Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Glühweinstände auf dem Rathausplatz werden verlost
Auswahl Beim Christkindlesmarkt werden wegen Corona auf dem zentralen Platz weniger Stände stehen als sonst. Welche Beschicker die lukrativsten Plätze bekommen, soll sich an diesem Dienstag entscheiden. Das sorgt für Wirbel
Es muss alles passen bei dem Termin im Marktamt. Sogar ein Notar soll dabei sein und darüber wachen, dass alles korrekt abläuft. Schließlich geht es für die Beteiligten um viel Geld. An diesem Dienstagvormittag sollen die Standplätze verteilt werden, an denen auf dem Augsburger Christkindlesmarkt Glühwein verkauft werden darf. Die CoronaPandemie sorgt dafür, dass der Markt nicht wie früher aussehen wird. Auf dem Rathausplatz – dem zentralen Ort des Weihnachtstrubels in der Innenstadt – werden deutlich weniger Glühweinstände Platz haben als sonst. Die Standplätze hier sind aber besonders lukrativ. Damit es gerecht zugeht, soll nun das Los darüber entscheiden, wer hier im Advent seinen Stand aufbau
darf. Wer leer ausgeht, muss sich mit anderen Plätzen zufrieden geben. Die Anspannung unter den Standbetreibern ist groß.
Die Frage, wer welchen Platz auf dem Christkindlesmarkt bekommt, ist seit jeher ein Politikum. Die Stadt war deshalb in der Vergangenheit auch schon mit Klagen von unzufriedenen Beschickern konfrontiert. Bei den Glühweinständen gilt: Je näher am großen Christbaum auf dem Rathausplatz, umso besser. Der Schausteller Edmund Diebold mit der markanten Engelespyramide ist dort unter anderem vertreten, ebenso Dieter Held, in Nicht-Corona-Zeiten auch Festwirt des Schallerzelts auf dem Plärrer. Doch auch sie können sich dieses Jahr nicht sicher sein, dass sie ihre Stände im Schatten des Baumes aufbauen dürfen. Ob es das typische Bild mit geschmücktem Baum, hölzerner Pyramide und historischem Rathaus im Hintergrund geben wird, hängt von der Losentscheidung ab.
Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle sagt, der Losentscheid stelle sicher, dass alle betroffenen Standbetreiber gleich behandelt werden. Deshalb habe man sich dafür entschieden. In normalen Zeiten gebe es im Bereich des Rathausplatzes ein knappes Dutzend Glühweinstände. In diesem Jahr werden es – nach der aktuellen Planung – nur vier sein. „Wir müssen weiter darauf achten, dass genug Abstand gehalten werden kann“, sagt Hübschle. Das sei mit zu vielen Glühweinständen in einem Bereich nicht zu machen. Deshalb müsse man die Stände entzerren. Zwischenzeitlich war sogar angedacht, dass auf dem Rathausplatz überhaupt kein Glühen wein ausgeschenkt wird. Die Stände sollten auf andere Orte in der Innenstadt verteilt werden. Nun gibt es immerhin vier Glühwein-Schenken auf dem Rathausplatz – und ansonsten Ausweichplätze wie Königsplatz, Hollplatz oder der Platz beim Merkurbrunnen.
Bei den Standbetreibern herrscht nun Anspannung. Die Platzhirsche, die auch einiges an Geld in ihre Stände investiert haben, laufen Gefahr, zumindest in diesem Jahr ihre guten Plätze zu verlieren. Jene Betreiber, die bisher eher am Rand des Rathausplatzes standen, könnten dagegen gewinnen – und mit Losglück ins Zentrum des GlühweinGeschehens vorrücken. Bei der Stadt ist man sich dessen durchaus bewusst – alles soll korrekt und transparent ablaufen. Deshalb wacht ein Notar über die Ziehung und die betroffenen Glühweinverkäufer dürfen dabei sein. Gegen das Losverfahren regte sich aber auch Widerstand. Der Schaustellverband wandte sich am Montag in einem eiligen Schreiben an Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) mit der Bitte, die Standplätze nicht vom Losglück abhängig zu machen.
Ihm sei es wichtig, dass der Christkindlesmarkt auf alle Fälle stattfinden könne – mit einem Konzept, das auch bei steigenden Corona-Zahlen noch Spielraum lasse, sagt Wolfgang Hübschle. Deshalb müsse man die Stände entzerren. Auch die Standreihen, in denen Krippenfiguren, Schmuck, Spielwaren & Co. verkauft werden, sollen ausgedünnt werden. Stand jetzt wird beim Marktbesuch weder ein 3G-Nachweis noch eine Erfassung der Kontaktdaten nötig sein.