Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Triathlon statt Junggesellenabschied
Leo Lamprecht finisht beim Iron Man in Roth, bevor er Hochzeit feiert
Gersthofen/Roth „Wenn man den Ausdauerdisziplinen verfallen ist, will man auch den Königswettbewerb bestreiten.“Auch bei Leo Lamprecht hat sich dieses Ziel so ins Gehirn eingebrannt, dass er sich anstatt in einen derb-zünftigen Junggesellenabschied zwei Wochen vor seiner Hochzeit beim Iron Man in Roth ins kalte Wasser des Rothsee gestürzt hat. „Das zweitwichtigste Event in diesem Jahr ist geschafft“, strahlte der 25-Jährige, nachdem er 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen in 10:56:51 Stunden geschafft hatte und auf Platz 497 der Gesamtwertung ins Ziel kam. Vorsichtshalber hatte er sich für den nächsten Tag freigenommen.
Das Laufen war schon immer die Lieblingsbeschäftigung von Leo Lamprecht. „Mit sieben Jahren habe ich beim Kindertriathlon am Kuhsee teilgenommen“, erzählt der Biburger, der im Dezember vergangenen Jahres nach Gersthofen gezogen ist. Dort arbeitet der Bankkaufmann auch. 2018 hat er seinen ersten Triathlon absolviert. Blind habe er sich damals für die Mitteldistanz in Zell am See angemeldet. „Davor habe ich mir mein erstes Rennrad gekauft, ich konnte aber nur Brustschwimmen. Mittlerweile habe ich das Kraulen gelernt“, erzählt er.
Seit vielen Jahren zählt auch der Gersthofer Silvesterlauf zu seinen Traditionen, da sein Vater und die gesamte Familie aus Gersthofen stammt. Zum 50. Jubiläum der Traditionsveranstaltung im Jahre 2016 ist Leo Lamprecht, dessen Onkel Manfred seit Beginn dieses Jahres Präsident des TSV Gersthofen ist, ganz festlich im schwarzen Anzug, weißem Hemd und Fliege mitgelaufen.
2019 hat er dann endlich einen Startplatz für de Iron Man in Roth
bekommen. „Das ist gar nicht so einfach. Die Startplätze sind online innerhalb von 20 Sekunden ausverkauft. Es gibt auch noch eine Verlosung und die Möglichkeit, am Tag nach dem Wettkampf direkt vor Ort für 580 Euro eine Startberechtigung zu kaufen. Diese hat eine Bekannte für mich gesichert“, freute sich Leo Lamprecht wie ein Schneekönig – leider zu früh, wie sich herausstellte, denn der Iron Man 2020 fiel der Corona-Pandemie zum Opfer.
Lamprecht, der für den TSV Gersthofen startet, hatte im November 2019 unter seinem Trainer Tobias Heining mit der Vorbereitung begonnen. Den hat er übrigens nie gesehen. „Alles ging telefonisch oder per E-Mail. Jeden Montag habe ich einen neuen Trainingsplan bekommen.“Im April war dann Schluss mit Vorbereitung – Lockdown. Erst im September 2020 konnte er wieder beginnen.
Zwölf bis 20 Stunden beträgt der wöchentliche Zeitaufwand, um sich auf einen Triathlon vorzubereiten. Oft ging es schon vor der Arbeit zuhause mit dem Fahrrad auf die Rolle.
Da die Hallenbäder wegen Corona gesperrt waren, trainierte er mit Zugseilen. „Trockenschwimmen sozusagen“, kann er jetzt darüber lachen. „Ich habe mir kurz vor dem Wettkampf sogar zehn Tage freigenommen, um zu trainieren.“
Dann konnte es 2021 endlich losgehen, wenn auch aufgrund der Hygieneauflagen statt der sonst üblichen 2500 Starterinnen und Starter nut 700 an den Start gehen durften. „Es ist eine mystische Stimmung, wenn man am frühen Morgen bei Nebel und lauter Musik ins Wasser des Rothsees steigt“, berichtet Leo Lamprecht, der mit einer Zeit von unter zehn Stunden geliebäugelt hatte. „Nachdem ich mich aber nach drei Kilometer Laufen leicht übergeben musste und schlimme Magenprobleme hatte, war ich mit meinem Ergebnis am Ende sauzufrieden.“Diese bisher unbekannten Probleme seien wohl entstanden, weil er während des Wettkampfes nur spezielle Gels, rund zehn Liter Wasser und Salztabletten zu sich genommen hatte.
Leo Lamprecht ist klar, dass bei diesem immensen Trainings- und Zeitaufwand die Partnerin viel Verständnis aufbringen muss. „Das muss vorher geklärt werden“, geht sein Dank deshalb auch an seine künftige Ehefrau Katharina Riemann,
Am 18. September wird geheiratet
der er am 1. April einen Heiratsantrag gemacht hat. Sie hat ihn nicht nur während des Wettkampfes begleitet. „Es ist viel auf ihr gelastet. Das werde ich alles wieder gutmachen“, sagt Lamprecht, der mit seiner besseren Hälfte am 18. September im Gersthofer Rathaus vor das Standesamt tritt. Als Physiotherapeutin hat sie sich zudem um seine müden Beine gekümmert: „Das war Gold wert.“Auch seine Eltern haben ihn an der Strecke unterstützt. Bei Bekannten war er bereits ab Freitag in der Nähe von Roth untergekommen.
Wann steht der nächste Triathlon auf dem Programm? „Nächstes Jahr nicht, aber in den nächsten zehn Jahren schon mal wieder“, stehen für Leo Lamprecht jetzt erst einmal andere Dinge im Vordergrund.