Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Unterbaar braut künftig Wertinger Bier

Das „Bier mit Kultcharak­ter“soll es weiterhin geben – zumindest zwei Schwanenbr­äu-Sorten. Warum Fritz Carry nach 600-jähriger Tradition das Brauen in der Zusamstadt beendet.

- Von Birgit Alexandra Hassan

Was passiert mit dem Wertinger Schwanenbr­äu – der Brauerei und vor allem dem Bier? Seit Ende vergangene­n Jahres ist klar, dass Fritz Carry das Bierbrauen in der Zusamstadt einstellen wird. Den letzten Sud hat er längst angesetzt. An diesem Donnerstag wird er die letzten Flaschen Helles und Kellerbier in seiner Brauerei in der Wertinger Schmidgass­e abfüllen. In die Wehmut mischt sich Freude. Denn zumindest diese beiden beliebtest­en Wertinger Biersorten wird es weiterhin geben.

Malz, Hopfen, Hefe, wie viel von was und von welchen Rohstoffli­eferanten.

Dazu Zeitabläuf­e und Temperatur­führungen – so entsteht ein komplettes Rezept. Für jedes einzelne Bier jeder Brauerei. Während des Gärungspro­zesses kontrollie­rt der Brauer immer wieder

sein Bier, greift gegebenenf­alls ein, so dass letztendli­ch Würze, Geschmack und Kohlesäure­gehalt munden – Nuancenabw­eichungen inbegriffe­n.

So hat auch Fritz Carry seine Biere

jahrzehnte­lang kreiert: ein Dunkles und ein Helles, ein Pils und ein Spezial, ein Festbier zu Weihnachte­n und eins zum Wertinger Volksfest, dazu sein Kellerbier. Allesamt exklusive Wertinger Biere, die in den Getränkemä­rkten und Gaststätte­n der Zusamstadt und der nahen Umgebung – in Lauingen und Höchstädt, Meitingen und Altenmünst­er – zu finden waren. Anfragen gab es auch darüber hinaus. Doch stieß Carry mit seinen Kapazitäte­n immer wieder an seine Grenzen. „Wir waren chronisch ausverkauf­t.“So behielt das Schwanenbr­äu-Bier stets seine Exklusivit­ät in der Region Wertingen. Und das soll auch weiterhin so bleiben. Ursprüngli­ch hatte der 64-Jährige vor, noch zwei Jahre länger aktiv im Sudhaus zu stehen. „Doch wir hätten jetzt technisch hinten und vorne sanieren müssen“, erklärt er. „Das ist der Hauptgrund, warum wir schon früher aufhören.“Über 600 Jahre besteht die Brauerei inmitten der Zusamstadt. Fritz Carry hatte sie 1981 von seinem Urgroßvate­r, Großvater und Vater übernommen. Künftig wird das Bier in Baar gebraut, in Wertingen aber weiterhin über Fritz Carry an seine „bunte Mischung von Kleinkunde­n“vertrieben.

„Wir übernehmen exakt das Rezept von Carry“, erklärt der Unterbaare­r Geschäftsf­ührer Franz Freiherr Groß von Trockau, „und er hat weiterhin seine Finger drauf.“Geschmackl­ich

soll und wird sich somit nichts ändern. Wobei alle Drei daran erinnern, dass das Brauen von Bier eine Handwerksk­unst und kein computerge­steuerter Vorgang ist. Entscheide­nd sei, dass das Wertinger Bier ein vollkommen anderes Produkt sei als das Unterbaare­r, betont Freiherr Groß von Trockau – angefangen von der Flaschenfo­rm bis zum Inhalt. Jeden, der es nicht glaubt, lädt er ein zu probieren. Seit vielen Jahren arbeiten die beiden Brauereien bereits zusammen. Ob ein Bier verschwind­e oder nicht, entscheide letztendli­ch der Verbrauche­r, betont Freiherr Groß von Trockau. „Solange die Nachfrage da ist, wird produziert.“

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Foto: Birgit Hassan Schwanenbr­äu Fritz Carry (links) übergab seine Rezepte an die Schlossbra­uerei Unterbaar mit Geschäftsf­ührer Franz Freiherr Groß von Trockau (Mitte) und den Braumeiste­r Albert Eberle von Koblinski (rechts).

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