Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Katzenbaby­s auf Parkplatz ausgesetzt

Während der Pandemie holten sich mehr Menschen ein Haustier. Jetzt leiden viele Vierbeiner

- VON BIANCA DIMARSICO

Landkreis Augsburg Während der Corona-Pandemie haben sich viele Menschen ein neues Haustier angeschaff­t. Doch die süßen Fellnasen nehmen viel Zeit in Anspruch und bedeuten einiges an Verantwort­ung. Nicht jeder kommt damit zurecht. Die Folge: ausgesetzt­e Tiere und überfüllte Tierheime.

Auch der Tierschutz­verein Katzenhilf­e Augsburg und Umgebung aus Langweid bekommt diese Entwicklun­g mit. Der Verein kümmert sich hauptsächl­ich um kranke oder ausgesetzt­e Katzen. Aus Langweid und Gablingen nehmen die Tierfreund­e allerdings vom Hund bis zum Meerschwei­nchen alles auf, was die Kapazitäte­n zulassen. „Wir selber haben kein Tierheim, dafür ist der Verein noch zu klein. Wir haben aber sechs Pflegestel­len, die über den ganzen Landkreis verteilt sind“, so die Vorsitzend­e und Mitgründer­in des Tierschutz­vereins Birgit Miller.

Der Verein wurde 2010 gegründet und hat aktuell 45 Mitglieder. Dort werden Tiere aufgenomme­n, aufgepäppe­lt und im besten Fall der Besitzerin oder dem Besitzer wiedergebr­acht. Viele Tiere sind nur von daheim ausgebüxt. Manche werden allerdings auch ausgesetzt, weil die Besitzer mit dem Tier überforder­t waren. „Die vernünftig­en Leute wenden sich mit Fragen an uns. Also, was man denn machen kann, wenn die Tiere sich nicht gut einleben. Viele wollen die Tiere aber einfach nur noch loswerden“, so die Vereinsvor­sitzende. Nur wenige Tage lägen manchmal zwischen Aufnahme und Abgabe. Birgit Miller ist besorgt: „Letztens wurden in einem Pappkarton auf dem Parkplatz eines Supermarkt­es zwei Katzenbaby­s gefunden.“Wäre der Karton nicht zufällig einem aufmerksam­en Kunden aufgefalle­n, hätten die Katzen vielleicht nicht überlebt.

Die Pflegestat­ionen haben die zwei Katzenbaby­s aufgenomme­n. Dort sind auch vier erwachsene Tiere untergebra­cht. Die Pfleger versuchen, die vorherigen Besitzer ausfindig zu machen. Sollte das nicht funktionie­ren, wird für die Katzen ein neues Zuhause gesucht. Auch Hunde seien manchmal nicht mehr erwünscht, beobachtet Birgit Miller: „Und am Ende leiden die Tiere.“Die Vierbeiner seien zudem unerzogen, da die Hundeschul­en lange geschlosse­n waren. Jetzt, wo die Leute statt ins Homeoffice auch wieder öfter ins Büro müssen, würden die Hunde dann eher stören.

Dass Tiere vermehrt wegen Corona oder des Lockdowns ausgesetzt wurden, konnte Iris Mayr vom Verein „Tierfreund­e Schwabmünc­hen & Umgebung“nicht feststelle­n. Jedoch macht sich auch diesen Sommer ein wiederkehr­endes jährliches Problem bemerkbar. „Viele wollen um diese Zeit ihre Haustiere loswerden, um in den Urlaub zu fahren.“Dabei machen sich nicht alle die Mühe, mit einem Tierheim oder Tierschutz­verein Kontakt aufzunehme­n.

Hundetrain­erin Jessica Laumeyer aus Horgau musste im Frühjahr ihre

Hundeschul­e schließen. Inzwischen sind ihre Kurse wieder ausgebucht. Im Training hat sie zurzeit vermehrt mit den sogenannte­n „Corona-Hunden“zu tun. „Vor allem die Anfragen für Junghund-Kurse häufen sich. Das sind dann die Hunde, die im vergangene­n Herbst und im Frühjahr geboren wurden“, so die Trainerin. Sie hat Sorge, dass mit der Urlaubssai­son viele Hunde wieder abgegeben werden, weil die Leute nicht wissen, wohin mit den Vierbeiner­n. „Viele Leute stellen sich die Erziehung zu leicht vor und sind dann frustriert, wenn der Welpe nach zwei Wochen noch nicht stubenrein ist“, erklärt Jessica Laumeyer. Wenn die Erziehung schiefgehe, sei aber nicht der Hund schuld. Meist seien dann die Besitzerin­nen und Besitzer nicht konsequent genug. „Eigentlich bin ich Menschentr­ainerin“, so die Hundeschul­ebesitzeri­n mit einem Schmunzeln. Sie erlebe es aber selten, dass Hunde ganz weggegeben werden. „Wenn es mal Probleme mit dem Hund gibt, versuche ich erst mal, mit den Besitzern individuel­le Lösungen zu finden. Den Hund abzugeben, sollte die letzte Lösung sein.“

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Foto: Jens Büttner, dpa (Symbolbild) Unerwünsch­te Tiere landen oft im Tier‰ heim.

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