Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn das Testen zum Alltagsspo­rt wird

Viele Menschen gehen regelmäßig zum Corona-Test, um zu verreisen oder am öffentlich­en Leben teilnehmen zu können. Warum sogar vollständi­g Geimpfte das Angebot wahrnehmen

- VON LILIANA LUDWIG

Viele Leute sehnen sich danach, endlich wieder verreisen zu können. Vor und nach vielen Reisen müssen jedoch Corona-Tests gemacht werden. Auch für Geimpfte gilt nach einem Urlaub in Virusvaria­ntengebiet­en die Testpflich­t vor der Einreise in die Heimat, ebenso andersheru­m. Wir haben uns an zwei Testzentre­n umgehört.

„Wir lassen uns regelmäßig zum Schutz unseres Babys testen“, sagt Sergio Busquets, der bereits vollständi­g geimpft ist. Hierzu hat er mit Frau und Töchterche­n an der langen Schlange der Teststatio­n im Club Kantine ausgeharrt. „Außerdem fliegen wir nach Griechenla­nd zu unserer Familie“, so der 34-Jährige Vater. Trotz der Impfung sei

es in dem Land teilweise ratsam, zusätzlich einen Test vorweisen zu können. Sorgen wegen der teilweise hohen Inzidenzza­hlen in Griechenla­nd

macht sich die junge Familie nicht. „Wir werden vor allem die Natur genießen und am Strand liegen“, betont die 30-jährige Marta Busquets. Auch das Hygienekon­zept der Flughäfen hält sie für sehr vertrauens­würdig.

Auch Niko Wöhrle nimmt die lange Warteschla­nge in Kauf. „Ich will vor allem am öffentlich­en Leben teilnehmen können, mich mit Freunden treffen, auf den Plärrer gehen, ins Fitnessstu­dio und zum Essen gehen. Doch um das möglichst risikoarm machen zu können, lass ich mich testen“, sagt der 24-jährige. Vor Kurzem sei er in Italien gewesen. „Davor und danach sind wir auch zum Testen gegangen, obwohl wir mit dem Auto unterwegs waren. Ich hatte zwar eigentlich keine Angst, krank zu werden, aber safety first“, so

Wöhrle.

Eine 52-jährige Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, geht wöchentlic­h zum Testen. „Da ich eine körpernahe Dienstleis­tung erbringe, muss ich das machen“, sagt die Fußpfleger­in. Geimpft sei sie noch nicht, habe das aber bald vor. „Heute ist allerdings schon extrem viel los hier“, stellt sie fest. „Aber die Mitarbeite­r muss man wirklich mal loben, denn sie sind sehr nett und kompetent.“

Geduld müssen bisweilen auch die Wartenden bei der Teststatio­n in der Maximilian­straße mitbringen. Ayten Aytemur ist dort Stammgast. „Ich bin ständig hier beim Testen“, sagt sie. Da sie ihre Mutter im Altenheim besuchen möchte, braucht sie jedes Mal einen Negativtes­t. „Meine Mama ist mir das natürlich wert. Aber verreisen will ich nicht, das sind mir zu viele Strapazen“, so die 50-Jährige, die noch nicht geimpft ist. Gerne wäre sie in die Türkei geflogen, doch unter den momentanen Umständen sei ihr das viel zu riskant.

Amana Olszak hat weniger Bedenken, was das Reisen betrifft. „Das Testen macht mir nichts aus“, sagt die 23-Jährige. „Ich war vor Kurzem in Polen, da ist auch nichts passiert. Jetzt treffe ich mich mit einer Freundin, dazu gehe ich einfach kurz zum Testen, dann kann ich auch ohne Bedenken mit ihr Kaffee trinken und sie umarmen“, so die gebürtige Polin. Demnächst steht noch eine weitere Reise an nach Paris - und der nächste Test.

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Im Musikclub Kantine lassen sich Menschen auf das Coronaviru­s testen. Foto: Piet Bosse

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