Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das Ehrenmal in Stadtbergen muss umziehen
Am jetzigen Standort des Kriegerdenkmals in Stadtbergen entsteht ein Spielplatz
Stadtbergen Zahlreiche Soldaten aus Stadtbergen sind in den beiden Weltkriegen gestorben. Seitdem erinnert das Kriegerdenkmal am ehemaligen Pfarrheim an die Gefallenen und bildet alljährlich vor allem beim Volkstrauertag einen würdigen Rahmen, um die Erinnerungen an die schrecklichen Zeiten wachzuhalten. Doch nun sind die Tage des Ehrenmals an diesem Standort gezählt. „Wir haben bei der Sitzung im Ferienausschuss beschlossen, dass wir das Reiterbild an einen anderen Platz verlegen“, sagte Bürgermeister Paul Metz. Und der Grund für den Umzug der Gedenktafeln mit den Namen der Verstorbenen steht im direkten Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung in Stadtbergen.
„Seit Jahren schon ist der Bedarf an Kita-Plätzen in Stadtbergen größer, als vom Landratsamt prognostiziert“, sagt Stadtdirektor Holger Klug. Erklären lässt sich das Phänomen damit, dass es in der Stadt eine vergleichsweise große Fluktuation gibt. „Rund 1000 Menschen wechseln pro Jahr ihren Wohnort“, erklärt Metz. Ziehe beispielsweise ein junges kinderloses Paar in die Nachbarstadt und kommt stattdessen eine Familie mit drei Kinder zu Augsburgs kleinem Nachbarn, ist die Bedarfskalkulation für die Betreuung des Nachwuchses nicht mehr aktuell.
Da auch in diesem Jahr Stadtbergen wieder vor der großen Herausforderung steht, den Anforderungen gerecht zu werden, hat sich der
Stadtrat vor Kurzem dazu entschieden, das ehemalige Pfarrheim zur Kinderkrippe umzubauen. Neben dem Innenausbau muss dafür auch der Außenbereich kindgerecht gestaltet werden. Mittlerweile sind die ersten Spielgeräte wie Schaukel, Rutsche oder ein Sandkasten aufgebaut. Doch genau an der Stirnseite im Spitz der Bauern- und Schulstraße steht das monumentale Reiterstandbild
mit den Gedenktafeln der gefallenen Soldaten. Eine Kombination, die aus Sicht des Stadtrats alles andere als passend ist.
„Kinder wollen spielen und toben“, sagt Metz. Doch wenn dies unmittelbar vor einem Denkmal passiere, welches an das Leid vieler Familien erinnert und alljährlich beim Volkstrauertag im Mittelpunkt der Kranzniederlegung stehe, zeuge dies von wenig Pietät. Da Stadtbergen aber letztendlich auch aus Kostengründen keinen anderen Ausweg sieht, als die Kinderkrippe im ehemaligen Pfarrheim unterzubringen, war für das Gremium die beste Lösung, das Denkmal an einen anderen Standort zu verlegen. Nach reger Diskussion haben sich nun zwei Möglichkeiten ergeben. Eine dritte Lösung soll erst dann greifen, wenn die beiden anderen Ideen nicht umgesetzt werden können.
„Unser favorisierter Platz ist an der Rückseite der Nikolauskirche“, sagt Metz. Dort hätte das Standbild einen würdigen Standort direkt am
Gotteshaus, wie es in Bayern in der Regel üblich sei. Zudem stünde dort das Denkmal leicht erhöht, sodass es auch vom gesamten Friedhof her gut sichtbar wäre. Der Pfarrer hätte dem Umzug an die Kirche bereits zugestimmt, wolle aber nach den Sommerferien noch Rücksprache mit seinen Kirchenpflegern nehmen. Metz und Klug gehen aber davon aus, dass auch von dieser Seite her keine Bedenken vorgebracht werden. Doch einen großen Haken könnte es noch geben - den Denkmalschutz.
Denn: Dem neuen Standort muss das Landesamt für Denkmalpflege zustimmen. Mögliche Einwände sehen Metz und Klug nicht in dem Umzug des Denkmals an sich, sondern an der Aufstellung vor der Nikolauskirche. Für den Fall hätte der Stadtrat sich für einen „Plan B“entschieden. „Das wäre dann an der Nordseite der Kirche - also wenn man die Treppe hoch geht an der rechten Seite“, erklärt Metz. Und sollte auch dieser Standort nicht genehmigt werden, bliebe als letzter Ausweg immer noch der Standort in Nähe der Aussegnungshalle.
Unmittelbar nach den Sommerferien soll der Umzug dann vonstatten gehen. Das Denkmal wird aber nicht in einem Stück abmontiert und umgesetzt, sondern nur stückweise. So soll das Reiterstandbild vom Unterbau abgetrennt werden und auch die zentrale Bronzeplatte mit den Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg sowie die Seitenflügel mit den Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs würden zunächst separiert und erst später wieder zu einem homogenen Ehrenmal zusammengesetzt.
Den gestorbenen Soldaten Respekt erweisen
Doch bis es soweit ist, wird das Kriegerdenkmal auf dem künftigen Außenspielplatz der Kinderkrippe hinter einer Abschirmung verschwunden bleiben. Denn zwei Sachen sind dem Bürgermeister und seinem Verwaltungschef wichtig. „Wir wollen eine familienfreundliche Stadt sein“, betont Metz. Gleichwohl aber gelte es den gestorbenen Soldaten der beiden Weltkriege den nötigen Respekt zu erweisen.