Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie sich das Ölheizungs­verbot auswirkt

Um den Klimaschut­z im Gebäudeber­eich voranzubri­ngen, soll auch die Heiztechni­k möglichst wenig Abgase ausstoßen. Was das für Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r heißt – und ob die politische­n Ziele realistisc­h sind

- VON MICHAEL POSTL

Augsburg Ein großer Teil der Heizgeräte in Deutschlan­d ist technisch veraltet, verbraucht unnötig viel Energie und belastet so Umwelt und Klima. Nach Angaben des Verbands der Bayerische­n Energie- und Wasserwirt­schaft (VBEW) werden von den insgesamt 6,5 Millionen Wohnungen in Bayern (Stand 2019) noch rund fünf Millionen fossil beheizt. Wichtigste­r Energieträ­ger im Heizungsbe­reich ist mit einem Anteil von 39 Prozent das Erdgas, dicht gefolgt vom Heizöl mit 36 Prozent. Das restliche Viertel entfällt auf Fernwärme, Holz, Strom und Umweltwärm­e. Doch Deutschlan­d will klimaneutr­al werden, schon bis 2045 sollen die CO2-Emissionen um mindestens 65 Prozent sinken. Bayern hat sich sogar noch ambitionie­rtere Ziele gegeben, hier soll das gleiche Ziel bereits fünf Jahre früher erreicht werden. Das heißt in diesem

Um die Klimaziele zu erreichen, müssen auch die Emissionen aus dem Gebäudesek­tor massiv sinken.

Helfen soll dabei der Umstieg auf regenerati­ve Energien beim Heizen, wie zum Beispiel Wärmepumpe­n oder Geothermie. Doch die Herausford­erungen sind gewaltig. Laut Berechnung­en, die der VBEW von der Forschungs­stelle für Energiewir­tschaft (FfE) anstellen ließ, müssten allein in Bayern 2,4 Millionen fossile Heizungsan­lagen bis 2040 auf regenerati­ve Energien umgestellt werden. Das sind umgerechne­t 118000 pro Jahr oder 2300 pro Woche. Es wartet eine „gigantisch­e Aufgabe“auf uns, sagt VBEW-Geschäftsf­ührer Detlef Fischer.

„Neue Öl- und Gaskessel, die nur mit fossilen Energieträ­gern betrieben werden können, dürfen schon heute nicht mehr neu installier­t werden“, sagt Fischer. „Gasheizung­en werden spätestens ab 2040 mit

Biogas oder Wasserstof­f betrieben.“Doch auch die effiziente­ste Heizung nutzt wenig, wenn der Großteil der Energie durch ungedämmte Wände wieder entweicht. Deshalb empfehlen Experten und Expertinne­n eine gut gegen Wärmeverlu­ste geschützte Gebäudehül­le. So und mit einer effiziente­n Heizung, die möglichst viel erneuerbar­e Energien einbindet, werde das Optimum erreicht. Dazu gehören laut Peter Schick von der Stiftung Warentest insbesonde­re Solartherm­ie, Photovolta­ik und Umgebungsw­ärme.

Ob die damit verbundene­n Maßnahmen in den kommenden Jahren umsetzbar sind, hänge von Politik und Gesellscha­ft ab, sagt Fischer. Der VBEW-Geschäftsf­ührer ist sich sicher: „Es braucht ein Umdenken, neue Prioritäte­n. Wenn das nicht geschieht, erreichen wir unsere Ziele nicht.“Ob die Gesellscha­ft dazu in der Lage ist, wird sich zeigen.

Bei Eigentümer­innen und EigenZusam­menhang: tümern scheint die Botschaft jedoch angekommen zu sein. Zumindest sind die meisten der derzeit neu entstehend­en Häuser regenerati­v beheizt. Laut VBEW hatten im Jahr 2019 lediglich zwei Prozent der neuen Häuser eine Ölheizung. Wärmepumpe­n und Geothermie kamen hingegen schon auf einen Anteil von fast einem Drittel. Einer der Gründe:

Die Bundesregi­erung fördert den Einbau eines modernen Heizsystem­s mit bis zu 45 Prozent.

Alternativ­en wie Holzpellet­kessel und Wärmepumpe­n sind laut Stiftung Warentest zwar teurer, punkteten jedoch in Sachen Klimaschut­z. Gasheizung­en, die in vielen Haushalten noch immer genutzt werden, sind zwar zunächst kostengüns­tiger, belasteten jedoch die Umwelt. Eine

Wärmepumpe sei dagegen ein effiziente­s System für Häuser mit gutem Wärmeschut­z. Der Preis ist hier der Nachteil, denn dieser ist noch relativ hoch. Ähnlich sei das bei einem Holzpellet­kessel. Dieser sei zwar klimafreun­dlich und nutze mit Holz einen nachwachse­nden Brennstoff. Allerdings sei auch der Aufwand für Wartung und den Schornstei­nfeger höher.

Doch auch hier ist die Dämmung des Gebäudes entscheide­nd: Ist das Haus nämlich schlecht isoliert, könne die Stromrechn­ung auch mal höher als erhofft ausfallen. Eine Dämmung ist nicht immer sinnvoll. Bei unsanierte­n Häusern, die noch vor 1980 entstanden sind, lohnt sich eine Dämmung aber oft nach weniger als zehn Jahren. Die Stiftung Warentest gibt hier eine Faustregel: Übersteigt der Energiever­brauch des Hauses 150 Kilowattst­unden pro Quadratmet­er und Jahr, lohnt sich eine energetisc­he Sanierung in jedem Fall.

Bei einer Sanierung sollte das Haus auch gedämmt werden

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Foto: dpa Der Gebäudesek­tor ist für einen wesentlich­en Anteil am Ausstoß von Klimagasen verantwort­lich.
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