Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie Kutzenhausen eine Partnerschaft einging
Wie gut kennt das Onlinelexikon die Orte im Landkreis Augsburg? Heute: Kutzenhausen
Kutzenhausen Wer sich bereits bei der Überschrift gefragt hat, ob da nicht ein Fehler unterlaufen sei, wird überrascht sein. Kutzenhausen gibt es tatsächlich zweimal. Im Wikipedia-Eintrag zur rund 2500 Seelen großen Gemeinde wird man auf diesen doch eher seltsam klingenden Umstand nur mit einem kurzen Satz aufmerksam gemacht. Aber was genau hat es denn mit
Kutzenhausen und
Kutzenhausen auf sich? Silvia Kugelmann, die von 2008 bis 2020 Bürgermeisterin von Kutzenhausen und schon davor als Mitglied einer unabhängigen Wählergruppe im Gemeinderat tätig war, erzählt: „Man weiß seit ungefähr 1846, dass es zwei Kutzenhausen gibt.“
Ein Kutzenhausen liegt in Schwaben, im Landkreis Augsburg zwischen Diedorf und Dinkelscherben. Das zweite Kutzenhausen befindet sich im Elsass. Die kulturell eher dem deutschen Sprachraum verbundene Region Elsass befand sich damals noch auf deutschem Staatsgebiet. Im Verlauf der Zeit und zweier Weltkriege wechselte sie aber mehrere Male die Zugehörigkeit. In den Wirren des Krieges verlor sich so das Wissen um das zweite Kutzenhausen. Bis rund 100 Jahre später Folgendes passierte. „Bei uns kam eine Kriegspost an, adressiert an Johann Fischer“, sagt Silvia Kugelmann. Johann Fischer, Einwohner von Kutzenhausen, staunte nicht schlecht, als er die Briefe las und feststellte, dass sie nicht an ihn, sondern an seinen Namensvetter im Elsässer Kutzenhausen gerichtet waren. Jahre davor hatte bereits der amtierende Bürgermeister Johann Kranzfelder nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder Briefe erhalten, die an einen „Maire“adressiert waren. Auch sie landeten im falschen Kutzenhausen.
So entstand dann um das Jahr 1978 herum ein reger Briefwechsel zwischen den beiden Gemeinden.
Bald darauf folgte dann auch die erste Einladung ins Elsass und der erste persönliche Besuch „Die Menschen haben sich dann damals einfach ins Auto gesetzt und sind ins Elsass gefahren“, so Silvia Kugelmann. Man habe sich damals auf Anhieb gut verstanden, auch die Sprache stellte kein Problem dar, da man historisch bedingt auch in der französischen Gemeinde Deutsch sprach. So entstand über Jahre hinweg eine freundschaftliche Beziehung zwischen den Gemeinden und seiner Bewohner und Bewohnerinnen. Man besuchte sich gegenseitig und tauschte sich über Kultur bis hin zum Essen miteinander aus. Höhepunkt dieses Austausches war dann die Besiegelung der offiziellen Partnerschaft der beiden Gemeinden am 25. Juni 1988. Zu diesem Anlass stehen seitdem in beiden Gemeinden an den Ortseingängen Partnerschaftstafeln. Für die Kutzenhauserin Kugelmann hat diese Partnerschaft seit jeher eine große Bedeutung „Diese Partnerschaft hat Kutzenhausen sehr bereichert und die Menschen zusammengeführt.“Es sei wichtig, solche Partnerschaften zu pflegen, um einander besser zu verstehen.
Die Partnerschaft der beiden Gemeinden besteht bereits seit über 30 Jahren und wurde bisher immer zu den Jubiläen gefeiert, wechselweise in Schwaben und im Elsass.
Auch hatten die beiden damaligen Bürgermeister beschlossen, dass, falls es jemals eine Hochzeit zwischen Bürgern und Bürgerinnen der beiden Gemeinden geben sollte, diese aus den Gemeindekassen bezahlt werde.