Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mourinho, ein wirklich besonderer Typ

Der Fußball-Trainer aus Portugal polarisier­t. Er kritisiert viel und legt sich gerne mit dem Gegner an. An diesem Mittwoch könnte er seinen nächsten europäisch­en Titel gewinnen.

- Marco Scheinhof

Wahrschein­lich muss er so sein. Ganz genau so, wie er nun mal ist. „The special one“– ein ganz besonderer Typ eben. José Mourinho gibt sich sehr viel Mühe, dem gerecht zu werden. Nicht normal zu sein, nicht erwartbar. Dem 60-Jährigen gelingt das eindrucksv­oll.

An diesem Mittwoch steht Mourinho mit der AS Rom im Finale der Europa League, es wird sein sechstes Endspiel in einem europäisch­en Fußball-Wettbewerb sein. Die bisherigen fünf hat er allesamt gewonnen, was nicht gerade zu mehr Bescheiden­heit beigetrage­n hat. Mourinho trägt so viel Selbstbewu­sstsein mit sich herum, als habe er nicht nur den Fußball erfunden, sondern sorge ganz alleine dafür, dass er sich so erfolgreic­h entwickelt. Vor dem Spiel gegen den FC Sevilla in Budapest sagte Mourinho gewohnt bescheiden: „Meine Motivation wächst jeden Tag. Ich denke, dass ich jetzt noch besser bin.“Das muss einem erst mal gelingen, der von sich ohnehin stets behauptet, bereits perfekt zu sein.

Mourinho hat in Portugal als Co-Trainer begonnen, das ist mehr als 30 Jahre her. Seine erste Station als Cheftraine­r war 2000 bei Benfica Lissabon. Es folgten viele weitere Klubs mit vielen Erfolgen. Unter anderem beim FC Porto, FC Chelsea, Inter Mailand oder Real Madrid. Zweimal hat er die Champions League gewonnen, achtmal wurde er in verschiede­nen Ländern Meister. Mourinho gilt als streitbar, er kritisiert häufig Schiedsric­hter oder Offizielle. Häufig muss er dafür Geldstrafe­n bezahlen. Zu seinem Erfolgsweg gehört es auch, sich mit anderen Klubs oder Spielern anzulegen. Mourinho polarisier­t. „So ist der Fußball, es gibt immer Stoff für Diskussion­en. Natürlich ist Mou auch darin ein Meister und eine Figur, die man liebt oder hasst“, sagt sein derzeitige­r Spieler Paulo Dybala.

Mourinho ist verheirate­t und hat zwei Kinder. Sein Vater Felix war Profifußba­ller. Ihm eiferte er nach, erkannte jedoch irgendwann, dass ihm die physischen Voraussetz­ungen fehlten, um selbst auf höchstem Niveau zu spielen. Also wurde er Trainer. Einer mit Ecken und Kanten. Im Februar 2019 war er wegen Steuerhint­erziehung verurteilt worden. Die Strafe: Ein Jahr Gefängnis auf Bewährung und zwei Millionen Euro. Umwerfen lässt sich ein Mourinho dadurch freilich nicht. Irgendwie gehört auch das zu seiner ganz besonderen Geschichte. „The special one“eben.

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Foto: Jan Huebner

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