Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Augsburger BallonGiganten in aller Welt
Ballonbau Wörner fertigt seit vielen Jahren Gasballone und Luftschiffe im Stadtteil Oberhausen. Von dort aus geht es zu exotischen Orten. Bald zieht das Unternehmen aufs Flughafen-Areal
Seit 1897 werden in Augsburg Gasballone gefertigt, seit 1902 entstehen auch Hüllen für Luftschiffe. Die von Gas getragenen Luftfahrzeuge begründeten Anfang des 20. Jahrhunderts den Ruf Augsburgs als Luftfahrtstadt. Erst 1917 begann in Augsburg der Flugzeugbau. In Augsburg entstehen noch immer Flugzeugsegmente. Dass auch Ballone und Luftschiffe aus Augsburg in aller Welt abheben, ist nur
Insidern geläufig.
Ballonbau Wörner fertigt sie.
Die Luftfahrzeuge entstanden jahrzehntelang an der Zirbelstraße in Oberhausen. Jetzt übersiedelt Ballonbau Wörner in das Gewerbegebiet Airpark am Flugplatz. Ab 6. September gilt die neue Adresse Flughafenstraße 20. Hier wird die über 120-jährige Tradition in der Augsburger Ballonbaugeschichte fortgesetzt. Hier entstehen weiterhin Gasfreiballone, mit denen sich Ballonpilotinnen und Ballonfahrer in aller Welt den Winden anvertrauen. Sie wissen beim Abheben noch nicht genau, wohin sie der Wind treibt und wo sie zur Landung Gas ablassen.
Dauerhaft prall mit Gas gefüllt dagegen sind Ballon-Giganten von Ballonbau Wörner. Sie bleiben mit Drahtseilen an den Boden „gefesselt“. Es sind Riesen-Fesselballone, die als Aussichtskanzeln an außergewöhnlichen Orten rund um den Globus 150 Meter hochsteigen dürfen. Eine größere Höhe erlauben die Luftfahrt-Sicherheitsvorschriften nicht.
Der Typ Aero 30 ist mit 23 Meter Durchmesser ein Ballon der Superlative. Die Füllung mit 6100 Kubikmeter Heliumgas macht ihn als Lift einsetzbar. Ein Kubikmeter des unbrennbaren, teuren Naturgases Helium hebt in Erdnähe 1,1145 Kilogramm Last. Eine Rundgondel aus Leichtmetall, besetzt mit bis zu 30 Passagieren, liftet er mit großer Sicherheitsreserve in 150 Meter Höhe. Winden holen ihn für den nächsten Aufstieg wieder zurück.
Derzeit steigen 17 Ballonriesen made in Augsburg weltweit auf. Ballonbau Wörner fertigte die Hüllen sowie die Netze und andere Komponenten. Die Installation der BallonGiganten erfolgt zusammen mit dem französischen Unternehmen Aerophile. Die Ballon-Standorte sind touristische Anziehungspunkte. In Deutschland ist ein einziger Ballon im Einsatz: der Weltballon beim Checkpoint Charlie im Herzen Berlins. Aus 150 Meter Höhe ist von dort aus Berlin überblickbar.
Die anderen 16 Ballon-Standorte sind über den Globus verstreut: In Kambodscha in Südostasien ermöglicht ein Aero 30 Besuchern aus aller Welt den Blick aus der Vogelschau auf den 163 Hektar großen weltberühmten Tempelbezirk von Angkor Wat. Eine blühende Millionenstadt ist Suwon in Südkorea. Dort bildet ein Aussichtsballon neben einer historischen buddhistische Tempelanlage eine Attraktion für Pilger und Einheimische.
In Puebla in Mexiko ist auf 2000 Meter Höhe ein Ballon-Gigant aus Augsburg stationiert. Sein Standort bei einem viel besuchten Naturparadies mit Blick auf einen aktiven Vulkan garantiert für viele Besucher ein besonderes Erlebnis. Der Ballon hebt am Einkaufszentrum Explanada ab. Diese Aufschrift wirbt auch für einen damit verbundenen Vergnügungspark mit Kinos und Eisbahn.
Ein wahrlich exotischer Betriebsort ist die Privatinsel Cococay auf den Bahamas. Die kleine Insel ist ein Luxus-Vergnügungspark im Besitz einer Kreuzfahrt-Reederei. Die Karibikinsel
wird ausschließlich von deren Schiffen angelaufen. Den Überblick über die gesamte Insel mit etlichen Süßwasser- und Meerwasser-Pools dürfen nur die zahlungskräftigen Gäste von ganztägigen Inseltrips genießen. An alle Bevölkerungsschichten richtet sich dagegen die Werbung für den Globo Aerostatico de Jayuaya auf der Insel Puerto Rico. Sie preist den Aussichtsballon als Hauptattraktion eines agrartouristischen Projekts. Er ist auf einer Bergkuppe der Hauptinsel des kleinen karibischen Freistaats in den Großen Antillen platziert.
In Frankreich steht ein Ballon aus Augsburg mitten in Epernay, der Hauptstadt der Champagne. Einen solchen Aussichtsballon kennen viele Franzosen vom Disneyland bei Paris. Ballonbau Wörner lieferte dorthin 2004 den ersten Großballon. Ausgebucht sind die abendlichen Aufstiege, wenn Disneyland in buntem Lichterglanz erstrahlt.
Kein Ballon, sondern ein Luftschiff ist das bislang voluminöseste Luftgefährt, für das Ballonbau Wörner die gasdichte Hülle fertigte. Im Mai 2015 wurde die Riesenzigarre an die WDL Luftschiffgesellschaft in Mülheim an der Ruhr ausgeliefert. Es ist ein Luftschiff in Ballonbauweise. Das heißt: Das 59,75 Meter lange und 19,30 Meter hohe Prallluftschiff besitzt kein stabiles inneres Tragegerüst. Allein die Prallfüllung mit 6700 Kubikmetern Heliumgas hält die Hülle straff. Bei nächtlichen Werbeflügen von innen beleuchtet, sehen die Schweißnähte der Haut aus wie ein filigranes Gerippe. Acht Personen haben in der daran befestigten Kabine Platz, zwei Motoren treiben das Luftschiff an.