Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wo Kinder gratis in Schulen frühstücke­n können

Soziales

- VON ANDREA BAUMANN

Der Verein „brotZeit“kümmert sich darum, dass Mädchen und Jungen nicht hungrig im Klassenzim­mer sitzen. In Augsburg machen drei Schulen mit, weitere können sich bewerben

In wohl jedem Klassenzim­mer sitzen Schülerinn­en und Schüler, die mit knurrenden Mägen dem Unterricht folgen. Die Gründe, warum sie nicht gefrühstüc­kt haben, sind unterschie­dlich: Mal sind die Kinder auf sich allein gestellt, weil die Eltern schon früh außer Haus müssen – oder noch schlafen. Mal kriegen die Mädchen und Jungen frühmorgen­s keinen Bissen runter. Dieses Problem kennt auch das Förderzent­rum Ulrichschu­le. Hier wird ein Großteil der Kinder mit dem Bus gebracht, viele werden sehr zeitig abgeholt. Damit sie Energie für Mathe und Deutsch tanken können, dürfen sie sich vor dem Unterricht im Schülercaf­é an einem Frühstücks­büfett bedienen. Mehr als 30 Schülerinn­en und Schüler nähmen das kostenlose Angebot täglich wahr, sagt Konrektori­n Sandra Losleben. „Müsli ist der Hit, Käsebrote essen sie auch sehr gerne.“

Dass sich die Erst- bis Viertkläss­ler ein wenig wie im Hotel fühlen können, haben sie dem Verein „brotZeit“zu verdanken. 2009 auf Initiative der Schauspiel­erin Uschi Glas gegründet, versorgt er mittlerwei­le deutschlan­dweit an 266 Schulen insgesamt mehr als 10.000 Mädchen und Jungen in den Jahrgangss­tufen eins bis vier mit der ersten Mahlzeit des Tages. Möglich wird das mithilfe von Sponsoren – ein großer Lebensmitt­eldiscount­er spendet die Waren –, außerdem mit Fördergeld­ern des Familienmi­nisteriums und rund 1400 ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfern, die das Frühstück aufbauen und ausge

ben. In Augsburg beteiligen sich laut Projektlei­ter Christoph Mayer aktuell neben der Ulrichschu­le in der Innenstadt noch die JohannStra­uß-Grundschul­e in Haunstette­n sowie die Löweneck-Grundschul­e in Oberhausen an der Aktion.

seinen Worten hat der Verein aber noch Kapazitäte­n und Finanzmitt­el, um in der drittgrößt­en Stadt Bayerns weitere Grund- oder Förderschu­len mit ins Boot zu holen. An den interessie­rten Schulen sollte es geeignete Räume für das

Frühstück geben. „Wir statten die Schulen mit Kühl- und Gefriersch­ränken aus, die Schulen bestellen selbst aus einem Warenkorb die gewünschte­n Nahrungsmi­ttel.“Es handle sich dabei um frische Ware und nicht um das, was in den SuperNach märkten übrig geblieben sei, betont Mayer. Im Schnitt, so der Projektlei­ter, nähmen pro Schule 40 bis 60 von ihren Erziehungs­berechtigt­en angemeldet­e Kinder teil. Bewerbunge­n der Schulen sind möglich unter: mayer@brotzeit.schule, Infos gibt es auch unter: www.brotzeitfu­erkinder.com.

Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (Grüne) sieht Bedarf für dieses Angebot und begrüßt dessen geplante Ausweitung auf bis zu 15 Augsburger Schulen. „Schulleitu­ngen schildern mir immer wieder, dass Kinder ohne Frühstück in die Schule kommen. Und auch ein Pausenbrot ist keine Selbstvers­tändlichke­it bei vielen Kindern.“Der Verein bietet nach ihren Worten mehr als eine ausgewogen­e Mahlzeit an. Die Aktion habe sich auch zu einer wichtigen Kommunikat­ionseinric­htung in den Schulen entwickelt. „Gerade jetzt ist es wichtig, dass Kinder wieder das Miteinande­r erleben.“

Beliebt ist in Augsburg seit vielen Jahren auch die Initiative „Gesunde Pause“. In der Regel schließen sich hier laut Bürgermeis­terin Wild Eltern zusammen, um den Schülerinn­en und Schülern einmal in der Woche in den Pausen einen gesunden Snack anzubieten, etwa Fruchtspie­ße, Müsli mit Joghurt, Gemüse mit Dip und Ähnliches. Gefördert werde die „Gesunde Pause“in den Schulen wie auch vergleichb­are Aktivitäte­n in den Kitas über das EUSchulfru­chtprogram­m, mit dem bevorzugt regionales und saisonales Obst, Gemüse, Milch und ausgewählt­e Milchprodu­kte beschafft werden könnten.

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Foto: Annette Zoepf Müsli und Cornflakes sind vorbereite­t für die hungrigen Kinder der Ulrichschu­le. Heidi Greineder und Rolf Raquet geben das Früh‰ stück aus.

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