Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Auf der neuen Pumptrack‰Anlage geht es rund

Seit Kurzem ist das Areal an der Sportanlag­e nun offiziell eröffnet. Genutzt werden kann das Areal von allem, was zwei Räder hat

- VON MATTHIAS SCHALLA

Stadtberge­n Ein wenig Wehmut ist schon dabei, wenn Simon Wörle auf die neue Pumptrack-Anlage an der Sportanlag­e in Stadtberge­n schaut. Nur allzu gerne würde er sich selbst mit seinem Dirt-Bike über den Asphalt schwingen und den ein oder anderen Trick aus seinem Repertoire auf den Asphalt zaubern. Zumal der 22-Jährige als Jugendrat maßgeblich an dem Projekt beteiligt war. Doch ein etwas zu weit geratener Hip-Jump hat ihm vor zwei Wochen in Innsbruck einen Schlüsselb­einbruch beschert. Nun muss er vom Campingstu­hl aus beobachten, wie seine Kumpels ihre Freehander, Tailwhips oder Barspins üben. Dennoch: Die Freude, dass die Pumptrack-Anlage in Stadtberge­n nun auch ganz offiziell ist, überwiegt.

Die Zeiten, als Fahrradfah­ren in erster Linie ein Fortbewegu­ngsmittel per Muskelkraf­t war und lediglich das Bonanza-Rad ein wenig aus dem sonst so chromblitz­enden Rahmen fiel, sind lange schon vorbei. „Heute gibt es unter anderem DirtBikes, Enduros, Scooter, Longboards oder Mountain-Bikes“, sagt Simon.

Und das schöne an einer Pumptrack-Anlage sei, dass dort alles bewegt werden kann, was Räder hat. Vor sieben Jahren hat er seine Leidenscha­ft für den Freizeitsp­ort entdeckt, der mittlerwei­le mehr als nur ein Hobby für ihn ist. „Das Schöne daran ist die Community“, sagt er. Man sei eine eingeschwo­rene Gemeinscha­ft Gleichgesi­nnter, die sich stets untereinan­der helfen und bestens vernetzt seien.

„Ich stehe in regelmäßig­em Kontakt mit Bikern aus Köln, Hamburg oder aus Österreich“, sagt der Jugendrat. Man kenne sich, schätze sich und profitiere viel voneinande­r. Tim hört zu und nickt. Auch er hat momentan eine Verletzung. „Ich hab mir mein Handgelenk gebrochen“, sagt er und schaut auf seinen blauen Gips. „Aber sobald der Bruch verheilt, ist die ganze Sache auch schon vergessen.“Schließlic­h sei das Fahren auf einer PumptrackA­nlage eine eher ungefährli­che Angelegenh­eit.

„Ja klar“, bestätigt Kilian. Der 14-Jährige hat sich zwar vor Kurzem eine Platzwunde am Knie zugezogen, tritt aber dennoch wieder fleißig in die Pedale. Auch der 11-jährige Ennio lässt sich von seinen beiden angerissen­en Außenbände­rn nicht davon abhalten, die neu eröffnete Anlage zu besuchen.

Raphael beispielsw­eise nutzt fast jede freie Minute, um sich mit seinem neuen Dirt-Bike über die Anlage zu schwingen. Vor drei Wochen ist der 12-Jährige von seinem Scooter auf das neue Bike umgestiege­n. Und den Wechsel hat er sich einiges kosten lassen.

13.000 Euro hätte das Rad gekostet und er habe es sich von seinen eigenen Ersparniss­en gekauft. „Ich habe mir für Weihnachte­n und an meinen Geburtstag­en immer Geld gewünscht“, verrät er. Vor Kurzem war das Sparschwei­n nun schlachtre­if und in wenigen Tagen hat er sich bereits unter anderem den „Bunny-Hop“beigebrach­t. Und führt ihn auch gleich vor.

Ein kräftiger Tritt in die Pedale, ein Zug am Lenker und schon fährt Raphael auf dem Hinterrad. Dann springt er mit aller Kraft nach oben und zieht gleichzeit­ig das ganze Bike mit sich. Auch den „Tuck-No-Hander“, bei dem beide Hände den Lenker verlassen, trainiert er bereits fleißig. Dario hingegen bleibt momentan seinem Scooter treu. Seit drei Jahren steht der 12-Jährige nun schon auf dem Brett und kann nicht nur den „Barspin“, sondern auch einen „Tailwhip“. Dabei springt der Fahrer in die Luft, dreht den Scooter um 360 Grad und landet wieder mit den Füßen auf dem Board.

Die meisten Jugendlich­en, die sich am Freitag auf der PumptrackA­nlage tummeln, haben natürlich auch die Olympische­n Spiele verfolgt, bei denen die deutsche BMXFahreri­n Lara Lessmann ihre Tricks zeigte. „Von dem Sport zu leben, ist aber sehr schwierig“, sagt Simon Wörle. Man müsse dann schon zur absoluten Weltspitze gehören, um in den wenigen Jahren, in denen man sich als Profi auf dem hohen Niveau halten könne, genug Geld zu verdienen. „Für mich wäre das keine Alternativ­e“, sagt der 22-Jährige. Zwar sei er erst vor Kurzem bei einem Wettbewerb in Davos angetreten. „Aber da war ich nicht besonders erfolgreic­h“, gesteht er. Um dem Sport aber dennoch ein wenig beruflich verbunden zu bleiben, hat er sich etwas anderes überlegt. „Ich werde künftig Kurse über die Fahrtechni­ken geben“, sagt er.

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Foto: Marlene Weyerer 150 Meter lang ist der Rundkurs an der Sportanlag­e in Stadtberge­n.

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