Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mein rechter, rechter Platz ist frei…
Neben wem man in der Schule sitzt, ist alles andere als egal. Forscher haben sich jetzt mit Sitzplänen beschäftigt
Es beginnt mit einem geliehenen Radiergummi, einer kurzen Frage zu den Hausaufgaben oder in der Pause auf dem Schulhof: In der Schule entstehen viele Freundschaften. Erst recht, wenn man Stunde für Stunde nebeneinander sitzt.
Zu diesem Ergebnis kamen jetzt auch Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen Ländern. Auch Kinder, die sonst nicht so viel miteinander zu tun hatten, freundeten sich an. Das betraf etwa Mädchen und Jungen oder Schüler mit guten und schlechten Noten. Aber führen solche Freundschaften dazu, dass Schüler mit schlechteren Noten besser werden? „Das wollen meine Kollegen anhand der Daten noch erforschen“, sagte die Wissenschaftlerin Julia Rohrer.
Klar ist aber: Der Sitzplan in der Klasse kann dazu beitragen, dass Freundeskreise bunter durchmischt werden. Sollen also die Lehrer in Zukunft festlegen, wer wo sitzt? „Das finde ich nicht so gut“, sagt Oliver Sachsze.
Er vertritt Schülerinnen und Schüler im Bundesland Sachsen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man selbst ganz gut weiß, wo man sitzen möchte, auch wenn die Lehrerinnen und Lehrer noch ein paar Schülerinnen und Schüler umsetzen.“Er fügt hinzu: „Außerdem war bei uns auch ohne Sitzplan immer alles gut verteilt und der Unterricht lief super.“
Auch die Expertin Gisela Steins ist gegen einen erzwungenen Sitzplan. Sie sagt: „Es ist riesiger Stress für Kinder, wenn sie neben jemandem sitzen müssen, den sie nicht mögen.“
Sie schlägt stattdessen vor, dass Lehrer und Schüler gemeinsam nach Lösungen suchen. „Eine Lösung ist zum Beispiel, dass jedes Kind am Anfang des Schuljahres drei Leute angeben darf, neben denen es sitzen möchte“, schlägt Gisela Steins vor. Dabei sollte die Klasse aber auch darauf achten, dass beispielsweise Kinder mit schlechteren Augen weiter vorne sitzen dürfen, damit sie gut die Tafel sehen.