Tor des Monats gekürt.
Lange ist es her. Jetzt will Weinzierl die Negativserie unbedingt beenden. „Die Bilanz ist nicht gut, die kennen wir. Wir wollen zu Hause den Dreier, wir wollen mindestens einen Punkt, aber dafür brauchen wir noch eine bessere Leistung wie im letzten Spiel“, sagt er bestimmt.
Da holte der FCA mit einer starken defensiven Leistung bei der Frankfurter Eintracht ein 0:0. Mehr Augenmerk auf die Abwehr hatte Weinzierl seiner Mannschaft nach dem ernüchternden 0:4 zum Saisonauftakt zu Hause gegen die TSG 1899 Hoffenheim verordnet. Was auch gelang.
Dass dabei das von ihm so sehr propagierte spektakuläre Umschaltspiel meist auf der Strecke blieb, nahm er in Frankfurt in Kauf. Ein verkorkster Saisonstart mit zwei Niederlagen wäre aus seiner Sicht
schlimmer gewesen. Diese Ansicht kann man teilen, doch der FCA hatte Weinzierl im März als Ersatz für Heiko Herrlich geholt, um auch wieder attraktiven Fußball zu bieten. Deshalb fordert Weinzierl am Samstag von seinen Spielern auch, defensive Disziplin mit geschicktem Agieren nach vorne zu kombinieren:
„Defensiv haben wir die Basis für einen Erfolg gelegt, jetzt wollen wir mehr Torgefahr entwickeln. Das muss der nächste Schritt sein.“
Dabei muss er allerdings weiter auf Kapitän und Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw verzichten. Der Niederländer musss wie schon in Frankfurt mit Adduktorenproblenoch men passen. Wesentlich schlimmer hat es (wieder einmal) Mittelfeldspieler Jan Moravek erwischt, der bei der Eintracht ausgewechselt werden musste. „Er hat eine Muskelverletzung. Das wird ein längerfristiger Ausfall. Es ist schwer, eine Ausfallzeit zu diagnostizieren, aber wir werden ihm die Zeit geben.“
Dafür konnte er bei anderen Personalien Entwarnung geben. Felix Uduokhai ist nach leichten muskulären Problemen seit Mitte der Woche wieder im Training. Florian Niederlechner konnte nach seiner Platzwunde alle Trainingseinheiten absolvieren. „Bei ihm sieht es gut aus“, sagt der FCA-Chefcoach. Vielleicht reicht es auch schon für die genesenen Alfred Finnbogason und Sergio Córdova.
Genügend Offensivpersonal hat Weinzierl also, jetzt muss er das Personalpuzzle richtig zusammenfügen, um das gut gestartete Leverkusen stoppen zu können. Unter dem neuen Trainer Gerardo Seoane, der aus Bern nach Leverkusen wechselte, gelang zuletzt ein 4:0-Erfolg gegen Gladbach. Trotzdem, so defensiv ausgerichtet wie in Frankfurt wird Weinzierl sein Team wohl nicht mehr einstellen. Denn er will den eigenen Fans guten Fußball zeigen. 12.500 dürfen geimpft, genesen oder getestet ins Stadion. Am Donnerstag waren aber erst rund 8000 Karten verkauft. Deshalb wirbt Weinzierl: „Wir sind in meinen Augen Außenseiter, aber in dieser Rolle fühlen wir uns wohl. Wenn du gewinnen musst, ist es immer schwieriger. Tor verteidigen, kontern plus gute Spielanlage – das wird unsere Aufgabe sein.“
So will er die Zuschauer begeistern: „Wir müssen dafür sorgen, dass der Funke überspringt. Vom Rasen auf die Tribüne. Da sind wir gefordert, dass wir mutig agieren. Es ist unsere Pflicht, hundert Prozent zu geben und sich zu zerreißen.“So wie Marwin Hitz im Februar 2015. Am Ende der Saison hatte sich der FCA dann als Fünfter für die Europa League qualifiziert.