Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kolpingsfamilie will zweites Leben für alte Handys
Die Bestandteile kommen aus der ganzen Welt. In Gersthofen ging es darum, was mit alten Geräten passieren soll
Handys verwerten und Gutes tun. Zu diesem Thema sprach bei der Kolpingsfamilie Gersthofen Vera Heinz vom Kolping-Diözesanvorstand. „Mit einem Handy haben wir buchstäblich die Welt in Händen,“erläutert Vera Heinz. 60 unterschiedliche Metalle und Erze aus aller Welt sind in einem Gerät verarbeitet. Doch sie nannte auch andere Gründe, warum alte Mobiltelefone nicht einfach im Müll landen sollten.
Zum Beispiel kann aus 41 abgelegten Geräten ein Gramm Gold gewonnen werden. Um die gleiche Menge zu gewinnen, muss eine Tonne Golderz gefördert und bearbeitet werden. „Allein in Deutschland liegen schätzungsweise 200 Millionen Handys ungenutzt in den Schubladen.“Vera Heinz weiter: „Die Spende von ungenutzten Handys fördert Nachhaltigkeit und Kreislauf-Wirtschaft, und vermeidet Elektroschrott. Zum Abbau der Rohstoffe zwingen bewaffnete Rebellen Menschen zur Arbeit in teils illegalen Minen, meist ohne Schutzkleidung. Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung: Überfälle, Vergewaltigungen, Kinderarbeit, Versklavung.“
Die gespendeten Handys werden von der Kolpingsfamilie Gersthofen an die Organisation Missio München weitergeleitet. Von dort gehen diese an das Rücknahmesystem Mobile-Box. Diese Firma ist verantwortlich für die Datenvernichtung, Recycling und falls möglich Aufarbeitung der Handy-Bestandteile. Es gilt: Wiederverwendung vor Verwertung. Mit dem Erlös werden in den Regionen, in denen die Rohstoffe abgebaut werden, die Menschen vor Ort unterstützt. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt zum Beispiel in Kongo bei der Unterstützung von Traumazentren, medizinischer Hilfe, Ausbildung und Schulen.
„Ich freue mich, dass die Stadt Gersthofen diese wichtige und nachhaltige Aktion unterstützen kann“, erklärte Bürgermeister Michael Wörle. So seien für diesen Zweck an unterschiedlichen Stellen in der Stadt Sammelpunkte eingerichtet worden. Hier besteht die Möglichkeit, alte Handys zu spenden und an einer Verlosung teilzunehmen. „Als Auftakt konnte ich bereits über 100 Handys aus dem Gersthofer Fundbüro für die Aktion übergeben“, so Wörle.
Die Sammelbehälter für die gespendeten Handys stehen in Gersthofen im Pfarrbüro St. Jakobus,
Pfarrbüro der evangelischen Kirchengemeinde, Bürgerzentrum im Rathaus, Jugendzentrum Gersthofen, Ballonmuseum, Paul-KleeGymnasium, Mittelschule. Vor einer Handy-Spende sind Sim- und Speicherkarte zu entfernen. Falls der Akku lose ist, sollten die Pole abgeklebt werden. Die Handys können entweder in die neben den Sammelboxen stehenden Tüten verpackt werden oder ohne Tüte eingeworfen werden. (AZ)
Kontakt