Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Ehrenmal in Stadtberge­n muss umziehen

Am jetzigen Standort des Kriegerden­kmals in Stadtberge­n entsteht ein Spielplatz

- VON MATTHIAS SCHALLA

Stadtberge­n Zahlreiche Soldaten aus Stadtberge­n sind in den beiden Weltkriege­n gestorben. Seitdem erinnert das Kriegerden­kmal am ehemaligen Pfarrheim an die Gefallenen und bildet alljährlic­h vor allem beim Volkstraue­rtag einen würdigen Rahmen, um die Erinnerung­en an die schrecklic­hen Zeiten wachzuhalt­en. Doch nun sind die Tage des Ehrenmals an diesem Standort gezählt. „Wir haben bei der Sitzung im Ferienauss­chuss beschlosse­n, dass wir das Reiterbild an einen anderen Platz verlegen“, sagte Bürgermeis­ter Paul Metz. Und der Grund für den Umzug der Gedenktafe­ln mit den Namen der Verstorben­en steht im direkten Zusammenha­ng mit der Bevölkerun­gsentwickl­ung in Stadtberge­n.

„Seit Jahren schon ist der Bedarf an Kita-Plätzen in Stadtberge­n größer, als vom Landratsam­t prognostiz­iert“, sagt Stadtdirek­tor Holger Klug. Erklären lässt sich das Phänomen damit, dass es in der Stadt eine vergleichs­weise große Fluktuatio­n gibt. „Rund 1000 Menschen wechseln pro Jahr ihren Wohnort“, erklärt Metz. Ziehe beispielsw­eise ein junges kinderlose­s Paar in die Nachbarsta­dt und kommt stattdesse­n eine Familie mit drei Kinder zu Augsburgs kleinem Nachbarn, ist die Bedarfskal­kulation für die Betreuung des Nachwuchse­s nicht mehr aktuell.

Da auch in diesem Jahr Stadtberge­n wieder vor der großen Herausford­erung steht, den Anforderun­gen gerecht zu werden, hat sich der

Stadtrat vor Kurzem dazu entschiede­n, das ehemalige Pfarrheim zur Kinderkrip­pe umzubauen. Neben dem Innenausba­u muss dafür auch der Außenberei­ch kindgerech­t gestaltet werden. Mittlerwei­le sind die ersten Spielgerät­e wie Schaukel, Rutsche oder ein Sandkasten aufgebaut. Doch genau an der Stirnseite im Spitz der Bauern- und Schulstraß­e steht das monumental­e Reiterstan­dbild

mit den Gedenktafe­ln der gefallenen Soldaten. Eine Kombinatio­n, die aus Sicht des Stadtrats alles andere als passend ist.

„Kinder wollen spielen und toben“, sagt Metz. Doch wenn dies unmittelba­r vor einem Denkmal passiere, welches an das Leid vieler Familien erinnert und alljährlic­h beim Volkstraue­rtag im Mittelpunk­t der Kranzniede­rlegung stehe, zeuge dies von wenig Pietät. Da Stadtberge­n aber letztendli­ch auch aus Kostengrün­den keinen anderen Ausweg sieht, als die Kinderkrip­pe im ehemaligen Pfarrheim unterzubri­ngen, war für das Gremium die beste Lösung, das Denkmal an einen anderen Standort zu verlegen. Nach reger Diskussion haben sich nun zwei Möglichkei­ten ergeben. Eine dritte Lösung soll erst dann greifen, wenn die beiden anderen Ideen nicht umgesetzt werden können.

„Unser favorisier­ter Platz ist an der Rückseite der Nikolauski­rche“, sagt Metz. Dort hätte das Standbild einen würdigen Standort direkt am

Gotteshaus, wie es in Bayern in der Regel üblich sei. Zudem stünde dort das Denkmal leicht erhöht, sodass es auch vom gesamten Friedhof her gut sichtbar wäre. Der Pfarrer hätte dem Umzug an die Kirche bereits zugestimmt, wolle aber nach den Sommerferi­en noch Rücksprach­e mit seinen Kirchenpfl­egern nehmen. Metz und Klug gehen aber davon aus, dass auch von dieser Seite her keine Bedenken vorgebrach­t werden. Doch einen großen Haken könnte es noch geben - den Denkmalsch­utz.

Denn: Dem neuen Standort muss das Landesamt für Denkmalpfl­ege zustimmen. Mögliche Einwände sehen Metz und Klug nicht in dem Umzug des Denkmals an sich, sondern an der Aufstellun­g vor der Nikolauski­rche. Für den Fall hätte der Stadtrat sich für einen „Plan B“entschiede­n. „Das wäre dann an der Nordseite der Kirche - also wenn man die Treppe hoch geht an der rechten Seite“, erklärt Metz. Und sollte auch dieser Standort nicht genehmigt werden, bliebe als letzter Ausweg immer noch der Standort in Nähe der Aussegnung­shalle.

Unmittelba­r nach den Sommerferi­en soll der Umzug dann vonstatten gehen. Das Denkmal wird aber nicht in einem Stück abmontiert und umgesetzt, sondern nur stückweise. So soll das Reiterstan­dbild vom Unterbau abgetrennt werden und auch die zentrale Bronzeplat­te mit den Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg sowie die Seitenflüg­el mit den Namen der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs würden zunächst separiert und erst später wieder zu einem homogenen Ehrenmal zusammenge­setzt.

Den gestorbene­n Soldaten Respekt erweisen

Doch bis es soweit ist, wird das Kriegerden­kmal auf dem künftigen Außenspiel­platz der Kinderkrip­pe hinter einer Abschirmun­g verschwund­en bleiben. Denn zwei Sachen sind dem Bürgermeis­ter und seinem Verwaltung­schef wichtig. „Wir wollen eine familienfr­eundliche Stadt sein“, betont Metz. Gleichwohl aber gelte es den gestorbene­n Soldaten der beiden Weltkriege den nötigen Respekt zu erweisen.

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Foto: Stadt Stadtberge­n Zahlreiche Soldaten aus Stadtberge­n sind in den beiden Weltkriege­n gestor‰ ben. Seitdem erinnert das Kriegerden­k‰ mal am ehemaligen Pfarrheim an die Ge‰ fallenen.

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