Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zoff und Zunder und zwei Rote Karten
FußballNachlese SC Altenmünster und TSV Meitingen schenken sich im Landkreisderby nichts. Gersthofens Trainer Gerhard Hildmann spricht trotz Niederlage vom bisher besten Spiel seiner Mannschaft
Landkreis „Genießen sie das Spiel“, hatte Abteilungsleiter Klaus Assum vor der Partie gegen den Tabellenzweiten TSV Nördlingen im Stadionmagazin des TSV Gersthofen geschrieben. Und es wurde in der Tat eine Werbung für den Amateurfußball. „Ein Top-Landesligaspiel auf Top-Niveau“, resümierte Trainer Gerhard Hildmann, der trotz der 1:2-Heimniederlage stolz auf seine Truppe war: „Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat gegen eine Spitzenmannschaft eine Spitzenleistung geboten. Wenn wir bereits in der ersten Minute das Führungstor machen, dann läuft das Spiel anders.“Da traf Ibrahim Neziri nur den Innenpfosten, von dort prallte das Leder an ein Abwehrbein und wieder ins Feld zurück. Vor oder hinter der Linie – das hätte nur eine Zeitlupe klären können. Umso bitterer, dass man fünf Minuten später das 0:1 kassierte. „Viel dümmer war das 0:2. Das Foul war billig, die Aktion war billig“, ärgerte sich Hildmann über die Standardsituation. Doch der TSV Gersthofen zeigte wieder Moral. Der Ex-Dinkelscherbener Simon Achatz traf mit einem Gewaltschuss zum 2:1. „Danach hat Nördlingen gewackelt, weil sie um unsere Qualitäten als Aufholjäger wussten. Am Ende wäre der Ausgleich nicht ganz unverdient gewesen“, blickt Hildmann auf etliche dicke Chancen zurück. „Obwohl es das bisher beste Spiel unter meiner Regie gewesen ist, war mir der dreckige und glückliche 1:0-Sieg in Garmisch lieber“, so der 56-Jährige.
„Über das gesamte Spiel hinweg war es ein verdienter, hart erkämpfter Auswärtssieg“, stellte Da niel Kerscher, der Trainer des TSV Nördlingen, fest. „Gegen technisch gute und aggressive Gersthofer sind wir nicht zu unserem gewohnten Spiel gekommen. Nach dem 2:1 kurz vor Schluss hat Gersthofen natürlich noch einmal alles nach vorne geworfen und ist dadurch auch zu Chancen gekommen. Hier haben wir es nicht geschafft, den Ball länger in unseren Reihen zu halten.“
Nichts für Genießer sind derzeit die Spiele des SV Cosmos Aystetten. Ohne Marcel Burda oder Pascal Ma der fehlten bei der 1:3-Heimniederlage gegen den FC Ehekirchen die spielerischen Elemente. Und nach wie vor die Geilheit vor dem Tor, wie es Trainer Marco Löring ausdrückt. „Wir müssen mal eine Kiste machen, dann läuft so ein Spiel auch
mal für uns“, ist der 39-Jährige am Rätseln, ob es an fehlender Qualität oder Unvermögen liegt. „So wird es schwierig“, ist Löring klar, dass das Minimalziel mittlerweile Relegationsplatz heißt. „Wir haben noch Zeit“, sagt Löring: „Sechs Spiele sind in diesem Jahr noch zu bestreiten, davon müssen wir drei gewinnen, um dran zu bleiben.“
Ein packendes Derby lieferten sich der SC Altenmünster und der TSV Meitingen. Die Zusamtaler, die am Ende der Tabelle stehen, zeigten wie schon vor einer Woche beim unglücklichen 0:1 in Aindling gegen die vor Saisonbeginn hoch gehandelten Lechtaler eine engagierte Leistung, versäumten es aber, nach zweimaliger Führung einen Dreier einzufahren. 2:2 stand es nach 93 Minuten, wobei aus Sicht der beiden Trainer, Peter Ferme (Altenmünster) und Paolo Mavros (Meitingen) Schiedsrichter Stefan Heggenstaller bei seinen Entscheidungen nicht immer richtig lag. Die Gastgeber beklagten sich über die Rote Karte für Manfred Glenk, die Lechtaler über den zurückgenommenen Elfmeter in der Nachspielzeit. Da war der eingewechselte Denis Buja am Fünfmeterraum nach einem Umklammern von Sebastian Kaifer zu Boden gegangen. Dass Letzterer aber zuvor vom Meitinger Stürmer am Trikot festgehalten wurde, übersah der Referee. Doch von einem seiner Assistenten wurde Heggenstaller aufgeklärt, so
dass dieser seine Entscheidung revidierte. Zuschauer der Begegnung war übrigens der langjährige Schiedsrichter und Villenbacher ExBürgermeister Otmar Ohnheiser, der die Kritik der beiden Trainer am Unparteiischen nicht ganz nachvollziehen konnte. Nicht wirklich zufrieden mit ihren Mannschaften zeigen sich auch die beiden ehemaligen Gemeindeoberhäupter Bernhard Walter (Altenmünster) und Alfred Sartor (Meitingen).
