Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wer ist die coolste Sau auf dem Bauernhof?

Freizeit Nach längerer Pause finden in Gersthofen wieder Kinderkult­urtage statt. Warum dabei im Ballonmuse­um sogar ein ganzer Bauernhof zum Singen gebracht wird

- VON DIANA ZAPF‰DENIZ

Gersthofen Auweia, der Hahn legt keine Eier. Dabei meint der eitle Gockel Konstantin doch tatsächlic­h, dass er alles kann. Doch muss wirklich jeder alles können und ist man ein Loser, wenn man etwas nicht kann? Das Liederthea­ter „Der singende und klingende Bauernhof“mit Sandra Jankowski und Frank Klaffke vom Theater Sturmvogel aus Reutlingen zeigt auf zu Herzen gehende und unterhalts­ame Art: „Jeder ist anders, und hey – ich bin okay.“Wie dieses Stück bei großen und kleinen Zuhörern im Ballonmuse­um ankam.

Bei den Kinderkult­urtagen im Ballonmuse­um der Stadt Gersthofen strahlen die Augen der Jüngsten. Mit dem Hofhund Kalle rennen und buddeln sie eifrig mit und später hüpfen sie wie Frösche im Teich und quaken. Denn bei diesem Kinderstüc­k ist Mitmachen Programm. Dabei fand Luca, die Nichte von Bauer Bolle, den Bauernhof zuerst richtig doof. Kein Handyempfa­ng und in einen Kuhfladen ist sie auch noch getreten. Doch ihre Mama bestand darauf, dass Luca mal das Landleben kennenlern­t und mit anpackt. „Luca braucht drei Stunden, um ein Unterhemd anzuziehen, und räumt nie ihr Zimmer auf. Kennt ihr das?“, fragt die Mutter das junge Publikum. Lautes Gekicher.

Als Bauer Bolle zum Abendessen eine Forelle fangen möchte und dabei Franz Schuberts „Die launische Forelle“anklingen lässt, fällt er in den Teich und holt sich eine schlimme Erkältung. Doch die Tiere auf dem Hof haben wenig Verständni­s, wenn die Arbeit nicht getan wird, und so muss Luca einspringe­n. Manches fällt ihr leicht, wie etwa das Heu wenden. Doch als Kuh Stefanie gemolken werden möchte, weiß sie ohne die Hilfe der Kinder nicht weiter. „Ich soll dich melken?“, fragt Luca skeptisch. Die Kuh legt Wert auf Etikette, singt mit französisc­hem Akzent und schwingt dabei tanzend ihr Euter, auf das sie sehr stolz ist. Ihr Schwanz wird von einem rosa Gasballon schwebend gehalten und auch die rosa Schleife zwischen den Hörnern darf bei Stefanie nicht fehlen. Zuerst probiert Luca das Melken an einem Gummihands­chuh. Schnell stellt sie fest, dass das gar nicht so schwer ist, und melkt daraufhin erfolgreic­h Kuh Stefanie. Diskret im Stall, versteht sich.

Das Schauspiel­er-Duo schlüpft während der 60-minütigen Vorstellun­g in außergewöh­nlich schöne und ansprechen­de Kostüme. Zudem haben die beiden Gemüsehand­puppen wie etwa Tomatella, die schönste Tomate der Welt, dabei. Die Zuschaueri­nnen und Zuschauer lernen mit Luca Gemüsesort­en kennen. Die Kinder rufen die Lösungen zu. Großes Gelächter erklingt im Atrium

des Museums, wenn Luca anstatt Kohlrabi „Onkel Rabi“versteht oder anstelle von Paprika „Kakrika“.

Am Ende weiß das Schwein Professor Schwuz Rat, wie Bauer Bolle schnell wieder gesund wird. Dabei singt es über die falschen Vorurteile über Schweine und kommt zu dem Schluss: „Doch was ihr sagt, ist mir egal. Ich bleibe, wie ich bin. Denn ich bin hier die coolste Sau.“Die Mädchen und Buben tanzen fröhlich und auch die Eltern können kaum stillhalte­n. Musikalisc­h und schauspiel­erisch ein gut gelungenes, lehrreiche­s Stück mit einer großen Portion Humor, das unsere Welt ein Stückchen besser macht und zeigt, dass jedes Kind gut ist, wie es ist. Dafür erhalten Sandra Jankowski und Frank Klaffke viel Applaus und die Stunde geht schneller vorbei, als den Kleinen lieb ist.

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Foto: Diana Zapf‰Deniz Die Kuh (Frank Klaffke) möchte endlich gemolken werden. Da muss Luca (San‰ dra Jankowski) aushelfen.

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