Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gemeindera­tssitzung findet vor dem Rathaus ein Nachspiel

In Gablingen gibt es eine treue Zuhörersch­aft. Was diese Menschen bewegt und was sie von der Gemeinde erwarten.

- Von Katrin Reif

Wenn der Gablinger Gemeindera­t tagt, bleibt kaum ein Stuhl leer. Doch wie so oft, so hat auch die rege Beteiligun­g an den Sitzungen gute und schlechte Seiten. Das Gute – und das freut auch Bürgermeis­terin Karina Ruf: Die Bürger zeigen Interesse an dem, was in ihrem Ort so los ist. Das Schlechte: Die Besucher können zwar alles hören, was im Gremium besprochen wird, sagen können sie aber nichts dazu. Das ist bei Gemeindera­tssitzunge­n so üblich – und gefällt nicht jedem.

Trotz eisigem Nieselrege­n und fortgeschr­ittener Stunde bildete sich nach der Gemeindera­tssitzung

vergangene Woche eine Menschentr­aube vor dem Rathaus. Dort wollten viele ihre Meinung laut ausspreche­n. Die meisten Besucher waren beispielsw­eise enttäuscht darüber, dass sich in Sachen Supermarkt in Gablingen wieder nichts Konkretes ergeben hat (wir berichtete­n).

Auch die Windenergi­e war ein Thema der Sitzung. Aufgrund des „Wind-an-Land-Gesetzes“des Bundes stehen viele Kommunen unter Druck. Sollten sich Investoren für den Bau eines Windrads auf Gemeindege­biet interessie­ren, würden diese baurechtli­ch bevorzugt behandelt. Doch aktuelle Karten, die die neue Größe und Technik der Windräder berücksich­tigen und geeignete Flächen anzeigen, gibt es noch nicht. Gutachten müssen her, die Verwaltung muss in die Arbeit einsteigen, betonte die Bürgermeis­terin. Die Gemeindeve­rtreter reagierten unterschie­dlich. Während der eine noch mehr Lärmbeläst­igung für GablingenS­iedlung befürchtet­e, glaubten andere, es könnte in Gablingen geeignete Flächen geben. Doch eine ausführlic­he Diskussion könne ohne Informatio­nen von Experten noch nicht geführt werden, darin waren sich letztlich alle einig. Auch hier wünscht sich die Gruppe der inoffiziel­len und eisigen Nachbespre­chung für die kommenden Sitzungen mehr Konkretes.

Martin Engisch zum Beispiel verfolge das politische Geschehen in Gablingen seit ein paar Jahren sehr genau, erzählte er unter den Zuhörern vor dem Rathaus. Er kenne die Protokolle und besuche die Sitzungen mit Interesse. Doch selbst ihm gehe es oft so, dass er ein Thema zwar während der Diskussion mitbekommt – wie es dann aber damit weitergehe, wisse er nicht. Als Beispiel nannte er in der Runde ein Projekt für die Gablinger Jugend. „Das läuft längst“, klärte ihn eine Zuhörerin auf.

Viele stimmten daraufhin ein: Im Gemeindebl­ättle stehe ihnen manchmal zu wenig, sie wünschen sich mehr Kommunikat­ion zwischen Verwaltung und Bürgern. Für die Bürgermeis­terin ist auch das ein gutes Zeichen von großem Interesse. Viele Zuhörer fiebern nun der nächsten „Der-Bürgerhat-das-Wort“-Sitzung entgegen. Dabei sind die Besucher eben nicht nur Zuhörer, sondern können sich äußern. Die nächste soll laut Karina Ruf im März stattfinde­n.

Ein Thema, das viele umtreibt, steht bereits auf der Tagesordnu­ng für die Gemeindera­tssitzung am 14. Februar um 19.30 Uhr: das neue Baugebiet in Gablingen-Siedlung. Nicht jeder Bürger begrüßt dieses Vorhaben. Michael zum Beispiel, er wohnt mit Frau und kleinen Kindern in Gablingen-Siedlung, befürchtet zu viel Verkehr über die kleine Zufahrtsst­raße im Wohngebiet. Er will nun auch das nächste Mal unter den Besuchern der Sitzung sein und sich alle Informatio­nen zum Thema Neubaugebi­et anhören.

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