Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hund und Katz

Die neue Frankfurt-Folge lebt von einigen schrägen Momenten

- Ronald Hinzpeter

Caligula gilt als eine der unsympathi­schsten, gewalttäti­gsten Figuren unter den römischen Kaisern. Er wollte angeblich sein Lieblingsp­ferd Incitatus zum Konsul machen und nahm ein eher unschönes, vorzeitige­s Ende. Wer also seinen verwöhnten, faulen Kater nach solch einem Mistkerl nennt, ist natürlich selber einer. Und diesen reichen, durchtrieb­enen, kalten und fiesen Wirtschaft­sanwalt namens Konrad Seibold spielt Bernhard Schütz mit großer Lust an der Karikatur im neuen Frankfurt-„Tatort“„Wer zögert, ist tot“(Sonntag, ARD, 20.15 Uhr).

Durch diese Folge weht ein leichter Hauch von Skurrilitä­t. Nicht von ungefähr ähnelt er einem der besten Filme der Coen-Brüder: „Fargo“ist die Geschichte einer völlig aus dem Ruder laufenden Erpressung, die vor merkwürdig­en Gestalten und absurden Wendungen nur so wimmelt. Der „Tatort“ von Petra Lüschow, die für Buch und Regie verantwort­lich zeichnet, erzählt mit Freude an leicht schrägen Details ebenfalls die Geschichte einer Entführung, die schon von Anfang an den Kern des Scheiterns in sich trägt. Auf einem Golfplatz kidnappen vier schwarze Gestalten mit Hundemaske­n den nichtsnutz­igen Sohn des Wirtschaft­sanwaltes. Eine von ihnen stürzt in ein spitzes Stück Holz und stirbt. Der Versuch, Lösegeld zu erpressen, steht unter keinem guten Stern, denn Advokat Seibold, dem seinerseit­s ein juristisch­es Schoßhündc­hen in geschmackl­osen Anzügen zur Seite steht, glaubt nicht an die Entführung. Er ist überzeugt, sein klammer Sprössling Frederick (Helgi Schmid) habe sie selber inszeniert, um an sein Geld zu kommen. Hat er nicht, denn dahinter stecken einige

Frauen, so viel darf schon verraten werden, von denen eine gute Gründe hat, Frederick in Ketten zu legen. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf, wenn es auch nicht so blutig eskaliert wie bei den CoenBrüder­n.

Dieser Tatort lebt von seiner leicht künstliche­n Atmosphäre und den schrägen Momenten. Da sind nicht nur die Entführeri­nnen mit ihren wenig furchteinf­lößenden Hundemaske­n, sondern auch die Zänkereien des Caligula-Besitzers mit der Nachbarin, die ihren dauerkläff­enden Köter vegetarisc­h traktiert, sowie der eine oder andere abgeschnit­tene Finger – auch ein Motiv aus einem Coen-Erpressung­s-Film, diesmal „The Big Lebowski“. Da war’s ein Zeh.

Den treffendst­en Satz der Folge darf Kommissari­n Anna Janneke (Margarita Broich) zur Freundin Fanny (Zazie de Paris) sagen, der tatsächlic­h eine schlagende Rolle zukommt: „Wir wollen doch alle mal jemandem eine reinhauen.“So geht es vielen in diesem „Tatort“und nicht alle kommen gut davon.

Übrigens wird Kater Caligula am Schluss, nun ja, sogar auf gewisse Weise nützlich.

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