Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Investor plant nur noch vier Windräder

Zu Beginn der Pläne rechnete die Firma mit zehn großen Anlagen. Aktuell sind weniger vorgesehen. Neue Windmessun­gen sollen Aufschluss geben, ob sich das rechnet

- VON PHILIPP KINNE

Dinkelsche­rben Unweit des Dinkelsche­rber Ortsteils Ettelried soll ein neuer Windpark entstehen. Erste Pläne dazu präsentier­te der Investor, die Firma Juwi AG, schon vor gut einem Jahr. Damals war die Rede von zehn 250 Meter hohen Anlagen. Nun plant der Investor offenbar nur noch mit vier Anlagen. Zwar könne man sich weiterhin auch mehr Anlagen vorstellen, doch die geplanten vier haben einen entscheide­nden Vorteil für den Investor.

Nach den im vergangene­n Jahr vorgestell­ten Plänen des Investors könnten im Wald auf einer Fläche von 140 Hektar zehn Windräder entstehen. Allerdings bräuchte es dazu Sondergene­hmigungen. Der Grund: die sogenannte 10H-Regel in Bayern. Demnach muss ein Windrad in Bayern einen Mindestabs­tand vom Zehnfachen seiner Höhe zur nächsten Ortschaft einhalten. Wollte man zehn 250 Meter hohe Windräder bauen, würde diese Regel nicht eingehalte­n werden. Die Gemeinde müsste eine Ausnahme schaffen.

Anders ist das bei den nun fokussiert­en vier Windkrafta­nlagen. Denn sie stünden laut Plan weit genug vom Ort weg und würden die 10H-Regel einhalten, versichert Juwi. Denn die Windräder würden mindestens 2,5 Kilometer vom nächsten Wohnhaus weg stehen. Genehmigt werden müsste das Projekt dann vom Landkreis. Abgelehnt werden könnten die Windräder zum Beispiel aus Naturschut­zgründen. Einen entspreche­nden Antrag wolle die Firma im kommenden Jahr stellen, sagt Felix Wächter, Sprecher des Unternehme­ns. „Wir können uns aber auch weiterhin mehr vorstellen“, erklärt Wächter. Dazu wäre allerdings eine Bauleitpla­nung nötig.

Ende vergangene­n Jahres stimmte der Marktrat in Dinkelsche­rben darüber ab, ob die Kommune die Pläne des Investors weiter vorantreib­en möchte. Damals einigte man sich darauf, erst einmal abzuwarten, bis Juwi einen Antrag stellen würde. Dann wolle man darüber entscheide­n, ob die Gemeinde eine Ausnahmere­gelung für mehr als vier Windräder schaffen möchte. Bislang habe man aber keinen Antrag gestellt, erklärt der Investor auf Nachfrage.

Zu Beginn der Planungen argumentie­rte der Investor, dass ein großer Windpark nötig sei, um rentabel zu wirtschaft­en. Wie viel Energie die geplanten Anlagen bei Ettelried am Ende bringen könn ten, ist aber noch unklar. Um das herauszufi­nden, stellte Juwi vor Kurzem Messanlage­n auf. Die Geräte zeichnen die vor Ort herrschend­en Windgeschw­indigkeite­n, Wetter- und Strömungsv­erhältniss­e auf. „Die Daten bilden die Grundlage für die Berechnung der künftigen Winderträg­e“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehme­ns. Diese Messung dauert zwölf Monate.

Zusätzlich liegen dreijährig­e Ertragsdat­en aus dem Nachbarwin­dpark Jettingen-Zusmarshau­sen vor, die zurzeit ausgewerte­t werden. „Wir gehen davon aus, dass auch mit vier Anlagen ein wirtschaft­licher Betrieb möglich ist“, erklärt Felix Wächter im Gespräch mit unserer Redaktion. Man gehe davon aus, dass die nun durchgefüh­rten Messungen die bisherigen Erkenntnis­se bestätigen. Läuft alles nach Plan, wolle man 2022 in ein Genehmigun­gsverfahre­n einsteigen. Ende 2025 könnten die Anlagen in Betrieb gehen. Die vier Windräder produziere­n laut Investor pro Jahr sauberen Strom für mehr als 16.000 Haushalte. Geplant sind Anlagen vom Typ SG-170.

In der Gemeinde ist der geplante Windpark seit Beginn heftig umstritten. Besonders im kleinen Ort Ettelried formierte sich eine Protestbew­egung. Dutzende Anwohner stellten vor ihren Häusern Plakate auf, um die 250 Meter hohen Windanlage­n zu verhindern. Daneben gab es immer wieder andere Protestakt­ionen. Besonders die Sorge um einen Eingriff in die Natur und vor Lärm, der durch die Anlagen entsteht, treibt viele Ettelriede­r um.

Ebenso gibt es aber auch viele Unterstütz­er der Idee. Es gründete sich eine parteiüber­greifende Bürgerinit­iative, welche die Pläne weiter vorantreib­en möchte. Für die Unterstütz­er ist Windenergi­e ein wichtiger Baustein für klimafreun­dliche Energiegew­innung. Die Gruppe will sich auch dafür starkmache­n, dass aus den Windrädern ein Projekt wird, an dem sich die Bürger beteiligen können.

„Wir können uns aber auch weiterhin mehr vorstellen.“Sprecher des Unternehme­ns, Felix Wächter

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 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Juwi AG plant einen Windpark bei Dinkelsche­rben. Die aktuellen Pläne sehen vier Anlagen vor, welche die 10H‰Regel einhalten.
Foto: Marcus Merk Die Juwi AG plant einen Windpark bei Dinkelsche­rben. Die aktuellen Pläne sehen vier Anlagen vor, welche die 10H‰Regel einhalten.

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