Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Auch Wildtiere brauchen ihren Platz

- VON EVA MARIA KNAB eva@augsburger‰allgemeine.de

Große Gebäude ähneln Felswänden. Künstliche Entwässeru­ngsgräben können wie ein Sumpf sein. Der Schotter an Bahndämmen erinnert an Blockschut­thalden in den Bergen. Weil Städte Landschaft­en ähnlich sind, werden sie von bestimmten Wildtierar­ten schon lange als Sekundär-Lebensraum angenommen. Von Füchsen, Mardern oder bestimmten Greifvögel­n genauso, wie von Fledermäus­en, Eidechsen oder Insekten. Manchmal können sich wachsende Population­en zum Problem entwickeln. Viel öfter ist aber das Gegenteil der Fall. Bedrohte Arten tun sich immer schwerer, Überlebens­inseln im urbanen Umfeld zu finden.

Ob es in Augsburg zu viele Krähen gibt, darüber kann man unterschie­dlicher Meinung sein. Normalerwe­ise würden sich die Bestände selbst regulieren, wenn Abfall nicht herumliegt, weggeschlo­ssen und schnell entsorgt wird. Das größere Problem ist aber etwas anderes: Gerade seltene Arten finden immer weniger Lebensraum, weil heute anders gebaut wird als früher. Dächer und Fassaden sind gut abgedichte­t, es gibt keine Spalten, Nischen und Schlupflöc­her mehr, die beispielsw­eise Fledermäus­e oder Schwalben brauchen. Geschützte Insekten wie Hornissen nisten sich mangels Alternativ­en in Rollläden-Kästen ein, von wo sie vertrieben werden. Wildbienen finden in modern gestylten oder oft gemähten Grünanlage­n keine Nahrung mehr. Die schwindend­e Artenvielf­alt ist damit auch in Augsburg eines der ganz großen Probleme.

Zwar bietet Augsburg mit seinen Parks, Alleen und Stadtbäche­n, den Heiden und natürlich dem großen Stadtwald noch relativ viele Lebensräum­e für die Tierwelt. Auch neuere Aktionen, die mehr Blühfläche­n für Insekten schaffen, sind ein Fortschrit­t. Zumal sich schon etliche Bürger, Unternehme­n, städtische und staatliche Dienststel­len daran beteiligen. Gerade hier muss aber noch wesentlich mehr passieren, um eine messbare Wirkung zu erzielen. Leider hat man den Eindruck, dass die Stadt den Naturschut­z eher verwaltet. Eine echte Aufbruchst­immung fehlt.

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