Torsten Vrazic kündigt Veränderungen an
„Man kann so ein Spiel auch ohne Schiedsrichter klar machen“, zeigte sich Meitingens Fußball-Boss Tors ten Vrazic, der das Geschehen aufgrund einer Erkältung online verfolgte, angesäuert. „Ich bin mit meiner Geduld am Ende“, kündigte er schon in den nächsten Tagen Veränderungen an. Diese werden wohl nicht die Innenverteidigung seiner Mannschaft betreffen, in der mit Mathias Schuster und Markus Gärt ner zwei Akteure am Werk waren, die diese Regionen des Spielfelds normalerweise aus der anderen Perspektive des Angreifers beackern. Kein Wunder, das es dort wackelte und die Gäste Glück hatten, das Dino Tuksar das fast sichere 2:0 versemmelte.
Torsten Vrazic indes schwärmt von einem Ligakonkurrenten: „Das ist eine geschlossene Gesellschaft,
ein verschworener Haufen. Die haben keinen Druck, dafür aber jeden Sonntag ihren Spaß“, sagt er über den FC Horgau, den er als Mannschaft der Stunde bezeichnet. In der Tat hat der Aufsteiger von den letzten sechs Spielen fünf gewonnen und eines unentschieden bestritten. Nach dem 4:1 gegen den FC Stätzling stehen die Kleeblätter im Powerranking hinter dem TSV Aindling auf Platz zwei und in der realen Tabelle auf Rang fünf. Mit 33 Treffern kann man die meisten Einschüsse der Liga verzeichnen. Zum Relegationsplatz in Richtung Landesliga sind es nur noch drei Punkte.
Wie der Intercity durch den Dinkelscherbener Bahnhof
Mit Vollgas ist der TSV Dinkelscher ben in der Kreisliga Augsburg unterwegs. Wie der Intercity durch den Dinkelscherbener Bahnhof sind die Kaiserberg-Kicker zuletzt über das Schlusslicht FC Haunstetten hinweg gedonnert. Mit 8:1 wurde der Tabellenletzte vom Platz gefegt. Es war der zehnte Sieg in Folge für die Lila–Weißen, die auf ihrem Weg zurück in die Bezirksliga, der man von 199 bis 2017 schon einmal 18 Jahre lang angehörte, nicht aufzuhalten zu sein scheinen.
Doch es droht Ungemach: Nein, die SpVgg Langerringen will kein schlechter Verlierer sein. Trotzdem hat man gegen die 3:5-Niederlage im Heimspiel vergangene Woche
Protest eingelegt. Grund ist ein durchaus entscheidender Fehler des Schiedsrichters. Der zeigte nach einer guten halben Stunde dem Dinkelscherber Simon Motzet die Gelbe Karte. Nur hat er scheinbar diese bei Langerringens Bastian Renner vermerkt, der ebenfalls die Nummer 15 trug (wir berichteten). Ein Fehler mit Folgen. Denn Motzet sah nach 65 Minuten erneut Gelb und wunderte sich nach Aussagen der Langerringer selbst über die fehlende Rote Karte. „Natürlich geht da kein Spieler freiwillig vom Feld“, zeigt sich Langerringens Abteilungsleiter Thomas Baumgartner gegenüber dem Gegner einsichtig. Dafür musste dann knapp 20 Minuten später Langerringens Renner mit Gelb-Rot vom Platz – obwohl der bis dahin sich nichts hat zu Schulden kommen lassen. „Für unseren Protest ist aber eher die nicht erfolgte Gelb-Rote gegen Dinkelscherben ausschlaggebend“, begründet Baumgartner den Einspruch. Da stand es 2:3 und alles wäre noch möglich gewesen. „Auch die Dinkelscherber haben das so gesehen“, sagt Baumgartner, der nun hofft, dass dies sich auch bei deren Stellungnahme bestätigt. Dann dürfte die Partie wohl wiederholt werden. Das Gefühl, „unschuldig“mit GelbRot vom Platz zu müssen, ist für Bastian Renner nicht neu. Das ist ihm vor ein paar Jahren schon einmal passiert.