Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Knackiger Keks im Labor

In Laboren wird alles Mögliche getestet und ausprobier­t, sogar Geschmack. Das machen Fachleute für Lebensmitt­elsensorik. Hier erfährst du mehr

- VON MARIANA FRIEDRICH

„Das ist total sauer!“„Nein, das ist bitter!“Ja, was denn nun? Genau zu sagen, wie etwas schmeckt, kann kniffelig sein. Denn Geschmäcke­r und Vorlieben sind oft total verschiede­n. Trotzdem können Fachleute wie Louisa Page vergleiche­n, was wir schmecken, und das sogar genau beschreibe­n. Louisa Page arbeitet im Labor für Lebensmitt­elsensorik an einer Hochschule.

Dort untersuche­n sie und ihre Kollegen unter anderem, welche Zutaten für Lebensmitt­el bei vielen Leuten gut ankommen. Das wollen etwa die Hersteller wissen, bevor sie ein neues Produkt in großen Mengen herstellen. Die Fachleute erforschen im Labor aber auch: Welchen Einfluss hat es, was wir beim Essen sehen, hören, riechen und fühlen?

Auch Augen und Ohren spielen dabei eine Rolle

„Wir schmecken tatsächlic­h mit all unseren Sinnen“, erklärt Louisa Page. „Über unsere Zunge nehmen wir wahr, ob etwas süß, salzig, bitter oder sauer ist. Die fünfte Geschmacks­art, umami, ist etwas schwierige­r zu unterschei­den. Wir beschreibe­n sie mit fleischig, würzig.“Dazu nehmen wir die Aromen über unsere Nase wahr.

Auch Auge und Ohr spielen eine Rolle. „Wir verbinden bestimmte Farben, Geräusche oder Gerüche mit bestimmten Produkten. Ein Keks muss zum Beispiel knackig sein und sich beim Draufbeiße­n auch so anhören.“Wenn er das nicht ist, denken wir, dass er nicht frisch ist.

„Sogar, wo wir etwas probieren und was wir dabei hören, hat einen Einfluss darauf, wie wir es erleben“, erklärt Louisa Page.

Um herauszube­kommen, wie wir bestimmte Lebensmitt­el wahrnehmen, befragen die Forschende­n Menschen: etwa wie sie eine neue Joghurtsor­te finden. „Das funktionie­rt gut, wenn es darum geht, ob ein Produkt gefällt“, erklärt die Expertin. Will sie aber herausfind­en, ob Menschen schmecken, dass die Zutaten in einem Pudding geändert wurden, braucht sie Testperson­en.

Fachleute einigen sich auf bestimmte Begriffe

Die müssen erst lernen, genau zu beschreibe­n, was sie schmecken. Dazu bildet das Labor Gruppen. Alle probieren gemeinsam Lebensmitt­el. Dann besprechen die Testerinne­n und Tester, was sie schmecken. Gemeinsam einigen sie sich auf Begriffe, mit denen sie beschreibe­n, was sie schmecken. „Sonst würde beispielsw­eise eine Person ein Zitrusarom­a mit Orange umschreibe­n, eine andere mit Zitrone, die dritte mit Limette. Dabei meinen alle dasselbe“, sagt Louisa Page. Bis alle in der Gruppe aufeinande­r abgestimmt sind, dauert es oft Wochen.

Nun beginnen die richtigen Untersuchu­ngen. Dass alle wissen, wie sie etwas beschreibe­n, ist wichtig. Andere Labore können die Beschreibu­ngen nutzen und die Untersuchu­ngen sogar wiederhole­n. Dabei sollen sie bei gleichen Bedingunge­n im Versuch zu gleichen Ergebnisse­n kommen. Denn nur wenn das funktionie­rt, kann man sich auf das Ergebnis verlassen.

Sonst wird hier gewählt: Doch diese Schule im Ahrtal wurde vom Hochwasser zerstört. Wohin jetzt?

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Wenn wir Kekse sehen, wollen wir, dass sie sich im Mund knackig anfühlen, ha‰ ben Fachleute herausgefu­nden.
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Fotos: dpa Wir schmecken auch mit den Augen. Blaue Tomaten finden viele deshalb erst mal nicht so lecker.

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