Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Spazierfahrt mit dem Grüngut
Wohin mit den Gartenabfällen? Die Preise für Baumschnitt und Co. variieren im Landkreis Augsburg enorm, was teilweise skurrile Folgen hat
Landkreis Augsburg Der Regen hat es diesen Sommer unheimlich gut gemeint mit den Kleingärtnern. Damit ihnen all das sprießende Grün nicht über den Kopf wächst, muss viel geschnitten und gemäht werden. Wie teuer es anschließend wird, das Grüngut wieder loszuwerden, hängt im Landkreis Augsburg davon ab, wo man wohnt. Oder wie weit man fahren möchte. Denn die Grüngutannahmestellen verlangen ganz unterschiedliche Preise. Einige nehmen Gartenabfälle auch kostenlos an. So ist eine Art Grüngut-Tourismus entstanden, der nun vielen ein Dorn im Auge ist.
Vor allem Gartenbaubetriebe würden das Grüngut gezielt zu Annahmestellen fahren, die niedrige Preise verlangen, wie aus mehreren Dörfern und Städten im Landkreis berichtet wurde. Der Bobinger Bürgermeister Klaus Förster konnte das nachvollziehen: „Wenn es im Auto ist, dann ist es im Auto“, sagte er. Wohin die Abfälle mit dem Auto gefahren werden, entscheidet manch ein Gärtner dann nach einem Blick in den Geldbeutel. Bobingen hat die Grüngutentsorgung an einen privaten Anbieter abgegeben. In zwei Ortsteilen stünden zwei Container dafür bereit, sagte Klaus Förster. Er konnte aber nicht ausschließen, dass einige Bobinger mit ihrem Grüngut daran nur vorbeifahren. Der Königsbrunner Bürgermeister Franz Feigl erklärte vor Kurzem bei der Bürgermeisterdienstbesprechung, dass die Stadt ihre Annahmestelle nie subventioniert habe und ein Defizit nicht infrage käme. Das ist nicht in allen Kommunen der Fall. So liegt das jährliche Defizit im Landkreis zwischen 90 Cent und fünf Euro pro Einwohner, also durchschnittlich bei zwei Euro. Das hat eine Umfrage ergeben, an der sich 35 Kommunen im Landkreis beteiligt hatten. Etwa drei Viertel von ihnen betreiben die Annahmestelle in Eigenregie, ein Viertel hat ein Privatunternehmen mit der Entsorgung beauftragt. Pro Kubikmeter Abfall bezahlt der Kunde je nach Standort zwischen 2,50 und 13 Euro.
In einer Kommune gibt es Jahreskarten für 20 Euro, eine andere Kommune hat ein Payback-Modell für ihre Gemeindebürger entwickelt und eine dritte Kommune nimmt einen Kubikmeter Abfall im Monat kostenlos an. In Dinkelscherben wurden die Gebühren vor etwa sieben Jahren komplett abgeschafft, erklärte Bürgermeister Edgar Kalb. Die Verwaltung habe mehr gekostet als eingenommen wurde und die wilde Entsorgung habe seither deutlich abgenommen. Grüngut und
Häckselmaterial werden in Dinkelscherben getrennt gesammelt und das Grüngut anschließend in Thannhausen entsorgt.
Doch auf Dauer könne das Häckselgut nicht auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden, wie Untermeitingens Bürgermeister Simon Schropp erklärte, als er die Ergebnisse der Umfrage vorstellte. Viele Annahmestellen müssten zudem baulich ertüchtigt werden. Etwa ein Drittel nimmt keinen Bauschutt an, der Rest hat zumindest eine Lösung dafür gefunden. Simon Schropp verwies ausdrücklich auf das Preisgefälle im Landkreis. So sei die Entsorgung für die Kunden in Kommunen, die den Betrieb selbst aufrechterhalten, meist günstiger.
Die Entsorgung von Wurzelstöcken ist im Landkreis teilweise schwierig, hauptsächlich kommen wohl aber Schnittgut wie Zweige und Äste oder Reste von Thujahecken und dergleichen bei den Annahmestellen an. Die Bürgermeister waren der Überzeugung, dass die Kommunen selbst das meiste davon anliefern. Drei Viertel konnten sich laut der Umfrage vorstellen, einen neuen, gemeinsamen Weg bei der Grüngutentsorgung einzuschlagen. Landrat Martin Sailer zog einen Zweckverband in Betracht, wenn nicht alle Kommunen mitziehen wollen. Das Thema soll in Kürze den Werkausschuss beschäftigen.