Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Triathlon statt Junggesell­enabschied

Leo Lamprecht finisht beim Iron Man in Roth, bevor er Hochzeit feiert

- VON OLIVER REISER

Gersthofen/Roth „Wenn man den Ausdauerdi­sziplinen verfallen ist, will man auch den Königswett­bewerb bestreiten.“Auch bei Leo Lamprecht hat sich dieses Ziel so ins Gehirn eingebrann­t, dass er sich anstatt in einen derb-zünftigen Junggesell­enabschied zwei Wochen vor seiner Hochzeit beim Iron Man in Roth ins kalte Wasser des Rothsee gestürzt hat. „Das zweitwicht­igste Event in diesem Jahr ist geschafft“, strahlte der 25-Jährige, nachdem er 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen in 10:56:51 Stunden geschafft hatte und auf Platz 497 der Gesamtwert­ung ins Ziel kam. Vorsichtsh­alber hatte er sich für den nächsten Tag freigenomm­en.

Das Laufen war schon immer die Lieblingsb­eschäftigu­ng von Leo Lamprecht. „Mit sieben Jahren habe ich beim Kindertria­thlon am Kuhsee teilgenomm­en“, erzählt der Biburger, der im Dezember vergangene­n Jahres nach Gersthofen gezogen ist. Dort arbeitet der Bankkaufma­nn auch. 2018 hat er seinen ersten Triathlon absolviert. Blind habe er sich damals für die Mitteldist­anz in Zell am See angemeldet. „Davor habe ich mir mein erstes Rennrad gekauft, ich konnte aber nur Brustschwi­mmen. Mittlerwei­le habe ich das Kraulen gelernt“, erzählt er.

Seit vielen Jahren zählt auch der Gersthofer Silvesterl­auf zu seinen Traditione­n, da sein Vater und die gesamte Familie aus Gersthofen stammt. Zum 50. Jubiläum der Traditions­veranstalt­ung im Jahre 2016 ist Leo Lamprecht, dessen Onkel Manfred seit Beginn dieses Jahres Präsident des TSV Gersthofen ist, ganz festlich im schwarzen Anzug, weißem Hemd und Fliege mitgelaufe­n.

2019 hat er dann endlich einen Startplatz für de Iron Man in Roth

bekommen. „Das ist gar nicht so einfach. Die Startplätz­e sind online innerhalb von 20 Sekunden ausverkauf­t. Es gibt auch noch eine Verlosung und die Möglichkei­t, am Tag nach dem Wettkampf direkt vor Ort für 580 Euro eine Startberec­htigung zu kaufen. Diese hat eine Bekannte für mich gesichert“, freute sich Leo Lamprecht wie ein Schneeköni­g – leider zu früh, wie sich herausstel­lte, denn der Iron Man 2020 fiel der Corona-Pandemie zum Opfer.

Lamprecht, der für den TSV Gersthofen startet, hatte im November 2019 unter seinem Trainer Tobias Heining mit der Vorbereitu­ng begonnen. Den hat er übrigens nie gesehen. „Alles ging telefonisc­h oder per E-Mail. Jeden Montag habe ich einen neuen Trainingsp­lan bekommen.“Im April war dann Schluss mit Vorbereitu­ng – Lockdown. Erst im September 2020 konnte er wieder beginnen.

Zwölf bis 20 Stunden beträgt der wöchentlic­he Zeitaufwan­d, um sich auf einen Triathlon vorzuberei­ten. Oft ging es schon vor der Arbeit zuhause mit dem Fahrrad auf die Rolle.

Da die Hallenbäde­r wegen Corona gesperrt waren, trainierte er mit Zugseilen. „Trockensch­wimmen sozusagen“, kann er jetzt darüber lachen. „Ich habe mir kurz vor dem Wettkampf sogar zehn Tage freigenomm­en, um zu trainieren.“

Dann konnte es 2021 endlich losgehen, wenn auch aufgrund der Hygieneauf­lagen statt der sonst üblichen 2500 Starterinn­en und Starter nut 700 an den Start gehen durften. „Es ist eine mystische Stimmung, wenn man am frühen Morgen bei Nebel und lauter Musik ins Wasser des Rothsees steigt“, berichtet Leo Lamprecht, der mit einer Zeit von unter zehn Stunden geliebäuge­lt hatte. „Nachdem ich mich aber nach drei Kilometer Laufen leicht übergeben musste und schlimme Magenprobl­eme hatte, war ich mit meinem Ergebnis am Ende sauzufried­en.“Diese bisher unbekannte­n Probleme seien wohl entstanden, weil er während des Wettkampfe­s nur spezielle Gels, rund zehn Liter Wasser und Salztablet­ten zu sich genommen hatte.

Leo Lamprecht ist klar, dass bei diesem immensen Trainings- und Zeitaufwan­d die Partnerin viel Verständni­s aufbringen muss. „Das muss vorher geklärt werden“, geht sein Dank deshalb auch an seine künftige Ehefrau Katharina Riemann,

Am 18. September wird geheiratet

der er am 1. April einen Heiratsant­rag gemacht hat. Sie hat ihn nicht nur während des Wettkampfe­s begleitet. „Es ist viel auf ihr gelastet. Das werde ich alles wieder gutmachen“, sagt Lamprecht, der mit seiner besseren Hälfte am 18. September im Gersthofer Rathaus vor das Standesamt tritt. Als Physiother­apeutin hat sie sich zudem um seine müden Beine gekümmert: „Das war Gold wert.“Auch seine Eltern haben ihn an der Strecke unterstütz­t. Bei Bekannten war er bereits ab Freitag in der Nähe von Roth untergekom­men.

Wann steht der nächste Triathlon auf dem Programm? „Nächstes Jahr nicht, aber in den nächsten zehn Jahren schon mal wieder“, stehen für Leo Lamprecht jetzt erst einmal andere Dinge im Vordergrun­d.

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Foto: Marathon Fotos Live Nach 10:56:51 Stunden überquerte Leo Lamprecht die Ziellinie beim Iron Man in Roth.
 ?? Fotos: Lamprecht privat ?? Seine zukünftige Ehefrau Katharina Rie‰ mann unterstütz­te Leo Lamprecht nicht nur während der Vorbereitu­ng, sondern auch während des Wettkampfe­s an der Strecke.
Fotos: Lamprecht privat Seine zukünftige Ehefrau Katharina Rie‰ mann unterstütz­te Leo Lamprecht nicht nur während der Vorbereitu­ng, sondern auch während des Wettkampfe­s an der Strecke.
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