Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Warten auf den Führersche­in

Nach dem Lockdown kommt es in vielen Fahrschule­n im Landkreis Augsburg jetzt zu Engpässen. Selbst Prüfungste­rmine werden knapp

- VON BIANCA DIMARSICO UND KAI OBERMEIER

Landkreis Augsburg In den Fahrschule­n zieht langsam wieder Normalität ein. Sie waren vom Lockdown besonders stark betroffen. Hunderte Fahrschüle­rinnen und -schüler konnten ihre praktische Fahrprüfun­g nicht ablegen. Jetzt wollen alle nach langer Wartezeit endlich ihren Führersche­in in den Händen halten. Für die Fahrschule­n bedeutet dies vor allem eines: Stress.

Gabriele Gessler, die sich bei der Fahrschule Gessler in Fischach um die Verwaltung kümmert, bestätigt das: „Wir sind seit vier Monaten extrem im Stress. Jetzt wird es langsam besser“, erzählt sie. Im Februar wurde der Fahrschulb­etrieb wieder aufgenomme­n. „Der Stau liegt auf jeden Fall an der Schließung im Lockdown“, erzählt sie. Für Neuanmeldu­ngen gebe es eine Warteliste.

Trotzdem sei immer viel zu tun.

Zur Zeit wird bei der Fahrschule Gessler auch samstags gearbeitet. „Es gibt einen Fahrlehrer­mangel“, erklärt Gabriele Gessler. Für alle anderen bedeute dies noch mehr Arbeit.

Auch bei der Fahrschule Grajdek in Neusäß sind die Kapazitäte­n voll ausgelaste­t. Fahrschulb­esitzer Manuel Grajdek ist einer von insgesamt vier Fahrschull­ehrern. „Unsere Plätze sind bis zum Anschlag voll. Wir arbeiten alle am Limit“, erzählt Grajdek.

Seine Fahrschule war wegen des Lockdowns fünf Monate lang geschlosse­n. Zur Zeit hat er etwa 250 bis 270 Fahrschüle­rinnen und Fahrschüle­r. Er erzählt, dass es vor allem bei der praktische­n Prüfung Schwierigk­eiten gebe: „Wenn ich beim TÜV fünf Plätze für die praktische­n Prüfungen beantrage, kommt vielleicht ein Antrag durch“, so der Fahrlehrer.

Die Wartezeit betrage dann oft etwa einen Monat. An einem Prüfungsta­g, den es meist einmal in der Woche gibt, werden sechs bis sieben Prüfungen abgelegt. Seit Januar gibt es zudem ein neues Prüfverfah­ren. Statt 45 Minuten sitzen Prüfling und Prüfender nun 55 Minuten im Auto. „Diese neue Regelung verschlimm­ert den Engpass noch“, erklärt der Fahrschulb­esitzer. Er ist von dem neuen System nicht überzeugt. Seit August sei der Andrang besonders groß. „In den Sommerferi­en wollen viele den Führersche­in fertigmach­en“, so Grajdek. Die lange Wartezeit sorge bei einigen Fahrschüle­rinnen und Fahrschüle­rn für Unzufriede­nheit.

Eine Warteliste gibt es bei der Fahrschule Bartholomä­i in Meitingen und Thierhaupt­en nicht. Trotzdem ist das Team um Fahrschulb­esitzer Helmut Bartholomä­i immer beschäftig­t. Um mit dem Andrang fertig zu werden, stellte die Fahrschule den Unterricht­sbetrieb für Zweiräder dieses Jahr komplett ein. Durch die Engpässe hätte man beim

TÜV zeitweise gar keinen Termin für die Prüfungen bekommen, so der Fahrschulb­esitzer.

Es gibt auch Fahrschule­n, die mit alternativ­en Konzepten versucht haben, dem Andrang Herr zu werden. So die Fahrschule Rödl von Walter und Sabine Socher aus Schwabmünc­hen: „Wie haben Ostern und Pfingsten keine Ferienkurs­e angeboten und dadurch viel abgearbeit­et“, sagt Sabine Socher. So konnte verhindert werden, dass es zu langen Warteschla­ngen kam. Der Arbeitsauf­wand sei dennoch sehr hoch.

„Es lässt sich schwer aufholen, man kann ja nicht doppelt so schnell arbeiten“, sagt auch Kurt Riedel von der Fahrschule Riedel aus Königsbrun­n. Allmählich werde es bei ihm allerdings besser, auch weil er anhand der Anmeldunge­n für Theorie-Kurse gut den Überblick behält, wie viel Fahrschüle­r er in Zukunft auf den Führersche­in vorbereite­n muss.

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Foto: Swen Pförtner, dpa (Symbolbild) Monatelang hatten die Fahrschule­n geschlosse­n. Das macht sich jetzt bemerkbar. Hunderte Fahrschüle­rinnen und ‰schüler konnten über viele Monate keine Fahrprüfun­g ab‰ solvieren. Jetzt sind die Kapazitäte­n vielerorts ausgeschöp­ft.

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