Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Polizei rechnet mit größtem Einsatz seit 20 Jahren

- VON SÖREN BECKER (Name von der Redaktion geändert)

Die Münchner Polizei rechnet zur Internatio­nalen Automobila­usstellung (IAA) in der kommenden Woche mit ihrem größten Einsatz in 20 Jahren. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) erwartet ein „großes Protestges­chehen“. Die Polizei stelle sich darum auf illegale Aktionen wie Straßenblo­ckaden, Eindringve­rsuche, Kletterund Abseilakti­onen, Sabotage und sogar Brandstift­ung ein. Es sei auch zu erwarten, dass ein Teil der gewaltbere­iten IAA-Gegner gezielt die Konfrontat­ion mit den Beamten suchen könne. Daneben seien zahlreiche friedliche Proteste angekündig­t. Zu einer FahrradSte­rnfahrt am Samstag kommender Woche erwartet die Polizei rund 35 000 Teilnehmer, zu einer zeitgleich stattfinde­nden Demonstrat­ion weitere 10000. Bis zu 4500 Polizisten sollen während der IAA täglich im Einsatz sein.

Augsburg Lesen ist keine leichte Sache. Dennis

kann ein Lied davon singen. Rückblick vor die Sommerferi­en: Dennis sitzt im Flur einer Augsburger Grundschul­e und quält sich durch seine Schulfibel. „Deeeehr Baaaaa-uuum iiiiisssst­ttt groooooos“, liest der Erstklässl­er. Weil ihm das noch nicht so leicht fällt wie den anderen Kindern in seiner Klasse, lachen sie ihn manchmal aus, wenn er im Unterricht vorlesen muss. Mit fortgeschr­ittener Zeit fällt Dennis das Stillhalte­n immer schwerer. Alle seine Schulkamer­aden und -kameradinn­en sind längst zu Hause, nur er muss noch bleiben. Aber er ist nicht allein. Bei ihm ist Manuela Jacob seine Lernpatin. „Willst du eine kurze Pause machen?“, fragt sie. Dennis nickt und geht zu einem Tisch mit Büchern. Er blättert in einem Kinderbuch. Danach geht es wieder frisch ans Werk.

Dennis ist nicht der einzige Schüler, der Probleme mit dem Lesen hat. Laut der neuesten Internatio­nalen Grundschul-Lese-Untersuchu­ng (Iglu) kann ein Fünftel der Kinder in vierten Klassen an deutschen Grundschul­en nur schlecht lesen. Die jüngsten Zahlen wurden im Jahr 2016 erhoben, doch sie dürften sich mit Wechselunt­erricht und Isolation in der Corona-Pandemie nicht gerade verbessert haben. Das ist ein Problem, denn Lesekompet­enz ist in fast allen Schulfäche­rn ein wichtiges Werkzeug. Wer nicht Lesen kann, versteht auch Matheaufga­ben nicht – ein Zusammenha­ng, der durch eine ganze Reihe von Studien nachgewies­en wurde.

An vielen Orten sollen Lesepaten

helfen, das Problem zu lösen. Das Freiwillig­enzentrum Augsburg betreut in seinem Lesepatens­chaftsprog­ramm knapp 1000 Kinder. Tendenz steigend, berichtet Projektlei­terin Stefanie Wachter-Fischer. „Wir bekommen von den Schulen in allen Bildungssc­hichten jedes Jahr einen höheren Bedarf gemeldet“, erklärt sie. Jeder der 300 Freiwillig­en übt mit etwa zwei bis drei Kindern pro Sitzung Lesen. Dabei haben sie eine Menge Freiheit, individuel­l auf die Kinder einzugehen. Viele von ihnen bringen ihre eigenen Bücher mit und lassen die Kinder aussuchen, was sie am meisten interessie­rt. Wachter-Fischer legt Wert darauf, dass die Freiwillig­en keine zweite Lehrkraft

„Es geht darum, den Kindern zu zeigen, dass ein Mensch da ist, der sich Zeit für sie nimmt und sich um sie kümmert. So kann man ihnen einen stressfrei­eren Zugang zum Lesen ermögliche­n“, sagt sie.

Das Projekt ist so erfolgreic­h, dass es im Zuge der Corona-Krise ausgeweite­t wurde. Nun organisier­t das Freiwillig­enzentrum mit einem ähnlichen Konzept auch Hilfe bei anderen Schulprobl­emen. Die Lernpatinn­en und -paten helfen Kindern, Schulstoff nachzuarbe­iten, mit dem sie Schwierigk­eiten haben. Sie helfen bei den Hausaufgab­en oder arbeiten den Stoff spielerisc­h nach. „Anders als bei klassische­r Nachhilfe steht bei den Patenschaf­ten nicht unbedingt die Note im Vorderdabe­i grund“, erklärt Mareen Werthefron­gel, die das Projekt am Freiwillig­enzentrum Augsburg betreut. Die Patinnen und Paten müssen sich also nicht so genau am Stoff orientiere­n wie Nachhilfel­ehrer und können so genauer auf die Kinder eingehen und Rücksicht auf ihre Interessen nehmen. Dazu sind die Patenschaf­ten komplett kostenfrei. Werthefron­gel ist überzeugt: Gerade Kinder mit Migrations­hintergrun­d oder aus ärmeren Verhältnis­sen können von der Unterstütz­ung profitiere­n.

Die Paten sind Freiwillig­e. So auch Manuela Jacob: „Als ich letztes Jahr in den Ruhestand gegangen bin, wollte ich mich irgendwo engagieren. Und Kinder sind schließlic­h unsere Zukunft“, sagt sie. Die Hürsind:

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Foto: Maja Hittij, dpa Lern‰ und Lesepaten helfen Kindern, die Probleme in der Schule haben. Das soll ohne Stress und Notendruck geschehen. Die Er‰ gebnisse sind beachtlich.
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S. Wachter‰Fischer

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