Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Regenbogen­fahrer machen kranken Kindern Mut

Mit dem Fahrrad besuchen ehemalige Krebspatie­nten Kinder mit Krebs, um ihnen Hoffnung zu geben. Vorher sammelt die farbenfroh­e Truppe in Gersthofen ihre Kräfte

- VON BIANCA DIMARSICO

Landkreis Augsburg Kaum zu übersehen waren die in Regenbogen­farben gehüllten Fahrradfah­rerinnen und Fahrradfah­rer. In einer Gruppe von 25 Menschen waren sie auf dem Weg zum Kinderkreb­szentrum am Universitä­tsklinikum Augsburg. Regenbogen­fahrt heißt die 1993 von der Kinderkreb­sstiftung gegründete Aktion. Jährlich besuchen hier Radlerinne­n und Radler krebskrank­e Kinder, um ihnen ein Stück Hoffnung zu bringen. Sie hatten alle selbst Krebs und sind inzwischen genesen. Die Organisati­on nennt die Fahrt auch die „Mut-Mach-Tour“.

Am Abend zuvor hat die Gruppe am Sternodrom Rast gemacht. Das Organisati­onsteam um Stefan Frick und Philip Reinshagen stellte ein Grillfest inklusive Wellnesspr­ogramm für die Radlerinne­n und Radler auf die Beine. Ihnen geht es um echte Anerkennun­g für die Leistung der Regenbogen­fahrer. „Von symbolisch­en Gesten hat niemand was. Wir nehmen den Aufwand gerne in Kauf, wenn wir den Fahrerinne­n und Fahrern so Wertschätz­ung entgegenbr­ingen können“, so Reinshagen.

Neben Grillgut und Tiramisu gab es vom Team rund um die Augsburger Physiother­apeutin Michaela Glöggler bis spät in die Nacht Massagen. Auch die Elterninit­iative krebskrank­er Kinder war vor Ort und konnte sich so mit den Genesenen austausche­n.

Sonntagmor­gen kam die Gruppe am Kinderklin­ikum an. Organisato­r Georg Wetzelhans war bereits zum 14. Mal dabei. Er wurde als Kind ebenfalls in Augsburg behandelt und sagte, dass es ihm heute darum gehe, den Kindern Mut zu machen. „Wir wollen die Kinder einfach glücklich machen“, so Wetzelhans. Nach der Ankunft übergab Michael Rossdal, ebenfalls langjährig­er Teilnehmer der Regenbogen­fahrt und ehemaliger Patient in Augsburg,

„Wir haben’s geschafft, und ihr schafft das auch!“

Michael Frühwald, dem Direktor der Kinderkreb­sstation, ein Gruppenfot­o für die Station. Dann wandte er sich an die Kinder: „Wir sind hier, damit jeder sieht: Wir haben’s geschafft, und ihr schafft das auch!“Die Kinder standen auf der Terrasse der Station oder schauten durch ihre Zimmerfens­ter neugierig auf die farbenfroh­e Truppe. Auch sie hatten etwas vorbereite­t. Von der Terrasse warfen sie Lunchpaket­e für die Radler nach unten, die unter Jubelrufen aufgefange­n wurden. Die Stimmung war ausgelasse­n, Kinder und Regenbogen­fahrer kicherten und tauschten sich aus.

Es folgte eine ganz besondere Geste. Regenbogen­fahrerinne­n und -fahrer stellten sich vor der Krebsstati­on auf und sangen den Regenbogen­fahrt-Song. Michael Rossdal beschrieb das Vortragen dieses Songs als einen der emotionals­ten Momente während der Besuche. Kinder und Eltern saßen an den Fenstern, während die geheilten Frauen und Männer sangen. „Glaub mir, wir können dich verstehen. Wir haben das alles selbst durchlebt“heißt es im Liedtext. Alle Anwesenden waren sichtlich berührt, die Zuhörenden hinter den Fenstern hatten Tränen in den Augen.

Nach dem Lied übergab die Gruppe Michael Frühwald eine Tasche mit Spielzeug und T-Shirts für die Kinder. Der Besuch der Regenbogen­fahrer sei für die Kinder immer eine denkwürdig­e Aktion, erzählte der Leiter der Kinderklin­ik. „Noch Wochen danach schauen sich Kinder und Eltern auf der Station das Gruppenfot­o an“, berichtet Frühwald. „Für uns Ärzte ist das ja Alltag. Aber die Krankheit verändert das Leben der Kinder für immer. Da ist es toll, wenn jemand, der das schon durchgemac­ht hat, kommt und sagt: Ihr schafft das!“, so der Professor.

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Foto: Marcus Merk Die Radlerinne­n und Radler bringen in farbenfroh­er Montur gute Laune und Hoffnung an das Kinderkreb­szentrum in Augsburg. Georg Wetzelhans (Mitte) winkt den Kindern zu.

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