Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Pläne zur Ortsmitte werden immer konkreter
Bürgermeister Anton Gleich und Architekt Joel Harris standen bei einer Bürgerversammlung Rede und Antwort. Über allem schwebt die Frage nach den hohen Kosten und deren Finanzierung
Bonstetten Den Bürgern Rede und Antwort stehen, das war das Ziel der Veranstaltung zur neuen Ortsmitte in Bonstetten. Bürgermeister Anton Gleich (CSU) und Architekt Joel Harris vom Büro Harris + Kurrle stellten sich den Anliegen der Bonstetter. Seit Langem wird im Ort über das Projekt gesprochen und geplant. Besonders die gestiegenen Kosten sorgen immer wieder für Kritik.
Zunächst aber begann Gleich mit einem kurzen Überblick. Vor etwa 40 Gästen zeigte er Bilder vom alten Schallerbräu-Gebäude aus dem Jahre 2002, das die Gemeinde damals mitsamt dem Gelände kaufte. Die Brauerei ist mittlerweile abgerissen und das Kaufobjekt laut Gleich seit zwei Jahren abbezahlt.
Auslöser für den Bau war die Feuerwehr, die „dringend ein neues Gebäude benötigt“, erklärte Gleich. Mittlerweile sollen auf einer Fläche von 1350 Quadratmetern Rathaus mit Sitzungssaal und Bürgermeisterbüro, Gemeindesaal, Musikverein, Holzwinkelmusikschule, Feuerwehr sowie diverse Abstell- und Lagerräume unterkommen. Die Einsatzfahrzeuge der freiwilligen Feuerwehr sollen in einem Nebengebäude Platz finden. Dazu sind 15
Alarmparkplätze und 35 Besucherparkplätze vorgesehen.
Optisch wird das Gebäude durchaus aus der bestehenden Umgebung herausstechen, wenn die markante Spitzdachkonstruktion wie geplant umgesetzt wird. Architekt Harris möchte dadurch „alles unter diesem sehr großen Dach unterbringen“können.
Gravierende Abweichungen vom eigentlichen Plan kann sich die Gemeinde indes nicht leisten, ansonsten entfallen Fördermittel in Höhe von 2,2 Millionen Euro von Freistaat und EU. Das wissen auch die Bürger. Deshalb fragen viele von ihnen besonders oft nach eben diesen Abweichungen.
Die nun aufgetretenen Unterschiede wären aber nicht weiter schlimm. Es seien lediglich das Untergeschoss und das zusätzliche Gebäude hinzugekommen, betonte Architekt Harris. Außerdem: „Es ist selten, dass eine Ursprungsidee auch so umgesetzt wird.“
Allgemein trieb viele Bonstetter die Frage nach der Finanzierung des Megaprojekts um. Anfangs ging man von fünf Millionen Euro für die neue Ortsmitte aus. Zuletzt wurde klar, dass sich diese Kosten verdoppeln werden. Als Grund dafür wurden vor allem neue Wünsche und steigende Baukosten genannt. Doch wie soll das Millionenprojekt finanziert werden?
6,5 Millionen Euro werden den Rücklagen entnommen, erklärte Bürgermeister Gleich bei der Versammlung am Mittwochabend. 640.000 Euro kommen aus einer Zusatzförderung bei abgeschlossener Entwurfsplanung bis Ende dieses Jahres und 750.000 Euro bringt der Verkauf des alten Rathauses. Dazu die erwähnten 2,2 Millionen Euro. Doch was, wenn die Kassen leer sind?
Bürgermeister Gleich verstand die Aufregung nicht. „In solch einer Situation müssen wir doch auch mal in der Lage sein, zur Bank zu gehen und zu sagen: Leiht uns eine Million oder zwei! Das ist in anderen Gemeinden normal.“
Leo Kränzle (B90/Die Grünen) wollte sich damit nicht zufriedengeben. Mehrmals meldet er sich zu Wort, öfter als jeder andere Bewohner an diesem Abend. Unter anderem wollte er wissen, ob Bonstetten sich nach diesem Megaprojekt auch noch anderen Investitionen zuwenden könne. Dem neuen Radweg oder einem Freibad im Holzwinkel, zum Beispiel. Bürgermeister Gleich versicherte, dass man weiterhin investieren könne.
Doch Kränzle war nicht der einzige Skeptiker. Spricht man mit den Bewohnern, treibt sie eine andere Sorge um: Sie fürchten weitere Baugebiete, um die Kosten für das neue Gebäude mitten im Ort wieder reinzuholen. Bonstetten sei zu schnell gewachsen, sagte ein Anwohner. Diese Themen wurden beim Informationsabend allerdings nicht diskutiert.