Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das hilft in den Wechseljahren
Zwei Drittel der Frauen leiden an wiederkehrenden Hitzewallungen, Schlafstörungen oder starken Blutungen. Was zwei Expertinnen bei den häufigsten Symptomen raten
Augsburg Die Hälfte der Frauen in Deutschland hat im 52. Lebensjahr ihre Menopause. In den Monaten vor und nach der letzten Blutung leiden die Frauen an verschiedenen Beschwerden. Dr. Shirin Hunstiger, Funktionsoberärztin an der Klinik für Frauenheilkunde in Augsburg, und Heilpraktikerin Martina Fritsche aus Dillingen klären über Symptome auf.
● Hitzewallungen Ein unangenehmes Wärmegefühl breitet sich im Oberkörper, Nacken und Gesicht aus. Heilpraktikerin Fritsche rät, die betroffenen Stellen mit Salbeitee zu waschen, um das Schwitzen zu reduzieren. Temperaturregulierende Schlafkleidung und Bettwäsche können in der Nacht helfen. Gynäkologin Hunstiger empfiehlt nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung auch eine Hormontherapie, vor allem dann, wenn die Hitzewallungen den Alltag stark belasten. Gegen leichtere Beschwerden helfen pflanzliche Hormonpräparate, die aus Trauben-Silberkerze oder Soja gewonnen werden. Alternativ können Johanniskraut, Akupunktur oder eine kognitive Verhaltenstherapie die Beschwerden lindern.
● Blutungen Durch die starken Blutungen kommt es oft zu Kreislaufproblemen und Mineralstoffmangel. Das gehöre unbedingt in therapeutische Hände, sagt Fritsche. Laut Hunstiger lassen sich Blutungsstörungen oftmals mit einer Anti-Baby-Pille oder einer Hormonspirale in den Griff bekommen. Voraussetzung dafür ist, dass die Frauen bereit sind, mit Hormonen zu verhüten.
● Haare In den Wechseljahren leiden viele Frauen unter Haarausfall. Ein medizinisches Haarwasser kann hier helfen. Zudem wachsen bei manchen Frauen mehr Haare im Gesicht. In einigen Frauenarztpraxen wird dagegen eine Haarentfernung durch eine Lasertherapie angeboten.
● Schlafstörungen Probleme mit dem Schlafen sind oft eine Begleiterscheinung der Wechseljahre und hängen mit Symptomen wie Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen zusammen. Um zur Ruhe zu kommen, empfiehlt Expertin Fritsche Einschlafrituale wie ein warmes Fußbad, einen Abendspaziergang oder eine Meditation. Mit den
Schlafstörungen gehen oft Antriebslosigkeit und Erschöpfung einher. Hier rät Fritsche, bewusst kürzerzutreten und gegebenenfalls die Nebennierenfunktion untersuchen zu lassen.
● Kopfschmerzen Eine weitere Begleiterscheinung in den Wechseljahren sind stechende Kopfschmerzen. Als Hausmittel empfiehlt Fritsche, sich die Schläfen mit ätherischem Pfefferminzöl einzureiben.
● Stimmungsschwankungen Ein falsches Wort oder ein kritischer Blick genügen, schon reagieren die betroffenen Frauen gereizt oder traurig. Bewusste Auszeiten und Strategien wie ein Dankbarkeitstagebuch helfen, um einer depressiven Verstimmung entgegenzuwirken. Wenn sich der Zustand verschlimmert, braucht es therapeutischen Beistand.
● Vorsorge Welche Erscheinung auftritt und wie stark sie ausfällt, ist von Frau zu Frau verschieden. Regelmäßiger Sport in den Wechseljahren reduziere jedoch nachweislich die Beschwerden, erklärt Hunstiger. Außerdem steigt mit den Wechseljahren die Gefahr der Osteoporose. Neben einer regelmäßigen Messung der Knochendichte empfehlen die Expertinnen viel Bewegung, kurze Sonnenbäder, ausreichend Kalzium und Vitamin D.
Martina Fritsche