Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Corona hat ihn in die Politik getrieben

Alexander Denner aus Kissing will für Die Basis in den Bundestag einziehen. Er kritisiert das Vorgehen der Regierung in der Pandemie und plädiert für mehr Teilhabe / Serie

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Landkreis Augsburg Der Weitmannse­e in Kissing ist ein beliebtes Ausflugszi­el - weit über die Grenzen des Landkreise­s Aichach-Friedberg hinaus. Der Nordteil ist auf Naherholun­g ausgericht­et. Im Süden gibt es eine große naturbelas­sene Fläche. Auch Alexander Denner steuert den See gerne an. „Egal, wie viele Leute hier sind. Man findet immer ein Plätzchen, um runterzuko­mmen und sich zu entspannen“, sagt er. Der 39-Jährige hat zurzeit neben seinem Beruf viele Termine. Er wirbt für seine Partei Die Basis und auch für sich selbst. Sein Ziel: der Einzug in den Bundestag.

Denner ist noch nicht lange politisch aktiv. Seine Partei ist im vergangene­n Jahr im Umfeld der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen entstanden. Der 39-Jährige ist in Kasachstan geboren. In den 1990erJahr­en kam er aus der Sowjetunio­n nach Deutschlan­d. „Kurz vor dem

Zerfall“, sagt er. Aufgewachs­en ist er in Oberkochen im Ostalbkrei­s in Baden-Württember­g. Nach der Schule ging er als Zeitsoldat zur Bundeswehr. Zum Ende seines achtjährig­en Dienstes besuchte er im Rahmen der Berufsförd­erung die Technikers­chule in Augsburg. „Ich bin kein Fan von Großstädte­n“, sagt er. Also suchte er in der Umgebung nach einem Ort mit mehr Natur. „Dann habe ich mich für Kissing entschiede­n.“In der Gemeinde lebt er nun seit fast 15 Jahren. Denner ist verheirate­t und hat zwei Kinder. Inzwischen arbeitet er als selbststän­dige Fachkraft für Arbeitssic­herheit und berät Firmen. Zudem unterstütz­t er Kunden bei der Planung und beim Betrieb von Photovolta­ikanlagen.

Politisch aktiv sei er aufgrund der Corona-Maßnahmen geworden. „Es ging dabei nicht um die Tatsache, dass es Maßnahmen gibt, sondern um die Art und Weise und die Begründung, wie sie nach außen dargestell­t werden.“Er habe angefangen, sich zu informiere­n und zu hinterfrag­en. Vor allem die Maskenpfli­cht habe ihm zu denken gegeben.

Seiner Meinung nach sind FFPMasken gefährlich. Das hätten Messungen ergeben. Er leugne nicht, dass es Corona gibt. „Die Frage ist für mich immer, wie weit greife ich ein.“Er betont, dass die Grundrecht­e immer gelten. Bei Grippewell­en habe es keine vergleichb­aren Maßnahmen gegeben. Wichtig sei es, gegen Bakterien und Viren das Immunsyste­m zu stärken. Dazu habe es keine einzige Maßnahme gegeben.

Denner besuchte daraufhin mit Gleichgesi­nnten Demonstrat­ionen. Im November habe er entschiede­n, auch politisch etwas ändern zu wollen - für die Zukunft seiner Kinder, wie er sagt. „Wenn du den Sumpf trockenleg­en willst, dann musst du dich auch trauen, in den Sumpf zu steigen.“

Er habe sich Der Basis angeschlos­sen, weil er hier seine Interessen am besten vertreten sah. „Nach Corona gibt es auch noch eine Zeit. Wie sieht es dann aus? Was fehlt denn uns Deutschen?“, fragt er. Vor allem wünscht Denner sich viel mehr Basisdemok­ratie. Es sei nicht ausreichen­d, nur alle vier Jahre sein Kreuzchen zu machen. „Man muss schauen, dass man die Leute mitnimmt. Das man ihnen die Möglichkei­t zur Mitbestimm­ung gibt.“Bei der konkreten Ausführung müsse man das Rad nicht neu erfinden. „Wir haben die Schweiz um die Ecke, die das schon macht“, sagt Denner.

Die technische­n Möglichkei­ten für Referenden seien ebenfalls vorhanden. Ein Punkt sei die Schwarmint­elligenz. Denner nennt sie die Weisheit der vielen. „Da ist die Frage,

wie greife ich das ab. Das geht über Arbeitsgru­ppen, Referenden und neue Wege“, sagt er.

Aktuell gibt es in den Medien Antisemiti­smus-Vorwürfe gegen Die Basis. Im Zentrum stehen die Aussagen des Bundestags­kandidaten und Mikrobiolo­gen Sucharit Bhakdi. „Das ist für mich sehr schwach“, sagt Denner. Aus einem anderthalb­stündigen Interview habe man zwei Minuten „komplett aus dem Kontext“herausgesc­hnitten.

„Wenn man sich das komplett anhört und die Interviews davor, stellt man fest, dass er etwas ganz anderes gemeint hat.“Bhakdi habe sich falsch ausgedrück­t, aber man müsse auch beachten, dass Deutsch nicht seine Mutterspra­che sei. Die Vorwürfe gegen seine Partei bezeichnet Denner als „Quatsch“. Der 39-Jährige sei selbst mit vielen Juden befreundet. Zahlreiche Russlandde­utsche in Augsburg hätten jüdische Wurzeln.

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Foto: Andreas Lode Der Weitmannse­e ist der Lieblingsp­latz von Alexander Denner, Direktkand­idat der Partei Die Basis.

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