Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ab ins Wasser: Kälte ist keine Ausrede

Wenige hart gesottene Schwimmer lassen sich nicht vom schlechten Wetter den Spaß verderben. Sie ziehen in allen Freibädern ihre Bahnen. Brrrr, warum machen sie das? Das haben wir in Fischach gefragt

- VON BIANCA DIMARSICO

Fischach 19 Grad hat das Wasser im Naturfreib­ad Fischach am Freitag. Draußen an der Luft ist es noch kälter. Trotzdem steht Bernd Merk aus Itzlishofe­n bereits um 8.30 Uhr auf dem Parkplatz. Pünktlich zur Freibadöff­nung. Seit fünf Jahren kommt er fast jeden Morgen für ein bis zwei Stunden zum Schwimmen her. „Seit ich in Rente bin, nutze ich die freie Zeit“, erzählt Merk. Die Kälte störe ihn nicht. „Man gewöhnt sich daran. Inzwischen ist es mir schon fast zu warm, wenn das Wasser mal 24 Grad hat“, so der Itzlishofe­r. Im ersten Jahr, in dem er regelmäßig schwimmen ging, sei er noch nicht so abgehärtet gewesen. Die ganze Saison über trifft man ihn im Freibad an. Letztes Jahr musste das Freibad coronabedi­ngt schließen. Diese Schwimmpau­se habe der Rentner körperlich gemerkt. „Man war dann schon nicht mehr so fit“, sagt er. Bademeiste­r Werner Schenk kennt den Rentner und erwartet ihn bereits.

„Die meisten, die bei diesem Wetter ins Freibad kommen, sind Stammgäste“, erzählt Schenk. Einige Gäste kämen sogar bei Starkregen. „Die finden das schön, im Regen zu schwimmen“, so der Bademeiste­r. Er selbst sei eher ein Schönwette­r-Schwimmer.

Er sagt, dass der Betrieb dieses Jahr generell etwas weniger ist. Das schlechte Wetter verringere den Andrang noch mehr. An warmen Tagen wurde die begrenzte Besucherza­hl von 600 Badegästen aber auch dieses Jahr erreicht. Dies sei jedoch gar kein Vergleich zu den gut besuchten Tagen vor der Pandemie. „An dem vollsten Tag, an den ich mich erinnere, waren etwa 3000 Leute hier“, erzählt Schenk.

Kurz vor 9 Uhr kommt ein weiterer Stammgast in das Freibad. Verena Bauer aus Fischach kommt seit der Eröffnung 2008 so gut wie jeden Tag zum Schwimmen. Allein dieses Jahr war sie 83 Mal im Naturfreib­ad. In der gesamten Saison habe sie nur sechs Fehltage gehabt, so die Rentnerin. Woher sie das so genau weiß? „Ich bin da in einem kleinen Wettstreit mit einem anderen Besucher. Wir schauen, wer öfter zum Schwimmen geht“, erzählt Verena Bauer und lacht. Für jeden Tag, den sie schwimmen geht, klebt sie einen kleinen Kreis in ihren Kalender. Normalerwe­ise wird sie von ihrer 90-jährigen Mutter begleitet. Der war es an diesem Freitag allerdings zu kalt. Verena Bauer macht die Kälte nichts aus. Sie gehe lieber an solchen bewölkten Tagen schwimmen, als an den warmen, überfüllte­n

Tagen. Trotzdem sei es jedes Mal eine Überwindun­g, in das kalte Wasser zu steigen. „Da muss man schon den inneren Schweinehu­nd überwinden“, so die Fischacher­in. An dem kältesten Tag, an dem sie schwimmen war, hatte das Wasser gerade mal 14 Grad. Sie findet es toll, dass das Freibad auch bei schlechtem Wetter geöffnet ist. An solchen Tagen genießt sie die Ruhe im Wasser.

Eine Frau aus Ustersbach, die ihren Namen nicht nennen möchte, besucht an diesem Morgen ebenfalls das Freibad. Meistens kommt sie fünf Mal pro Woche. Ihr geht es dabei um die Bewegung und darum, fit zu bleiben. Auch sie ist gut gegen die Kälte abgehärtet. „Wenn man einmal im Wasser ist, geht’s“, so die Ustersbach­erin. Sie kommt seit ein paar Jahren regelmäßig in das Naturfreib­ad. „Ich hab mal morgens gesehen, dass viele Rentner hier schwimmen gehen und ich dachte mir: Die haben recht!“

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Foto: Bianca Dimarsico Einsam und alleine im Wasser: Bernd Merk geht auch bei schlechtem Wetter täglich zum Schwimmen ins Naturfreib­ad.

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