Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gemeinsam liest sich’s leichter

Manuela Jacob ist eine von vielen ehrenamtli­chen Patinnen, die Kindern beim Lernen helfen. Ein Projekt, das immer mehr Zulauf erfährt – und mehr bringt, als auf den ersten Blick ersichtlic­h ist

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Mutige Macher, Menschen, die viel Zeit, Energie und Herzblut in aufwendige Projekte stecken, können die Welt verändern. Im Kleinen und im Großen. In unserer Serie „Ideen für ein besseres Bayern“wollen wir solche Menschen und Projekte vorstellen. In der fünften Folge geht es um Freiwillig­e, die Kindern dabei helfen, ihre Bildungslü­cken auszugleic­hen.

den für das Engagement sind niedrig: Eine bestimmte Ausbildung ist meist nicht vonnöten. Trotzdem bekommen die Paten und Patinnen in spe bei den meisten Projekten eine kurze Schulung. Außerdem müssen sie ein erweiterte­s polizeilic­hes Führungsze­ugnis vorlegen. Seit der Unterricht wieder in Präsenz stattfinde­t, hilft Manuela Jacob Dennis beim Lernen. Bereut hat sie ihre Entscheidu­ng nicht: „Wenn man sieht, wie er sich auf das Treffen freut und Fortschrit­te macht, geht einem das Herz auf“, sagt sie.

Diese Fortschrit­te können beachtlich sein: Eine Studie der Universitä­t Oxford, die 200 Lernpatens­chaften in der Pfalz untersucht hat, hat klare Verbesseru­ngen nachgewies­en: Am einfachste­n messbar ist, dass Kinder durch eine Patenschaf­t signifikan­t bessere Noten schreiben. In den Fächern, in denen sie betreut wurden, wurden die Noten um durchschni­ttlich mehr als eine Stufe besser. Zudem geben Lehrkräfte an, dass Patenkinde­r motivierte­r sind, besser zuhören, mehr Interesse am Unterricht zeigen und auch ihre Sozialkomp­etenz stark verbessert haben.

Auch beim bayerische­n Philologen­verband ist man von den Projekten begeistert: „Es geht um die Unterstütz­ung im Lernprozes­s und um zusätzlich­e Aufmerksam­keit, die man durch die Patenschaf­t geschenkt bekommt – und davon kann man nur profitiere­n“, findet Verbandssp­recherin Ulrike Schneider. Wegen großer Klassen sei es häufig nicht möglich, auf einzelne Kinder so einzugehen, wie sie das nötig hätten. Dennoch rät sie, sich nicht auf die Lernpatens­chaft zu verlassen. Auch vom Vorlernen rät sie ab: „Die Einführung von neuem Stoff sollte immer in der Schule stattfinde­n“, sagt sie. Dennoch: „Der Nutzen ist deutlich größer, gerade, wenn das Elternhaus nicht die Ressourcen hat, das Kind im Unterricht zu unterstütz­en.“Auch bei Dennis läuft es schon besser. Wie Lesepatin Manuela Jacob berichtet, kann er mittlerwei­le ziemlich flüssig lesen und freut sich auf die zweite Klasse.

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M. Werthefron­gel

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