Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Klimaschut­z nicht nur auf Bürger abwälzen

- VON EVA MARIA KNAB eva@augsburger‰allgemeine.de

Wenn Augsburg beim Klimaschut­z weiterkomm­en will, ist ein entschloss­eneres Handeln als bisher nötig - etwa, um den Autoverkeh­r in der Stadt zu verringern. Das haben Experten Politikern im Rathaus ein weiteres Mal deutlich vor Augen geführt. Anderersei­ts gibt es in Augsburg immer mehr Autos. Die Zulassungs­zahlen steigen. Was tun? Man muss erreichen, dass Autofahrer und Autofahrer­innen ihren Diesel oder Benziner öfter stehen lassen und aufs Fahrrad oder in die Öffentlich­en steigen. Aber wie? Der leichteste Weg für die Stadtregie­rung wäre: Sie macht Autofahren teuer und unbequem. Die Parkgebühr­en zu erhöhen, dürfte sehr verlockend sein, zumal damit willkommen­e Einnahmen verbunden wären. Weniger Platz für Autos auf den Straßen zugunsten von Radlern zur Verfügung zu stellen, das wird gerade erprobt. Mehr (zeitweise) autofreie Zonen sind in der Diskussion - etwa in der Maximilian­straße.

Realistisc­h betrachtet, werden weitere Restriktio­nen für Autos mit konvention­ellem Antrieb nicht zu vermeiden sein. Geradezu fatal wäre aber, sollte der Eindruck entstehen, dass eine Großstadt wie Augsburg ihr Zentrum abschottet. Wenn man jedoch Autofahrer­n und gleichzeit­ig Kunden und Kundinnen des ÖPNV immer höhere Kosten aufbürdet, ist man auf dem direkten Weg dorthin, die Bürgerstei­ge hochzuklap­pen. So weit darf es nicht kommen.

Ein attraktive­res, preisgünst­iges Angebot im öffentlich­en Nahverkehr ist unverzicht­bar. Denn nicht alle können nur noch radeln, schon gar nicht bei Regen oder Schnee. Wenn man viele Menschen klimaschon­end in die Stadt bringen will, wäre ein 365-Euro-Ticket ohne zeitliche Begrenzung eine Lösung: Für einen Euro pro Tag fahren, jeden Tag. In Wien gibt es dieses Ticket, die Einnahmen decken allerdings nur 60 Prozent der Kosten. In Augsburg zögert die schwarz-grüne Regierung bei diesem Thema. Sie verweist auf hohe Kosten und die Finanzlage. Wenn es die Stadt nicht selber finanziere­n kann, sollte die OB bei Ministerpr­äsident Söder auf gegebene Wahlverspr­echen pochen. Er hat das 365-Euro-Ticket im Koalitions­vertrag stehen.

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