Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zoff und Zunder und zwei Rote Karten

Fußball‰Nachlese SC Altenmünst­er und TSV Meitingen schenken sich im Landkreisd­erby nichts. Gersthofen­s Trainer Gerhard Hildmann spricht trotz Niederlage vom bisher besten Spiel seiner Mannschaft

- VON OLIVER REISER (mit her, jais, sz)

Landkreis „Genießen sie das Spiel“, hatte Abteilungs­leiter Klaus Assum vor der Partie gegen den Tabellenzw­eiten TSV Nördlingen im Stadionmag­azin des TSV Gersthofen geschriebe­n. Und es wurde in der Tat eine Werbung für den Amateurfuß­ball. „Ein Top-Landesliga­spiel auf Top-Niveau“, resümierte Trainer Gerhard Hildmann, der trotz der 1:2-Heimnieder­lage stolz auf seine Truppe war: „Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat gegen eine Spitzenman­nschaft eine Spitzenlei­stung geboten. Wenn wir bereits in der ersten Minute das Führungsto­r machen, dann läuft das Spiel anders.“Da traf Ibrahim Neziri nur den Innenpfost­en, von dort prallte das Leder an ein Abwehrbein und wieder ins Feld zurück. Vor oder hinter der Linie – das hätte nur eine Zeitlupe klären können. Umso bitterer, dass man fünf Minuten später das 0:1 kassierte. „Viel dümmer war das 0:2. Das Foul war billig, die Aktion war billig“, ärgerte sich Hildmann über die Standardsi­tuation. Doch der TSV Gersthofen zeigte wieder Moral. Der Ex-Dinkelsche­rbener Simon Achatz traf mit einem Gewaltschu­ss zum 2:1. „Danach hat Nördlingen gewackelt, weil sie um unsere Qualitäten als Aufholjäge­r wussten. Am Ende wäre der Ausgleich nicht ganz unverdient gewesen“, blickt Hildmann auf etliche dicke Chancen zurück. „Obwohl es das bisher beste Spiel unter meiner Regie gewesen ist, war mir der dreckige und glückliche 1:0-Sieg in Garmisch lieber“, so der 56-Jährige.

„Über das gesamte Spiel hinweg war es ein verdienter, hart erkämpfter Auswärtssi­eg“, stellte Da‰ niel Kerscher, der Trainer des TSV Nördlingen, fest. „Gegen technisch gute und aggressive Gersthofer sind wir nicht zu unserem gewohnten Spiel gekommen. Nach dem 2:1 kurz vor Schluss hat Gersthofen natürlich noch einmal alles nach vorne geworfen und ist dadurch auch zu Chancen gekommen. Hier haben wir es nicht geschafft, den Ball länger in unseren Reihen zu halten.“

Nichts für Genießer sind derzeit die Spiele des SV Cosmos Aystetten. Ohne Marcel Burda oder Pascal Ma‰ der fehlten bei der 1:3-Heimnieder­lage gegen den FC Ehekirchen die spielerisc­hen Elemente. Und nach wie vor die Geilheit vor dem Tor, wie es Trainer Marco Löring ausdrückt. „Wir müssen mal eine Kiste machen, dann läuft so ein Spiel auch

mal für uns“, ist der 39-Jährige am Rätseln, ob es an fehlender Qualität oder Unvermögen liegt. „So wird es schwierig“, ist Löring klar, dass das Minimalzie­l mittlerwei­le Relegation­splatz heißt. „Wir haben noch Zeit“, sagt Löring: „Sechs Spiele sind in diesem Jahr noch zu bestreiten, davon müssen wir drei gewinnen, um dran zu bleiben.“

Ein packendes Derby lieferten sich der SC Altenmünst­er und der TSV Meitingen. Die Zusamtaler, die am Ende der Tabelle stehen, zeigten wie schon vor einer Woche beim unglücklic­hen 0:1 in Aindling gegen die vor Saisonbegi­nn hoch gehandelte­n Lechtaler eine engagierte Leistung, versäumten es aber, nach zweimalige­r Führung einen Dreier einzufahre­n. 2:2 stand es nach 93 Minuten, wobei aus Sicht der beiden Trainer, Peter Ferme (Altenmünst­er) und Paolo Mavros (Meitingen) Schiedsric­hter Stefan Heggenstal­ler bei seinen Entscheidu­ngen nicht immer richtig lag. Die Gastgeber beklagten sich über die Rote Karte für Manfred Glenk, die Lechtaler über den zurückgeno­mmenen Elfmeter in der Nachspielz­eit. Da war der eingewechs­elte Denis Buja am Fünfmeterr­aum nach einem Umklammern von Sebastian Kaifer zu Boden gegangen. Dass Letzterer aber zuvor vom Meitinger Stürmer am Trikot festgehalt­en wurde, übersah der Referee. Doch von einem seiner Assistente­n wurde Heggenstal­ler aufgeklärt, so

dass dieser seine Entscheidu­ng revidierte. Zuschauer der Begegnung war übrigens der langjährig­e Schiedsric­hter und Villenbach­er ExBürgerme­ister Otmar Ohnheiser, der die Kritik der beiden Trainer am Unparteiis­chen nicht ganz nachvollzi­ehen konnte. Nicht wirklich zufrieden mit ihren Mannschaft­en zeigen sich auch die beiden ehemaligen Gemeindeob­erhäupter Bernhard Walter (Altenmünst­er) und Alfred Sartor (Meitingen).

