Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Entlaufene Rinder bleiben verschwunden
Immer noch wird nach den ausgebüxten Rindern in den Wäldern rund um Gabelbachergreut gesucht. In einem Fall endete eine ähnliche Flucht erst nach mehreren Wochen.
Die entlaufenen Rinder bleiben verschwunden. Acht Tiere waren am Sonntagnachmittag von einer Weide zwischen Gabelbachergreut und Grünenbaindt ausgebüxt und im Wald verschwunden. Mittlerweile steht jedoch fest, um welche Rasse es sich handelt. „Es sind GallowayRinder“, sagt Hauptkommissar Achim Winterstein von der Polizei in Zusmarshausen. Auch am Dienstag wurde mit Hochdruck nach den Tieren gefahndet. Doch die Suche gestaltet sich äußerst schwierig. „Es kommt immer wieder mal vor, dass Rinder oder Kühe spurlos in unseren Wäldern verschwinden“, so Winterstein. Bestes Beispiel dafür ist ein Jungrind, das im November 2016 bei einer Impfung plötzlich aus seinem Stall bei Lamerdingen ausbüxte. Erst Monate später konnte das Tier in einer filmreifen Aktion wieder einfangen werden.
Das entlaufene Mastrind fühlte sich offenbar sogar in den kalten Wintermonaten auf den Weiden zwischen Schwabmühlhausen und Westerringen pudelwohl. Immer wieder entdeckten Spaziergänger das Tier, doch es ließ es niemanden näher als fünf Meter an sich heran. Als Schneefall und Frost einsetzten, sahen Bewohner Westerringens das Jungrind friedlich zusammen mit Rehen auf den Hügeln weiden. Nach mehreren erfolglosen Einfangversuchen setzte der Besitzer auf die Methode, die man sonst nur aus Filmen kennt. Er fand fünf Westernreiter, die das Jungrind zum „Highnoon“zwischen Westerringen und Schwabaich aufspürten, immer enger einkreisten und mit einem Lasso fangen konnten. Die wochenlange Flucht war beendet. Weniger glücklich endete allerdings die Flucht einiger Paarhufer, die vor einigen Jahren in der Nähe der A8 bei Streitheim umherstreiften.
Das Vieh war von der Weide eines Streitheimer Landwirts entwischt.
Eine Kuh überquerte sogar die Fahrbahn der A8, und letztendlich mussten Polizisten zwei der fünf Ausreißer erschießen. So weit will es der Besitzer der aktuell immer noch flüchtigen GallowayRinder , ein Landwirt aus dem Landkreis Günzburg, nicht kommen lassen. Schließlich seien laut Polizei die lebensmittelrechtlichen Vorschriften mittlerweile so streng, dass ohne eine vorherige
Fleischbeschau ein erschossenes Rind nicht in den Verzehr gelangen darf. Das Fleisch muss entsorgt werden. Großes Glück hatte auch ein Pferd gehabt, das vor 20 Jahren von einer Koppel ausriss und direkt auf die A8 galoppierte.
Die Stute namens „Rapunzel“wurde nachts von einem Autofahrer im Bereich Streitheim gesehen und – zunächst wenig schmeichelhaft – für eine Kuh gehalten. Die wahre Identität erschloss sich erst zwei Beamten der Polizei Zusmarshausen, die das Pferd mit ihrem Streifenwagen auf der Autobahn einholten. Laut Polizei trabte die Stute übrigens auf ihrem Weg in Richtung München schön brav auf der rechten Fahrbahnseite. Der nächtliche Ausflug fand dennoch ein Ende, als weitere Streifenwagen hinzugezogen wurden und die Autobahn sperrten. Ein Seil, ein Lkw-Fahrer und die Polizei beendeten den nächtlichen Ausflug, und der Besitzer konnte Rapunzel wohlbehalten auf die Koppel zurückbringen. Ob dies auch dem Besitzer
der Galloway-Rinder gelingen wird, könnte sich in der Nacht auf Mittwoch entscheiden.
„Dann wird sie Suche mit hochauflösenden Wärmebildkameras intensiviert“, sagt Winterstein. Aufgrund der Abkühlung in der Nacht sei die Auflösung so präzise, dass exakt unterschieden werden kann, ob es sich um einen Hasen, ein Reh oder eben um ein Rind handelt. Eine Gefahr für Spaziergänger bei einer unverhofften Begegnung dürfte jedenfalls eher gering sein. Laut einer Zuchtbeschreibung handelt es sich bei den ursprünglich aus dem Südwesten Schottlands stammenden Rindern um eine „friedfertige, genügsame und widerstandsfähige“Rasse. Vielmehr könnte das heimische Wild demnächst starke Konkurrenz bei der Futtersuche bekommen. Denn eines zeichnet diese Rinder ebenfalls aus: „Galloways sind langlebig, fruchtbar und leichtkalbig, wobei ihre Kälber leicht und von großer Vitalität sind.“