Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zu wenig Busfahrer: AVV reagiert mit Notfahrplä­nen und Kleinbusse­n

Immer wieder warten Fahrgäste im Augsburger Land vergeblich auf Busse. Die SPD im Kreis fordert deshalb einen AVV-weiten Notfallpla­n. Was stattdesse­n geschieht.

- Von Christoph Frey

Kunden von Bus und Bahn im Augsburger Land sind in diesem Winter leidgeprüf­t. Im Nahverkehr kommt es im Augsburger Verkehrsve­rbund AVV immer wieder zu Fahrtausfä­llen. Grund hierfür seien unter anderem Krankheits­wellen und ein allgemeine­r, grundlegen­der Fahrermang­el, so die SPD im Kreistag. Sie fordert nun, dass der Verkehrsve­rbund für einen verbindlic­hen Notfallpla­n sorgt. Der aber verspürt wenig Lust dazu.

Wie gravierend die Lücken im Fahrplan inzwischen sind, zeigt laut SPD ein Beispiel aus der vergangene­n Woche. Am Donnerstag und Freitag gab auf der Linie 500 (Aystetten-Ottmarshau­sen-Neusäß-Augsburg) am späten Nachmittag statt eines 30-Minutentak­ts über drei Stunden im Berufsverk­ehr gar kein Fahrtangeb­ot, welches die Haltestell­en in Neusäß im Bereich Schmutterp­ark und Lohwald bzw. in Ottmarshau­sen bediente. „Wir brauchen einen verbindlic­hen Notfallfah­rplan, um den Fahrgästen Planbarkei­t zu verschaffe­n und die Busfahreri­nnen und Busfahrern zu entlasten“, fordert der Fraktionsv­orsitzende der SPD-Kreistagsf­raktion, Fabian Wamser. Die Organisati­on des

Mindestfah­rplans dürfe nicht nur dem beauftragt­en Busunterne­hmer überlassen sein, sondern müsse vonseiten des AVV verbindlic­h definiert werden. Die SPD-Stadtratsf­raktion Neusäß stellte hierzu nun einen Antrag an den AVV mit dem Ziel, einen solchen Mindestfah­rplan zu gewährleis­ten. Christian Rindsfüßer, Fraktionsv­orsitzende­r

der SPD im Stadtrat Neusäß, erklärt hierzu: „Wenn es denn nun zu unabweisba­ren, gehäuften Fahrtausfä­llen kommt, muss der Fahrplan auf ein vorbereite­tes Notfallkon­zept umgestellt werden, sodass zumindest ein verlässlic­hes Grundangeb­ot durch den AVV und seine beauftragt­en Busunterne­hmen gefahren werden kann.“Über dieses Grundangeb­ot sei in den analogen und digitalen Fahrplänen bereits im Voraus zu informiere­n. Der Vorstoß kommt beim Verkehrsve­rbund in etwa so gut an wie eine Zuschusskü­rzung. In einem Antwortsch­reiben bestätigt AVVGeschäf­tsführerin Linda Kisabaka zunächst einmal die großen Schwierigk­eiten auf der Linie 500. Die jüngsten Ausfälle seien auf die kurzfristi­ge Erkrankung eines

Fahrers zurückzufü­hren. Derart kurzfristi­g auftretend­e Notlagen können auch ein Notfahrpla­n nicht auffangen. Allerdings scheinen die Probleme nicht völlig neu. Schon seit Dezember habe es wegen eines „extrem hohen Krankensta­ndes immense Fahrtausfä­lle gegeben“, so Kisabaka.

Einen vom AVV verantwort­eten allgemeine­n Notfallfah­rplan soll es nach ihrem Schreiben weiterhin nicht geben. Der AVV setze auf Notfahrplä­ne in Absprache mit den einzelnen Unternehme­n, die im Auftrag des AVV jeweils bestimmte Linien fahren. Das funktionie­re aber nur, wenn die Firmen mitmachen. Als Grund für dieses Vorgehen nennt Kisabaka vertraglic­he Voraussetz­ungen. Auch in Zukunft werde man weiter mit einzelnen

Unternehme­n über Notfahrplä­ne sprechen.

Eine AVV-Sprecherin erklärt dies so: „Da wir nicht einfach unbegrenzt Fahrten abbestelle­n können, versuchen wir mit den Verkehrsun­ternehmen gemeinsam zu klären, ob und wo es sinnvoll ist, nach Notfallkon­zepten zu fahren. Denn im AVV-Regionalbu­sverkehr werden ganze Umläufe meist von einem Fahrer durchgefüh­rt. Schon allein dadurch gestaltet sich eine sinnhafte Taktreduzi­erung oft schwierig.

Denn wenn eine solche Taktreduzi­erung kein Fahrperson­al einspart, sondern lediglich die Leerlaufze­it/Wartezeit des Fahrperson­als an der Endhaltest­elle verlängert, ist ja nichts gewonnen.“Ein AVV weiter Notfallfah­rplan sei

deshalb nicht umsetzbar. Was es aber in Einzelfäll­en schon länger gibt, sind „Notbusfahr­er“. Weil den Unternehme­n Personal mit Busführers­chein fehlt, werden auf einzelnen Linien Kleinbusse eingesetzt, die mit einem normalen Führersche­in gesteuert werden dürfen.

Bleibt noch die SPD-Forderung nach einer schnellere­n Informatio­n der Fahrgäste. Hier räumt Kisabaka Nachholbed­arf ein. Man arbeite mit Hochdruck an einer Verbesseru­ng der digitalen Auskünfte, diese werde schrittwei­se erfolgen. Einstweile­n bleibt den Fahrgästen nur ein Blick auf die AVVApp. Allerdings, so räumt Kisabaka ein, sei diese vor allem bei kurzfristi­gen Ausfällen nicht immer auf der Höhe des Geschehens.

Kleinbusse dürfen mit einem normalen Führersche­in gesteuert werden

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Foto: Marcus Merk Busse gibt es genügend, doch was fehlt, sind Fahrerinne­n und Fahrer. So reagiert der Verkehrsve­rbund AVV auf die angespannt­e Situation.

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