Torsten Vrazic kündigt Veränderun­gen an

„Man kann so ein Spiel auch ohne Schiedsric­hter klar machen“, zeigte sich Meitingens Fußball-Boss Tors‰ ten Vrazic, der das Geschehen aufgrund einer Erkältung online verfolgte, angesäuert. „Ich bin mit meiner Geduld am Ende“, kündigte er schon in den nächsten Tagen Veränderun­gen an. Diese werden wohl nicht die Innenverte­idigung seiner Mannschaft betreffen, in der mit Mathias Schuster und Markus Gärt‰ ner zwei Akteure am Werk waren, die diese Regionen des Spielfelds normalerwe­ise aus der anderen Perspektiv­e des Angreifers beackern. Kein Wunder, das es dort wackelte und die Gäste Glück hatten, das Dino Tuksar das fast sichere 2:0 versemmelt­e.

Torsten Vrazic indes schwärmt von einem Ligakonkur­renten: „Das ist eine geschlosse­ne Gesellscha­ft,

ein verschwore­ner Haufen. Die haben keinen Druck, dafür aber jeden Sonntag ihren Spaß“, sagt er über den FC Horgau, den er als Mannschaft der Stunde bezeichnet. In der Tat hat der Aufsteiger von den letzten sechs Spielen fünf gewonnen und eines unentschie­den bestritten. Nach dem 4:1 gegen den FC Stätzling stehen die Kleeblätte­r im Powerranki­ng hinter dem TSV Aindling auf Platz zwei und in der realen Tabelle auf Rang fünf. Mit 33 Treffern kann man die meisten Einschüsse der Liga verzeichne­n. Zum Relegation­splatz in Richtung Landesliga sind es nur noch drei Punkte.

Wie der Intercity durch den Dinkelsche­rbener Bahnhof

Mit Vollgas ist der TSV Dinkelsche­r‰ ben in der Kreisliga Augsburg unterwegs. Wie der Intercity durch den Dinkelsche­rbener Bahnhof sind die Kaiserberg-Kicker zuletzt über das Schlusslic­ht FC Haunstette­n hinweg gedonnert. Mit 8:1 wurde der Tabellenle­tzte vom Platz gefegt. Es war der zehnte Sieg in Folge für die Lila–Weißen, die auf ihrem Weg zurück in die Bezirkslig­a, der man von 199 bis 2017 schon einmal 18 Jahre lang angehörte, nicht aufzuhalte­n zu sein scheinen.

Doch es droht Ungemach: Nein, die SpVgg Langerring­en will kein schlechter Verlierer sein. Trotzdem hat man gegen die 3:5-Niederlage im Heimspiel vergangene Woche

Protest eingelegt. Grund ist ein durchaus entscheide­nder Fehler des Schiedsric­hters. Der zeigte nach einer guten halben Stunde dem Dinkelsche­rber Simon Motzet die Gelbe Karte. Nur hat er scheinbar diese bei Langerring­ens Bastian Renner vermerkt, der ebenfalls die Nummer 15 trug (wir berichtete­n). Ein Fehler mit Folgen. Denn Motzet sah nach 65 Minuten erneut Gelb und wunderte sich nach Aussagen der Langerring­er selbst über die fehlende Rote Karte. „Natürlich geht da kein Spieler freiwillig vom Feld“, zeigt sich Langerring­ens Abteilungs­leiter Thomas Baumgartne­r gegenüber dem Gegner einsichtig. Dafür musste dann knapp 20 Minuten später Langerring­ens Renner mit Gelb-Rot vom Platz – obwohl der bis dahin sich nichts hat zu Schulden kommen lassen. „Für unseren Protest ist aber eher die nicht erfolgte Gelb-Rote gegen Dinkelsche­rben ausschlagg­ebend“, begründet Baumgartne­r den Einspruch. Da stand es 2:3 und alles wäre noch möglich gewesen. „Auch die Dinkelsche­rber haben das so gesehen“, sagt Baumgartne­r, der nun hofft, dass dies sich auch bei deren Stellungna­hme bestätigt. Dann dürfte die Partie wohl wiederholt werden. Das Gefühl, „unschuldig“mit GelbRot vom Platz zu müssen, ist für Bastian Renner nicht neu. Das ist ihm vor ein paar Jahren schon einmal passiert.

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Da war Zoff und Zunder drin! Schon in der ersten Halbzeit ging es im Bezirkslig­a‰Derby zwischen dem SC Altenmünst­er und dem TSV Meitingen zur Sache. Am Ende verteilte Schiedsric­hter Stefan Heggenstal­ler dann zwei Rote Karten und verlor nach Meinung der beiden Trainer etwas den Überblick.
Foto: Oliver Reiser Da war Zoff und Zunder drin! Schon in der ersten Halbzeit ging es im Bezirkslig­a‰Derby zwischen dem SC Altenmünst­er und dem TSV Meitingen zur Sache. Am Ende verteilte Schiedsric­hter Stefan Heggenstal­ler dann zwei Rote Karten und verlor nach Meinung der beiden Trainer etwas den Überblick.
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