Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Karlstraße ist ein städtebauliches Relikt
Die Karlstraße ist städtebaulich ein Relikt aus früheren Jahrzehnten: eine vierspurige Straße mitten durch die Innenstadt, die Domviertel und Kern-City voneinander trennt. Heute käme kein Mensch mehr darauf, eine solche Achse zu bauen. Es ist wünschenswert, daran etwas zu ändern. Ein nicht geringer Teil des Verkehrs dort hat auch gar nicht die Innenstadt zum Ziel, sondern nutzt die Straße als Ost-West-Verbindung zwischen Stadtteilen.
Eine Verkehrsberuhigung in der Grottenau und der Jakoberstraße wäre vor allem ein städtebauliches Projekt. Beide Straßen haben eine Neugestaltung nötig. Wie in der Maximilianstraße stellt sich die Frage, was man konkret mit dem neu gewonnenen Raum anfangen könnte, aber auf der Ost-West-Achse liegen die Antworten mit der Straßenbahntrasse und mehr Bäumen eher auf der Hand.
Verkehrspolitisch wird die schwerwiegendste Folge erst einmal eine erhebliche Umverlagerung (nicht Reduktion) von Autoverkehr sein, zumal eine Straßenbahn noch Jahre (Jahrzehnte ist realistischer) brauchen wird. Nur zur Erinnerung: Die Entlastung der Innenstadt vom Nord-Süd-Verkehr im Zuge des Kö-Umbaus war überhaupt nur denkbar, weil vorher mit B17 und Schleifenstraße Umgehungen gebaut worden waren (so bedenklich sie städtebaulich sind, denn auch hier wurden Viertel zerschnitten). Und trotzdem gab es nach dem Königsplatz-Umbau Verkehrsverlagerungen auf Stettenund Rosenaustraße sowie den Graben.
Den Autos Platz wegzunehmen, damit es weniger werden, geht in die richtige Richtung, wird aber nur langfristig und zusammen mit einer Stärkung von Alternativen funktionieren – kurzfristig fahren die Autos einfach woanders. Genauso relevant wie die Umgestaltungspläne werden darum die Verkehrsprognosen zur Umverlagerung sein und die Frage, wie gut die Kern-Innenstadt selbst als Ziel noch erreichbar ist.