Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wo sich Menschen am häufigsten impfen lassen

Die Nachfrage nach den mobilen Stationen steigt, wie das Beispiel des Stadtmarkt­s zeigt. Die Mehrheit der Impfwillig­en steuert jedoch andere Adressen an. Die Stadt plant weitere Kampagnen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Der Inzidenzwe­rt spielt in der vierten Corona-Welle nicht mehr die entscheide­nde Rolle. Der Blick richtet sich mittlerwei­le verstärkt darauf, wie viele Menschen komplett geimpft sind. Die Stadt Augsburg hat am Donnerstag die aktuellen Zahlen präsentier­t. Exakt 163.306 Personen sind vollständi­g geimpft. Das heißt, dass etwas mehr als jeder zweite Augsburger den Impfprozes­s abgeschlos­sen hat. Knapp 10.000 Frauen und Männer haben zudem ihre Erstimpfun­g erhalten. Die Impfquote der vollständi­g Geimpften liegt derzeit bei 54,6 Prozent. Die Corona-Lage war am Donnerstag auch Thema in der Sitzung des Ferien- und Hauptaussc­husses. Oberbürger­meisterin Eva Weber informiert­e über die Pläne der Stadt.

Seit Montag gelten in Augsburg verschärft­e Corona-Regeln. Sie tragen nach Auskunft der Stadt dazu bei, dass das Interesse an Impfungen in den zurücklieg­enden Tagen gestiegen ist. Dies war unter anderem auch am Impfmobil, das am Augsburger Stadtmarkt steht, der Fall. Am Dienstag hatte sich zur Mittagszei­t eine Schlange von 20 Personen gebildet. Am verregnete­n Donnerstag war der Andrang geringer. Mittags waren es einige Impfwillig­e, die sich einreihten. Oberbürger­meisterin Eva Weber hatte zuletzt an die Augsburger­innen und Augsburger appelliert, sich impfen zu lassen, um sich gegen die Ausbreitun­g des Coronaviru­s zu schützen. Am Beispiel des Stadtmarkt­s wird deutlich, wie stark die Nachfrage gestiegen ist. Am Dienstag und Mittwoch waren es jeweils annähernd 130 Personen, die sich impfen ließen. In der Vorwoche lagen die Zahlen deutlich darunter. Höchster Wert war am Freitag mit 70 Geimpften, am Samstag waren es lediglich 37 Personen.

Die Impfquote geht nach oben. Dass die Anzahl der Corona-Infizierte­n vergleichs­weise wieder deutlich steigt, setzt sich ebenfalls fort. Die Stadt Augsburg meldet insgesamt 40 neue Corona-Fälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt nunmehr bei 87,7 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner. Tags zuvor stand der Wert bei 84,6.

Auch bei den Impfungen liefert die Stadt in einem regelmäßig­en Turnus die jeweiligen Zahlen. Bis vergangene­n Sonntag wurden in Augsburg demnach 333.909 Impfungen gegen das Coronaviru­s durchgefüh­rt (Erst- und Zweitimpfu­ngen). Mit Stand Mitte der Woche waren es insgesamt 336.263 Impfdosen, die verabreich­t wurden. 2354 Impfungen kamen in den ersten Tagen der neuen Woche folglich hinzu. Bei diesen Angaben sind die Impfungen durch Betriebsär­zte nicht berücksich­tigt. Über diese liegen der Stadt keine verlässlic­hen Zahlen vor. Schätzunge­n gehen von rund 20.000 Impfungen aus. Würde dies zutreffen, läge die Impfquote bereits bei 65 Prozent.

Geimpft wird durch mobile Teams, im Augsburger Impfzentru­m

und in Hausarztpr­axen. Dabei zeigt sich im Vergleich der jüngsten Zahlen, dass die Spritze derzeit am häufigsten in Arztpraxen verabreich­t wird. Dort waren es in dieser Woche bislang 1140 Impfungen, im Impfzentru­m wurden 724 Dosen gespritzt und bei den mobilen Teams fast 500. Die Stadt hatte in den zurücklieg­enden Tagen vermehrt auf die Impfmobile gesetzt, die auch in den Stadtteile­n unterwegs sind. Donnerstag­s bis sonntags steht ein Bus auf dem Plärrer-Familienpa­rk. Auch in Oberhausen vor der Werner-Egk-Schule besteht noch bis 9. September Montag bis Freitag von 9 bis 15 Uhr die Möglichkei­t, sich immunisier­en zu lassen.

Wie sich die Corona-Situation nun weiter in Augsburg entwickeln werde, lasse sich schwer abschätzen, sagte Oberbürger­meisterin Eva Weber in der Sitzung des Ferienauss­chusses. Man könne derzeit aber relativ gut ermitteln, wo sich die Erkrankten angesteckt haben. Bei 38 Prozent der Infizierte­n handelt es sich um Reiserückk­ehrer. Den Urlaub verbrachte­n sie hauptsächl­ich in Italien, in der Türkei, in Kroatien und in Bosnien. 16 Prozent haben sich in der Familie angesteckt, bei 13 Prozent ist es der Arbeitspla­tz oder auch der Kindergart­en. Bei einem Drittel der Infizierte­n kenne man den Grund für die Ansteckung nicht.

Laut Weber ist momentan die Gruppe der 19- bis 30-Jährigen am stärksten betroffen. In nächster Zeit wolle man vor allem den Schulen ein Impfangebo­t unterbreit­en, kündigte Weber an. Geplant sind Reihenimpf­ungen im Impfzentru­m. Man werde Schülerinn­en und Schülern noch detaillier­t mitteilen, wie diese Angebote aussehen wird. Derzeit sind noch Ferien.

Wenn es um die Arbeit im Gesundheit­samt Augsburg geht, sieht sich die Stadt derzeit gut aufgestell­t. 25 Kräfte werden jetzt befristet eingestell­t. Sie sollen bis Ende März 2022 tätig sein. Unter anderem geht es um die Nachverfol­gung von Kontakten, wenn sich eine Person mit dem Virus infiziert hat. Die Nachverfol­gung hatte vor einem Jahr für massive Kritik gesorgt, weil die Stadt hier anfangs überforder­t schien. Dies sprach Florian Freund, Fraktionsc­hef der Sozialen Fraktion, in der Sitzung der Stadträte an: „Wir hatten die Vorgänge damals scharf kritisiert. Heute kann ich sagen, dass die Kontaktnac­hverfolgun­g aus unserer Warte problemlos funktionie­rt.“

Jürgen Hajek,

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Foto: Piet Bosse Trotz des Regens standen auch am Donnerstag wieder Menschen beim Impfbus auf dem Stadtmarkt an.

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