Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Investor plant nur noch vier Windräder
Zu Beginn der Pläne rechnete die Firma mit zehn großen Anlagen. Aktuell sind weniger vorgesehen. Neue Windmessungen sollen Aufschluss geben, ob sich das rechnet
Dinkelscherben Unweit des Dinkelscherber Ortsteils Ettelried soll ein neuer Windpark entstehen. Erste Pläne dazu präsentierte der Investor, die Firma Juwi AG, schon vor gut einem Jahr. Damals war die Rede von zehn 250 Meter hohen Anlagen. Nun plant der Investor offenbar nur noch mit vier Anlagen. Zwar könne man sich weiterhin auch mehr Anlagen vorstellen, doch die geplanten vier haben einen entscheidenden Vorteil für den Investor.
Nach den im vergangenen Jahr vorgestellten Plänen des Investors könnten im Wald auf einer Fläche von 140 Hektar zehn Windräder entstehen. Allerdings bräuchte es dazu Sondergenehmigungen. Der Grund: die sogenannte 10H-Regel in Bayern. Demnach muss ein Windrad in Bayern einen Mindestabstand vom Zehnfachen seiner Höhe zur nächsten Ortschaft einhalten. Wollte man zehn 250 Meter hohe Windräder bauen, würde diese Regel nicht eingehalten werden. Die Gemeinde müsste eine Ausnahme schaffen.
Anders ist das bei den nun fokussierten vier Windkraftanlagen. Denn sie stünden laut Plan weit genug vom Ort weg und würden die 10H-Regel einhalten, versichert Juwi. Denn die Windräder würden mindestens 2,5 Kilometer vom nächsten Wohnhaus weg stehen. Genehmigt werden müsste das Projekt dann vom Landkreis. Abgelehnt werden könnten die Windräder zum Beispiel aus Naturschutzgründen. Einen entsprechenden Antrag wolle die Firma im kommenden Jahr stellen, sagt Felix Wächter, Sprecher des Unternehmens. „Wir können uns aber auch weiterhin mehr vorstellen“, erklärt Wächter. Dazu wäre allerdings eine Bauleitplanung nötig.
Ende vergangenen Jahres stimmte der Marktrat in Dinkelscherben darüber ab, ob die Kommune die Pläne des Investors weiter vorantreiben möchte. Damals einigte man sich darauf, erst einmal abzuwarten, bis Juwi einen Antrag stellen würde. Dann wolle man darüber entscheiden, ob die Gemeinde eine Ausnahmeregelung für mehr als vier Windräder schaffen möchte. Bislang habe man aber keinen Antrag gestellt, erklärt der Investor auf Nachfrage.
Zu Beginn der Planungen argumentierte der Investor, dass ein großer Windpark nötig sei, um rentabel zu wirtschaften. Wie viel Energie die geplanten Anlagen bei Ettelried am Ende bringen könn ten, ist aber noch unklar. Um das herauszufinden, stellte Juwi vor Kurzem Messanlagen auf. Die Geräte zeichnen die vor Ort herrschenden Windgeschwindigkeiten, Wetter- und Strömungsverhältnisse auf. „Die Daten bilden die Grundlage für die Berechnung der künftigen Winderträge“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Diese Messung dauert zwölf Monate.
Zusätzlich liegen dreijährige Ertragsdaten aus dem Nachbarwindpark Jettingen-Zusmarshausen vor, die zurzeit ausgewertet werden. „Wir gehen davon aus, dass auch mit vier Anlagen ein wirtschaftlicher Betrieb möglich ist“, erklärt Felix Wächter im Gespräch mit unserer Redaktion. Man gehe davon aus, dass die nun durchgeführten Messungen die bisherigen Erkenntnisse bestätigen. Läuft alles nach Plan, wolle man 2022 in ein Genehmigungsverfahren einsteigen. Ende 2025 könnten die Anlagen in Betrieb gehen. Die vier Windräder produzieren laut Investor pro Jahr sauberen Strom für mehr als 16.000 Haushalte. Geplant sind Anlagen vom Typ SG-170.
In der Gemeinde ist der geplante Windpark seit Beginn heftig umstritten. Besonders im kleinen Ort Ettelried formierte sich eine Protestbewegung. Dutzende Anwohner stellten vor ihren Häusern Plakate auf, um die 250 Meter hohen Windanlagen zu verhindern. Daneben gab es immer wieder andere Protestaktionen. Besonders die Sorge um einen Eingriff in die Natur und vor Lärm, der durch die Anlagen entsteht, treibt viele Ettelrieder um.
Ebenso gibt es aber auch viele Unterstützer der Idee. Es gründete sich eine parteiübergreifende Bürgerinitiative, welche die Pläne weiter vorantreiben möchte. Für die Unterstützer ist Windenergie ein wichtiger Baustein für klimafreundliche Energiegewinnung. Die Gruppe will sich auch dafür starkmachen, dass aus den Windrädern ein Projekt wird, an dem sich die Bürger beteiligen können.
„Wir können uns aber auch weiterhin mehr vorstellen.“Sprecher des Unternehmens, Felix Wächter