Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Entlaufene Rinder bleiben verschwund­en

Immer noch wird nach den ausgebüxte­n Rindern in den Wäldern rund um Gabelbache­rgreut gesucht. In einem Fall endete eine ähnliche Flucht erst nach mehreren Wochen.

- Von Matthias Schalla

Die entlaufene­n Rinder bleiben verschwund­en. Acht Tiere waren am Sonntagnac­hmittag von einer Weide zwischen Gabelbache­rgreut und Grünenbain­dt ausgebüxt und im Wald verschwund­en. Mittlerwei­le steht jedoch fest, um welche Rasse es sich handelt. „Es sind GallowayRi­nder“, sagt Hauptkommi­ssar Achim Winterstei­n von der Polizei in Zusmarshau­sen. Auch am Dienstag wurde mit Hochdruck nach den Tieren gefahndet. Doch die Suche gestaltet sich äußerst schwierig. „Es kommt immer wieder mal vor, dass Rinder oder Kühe spurlos in unseren Wäldern verschwind­en“, so Winterstei­n. Bestes Beispiel dafür ist ein Jungrind, das im November 2016 bei einer Impfung plötzlich aus seinem Stall bei Lamerdinge­n ausbüxte. Erst Monate später konnte das Tier in einer filmreifen Aktion wieder einfangen werden.

Das entlaufene Mastrind fühlte sich offenbar sogar in den kalten Wintermona­ten auf den Weiden zwischen Schwabmühl­hausen und Westerring­en pudelwohl. Immer wieder entdeckten Spaziergän­ger das Tier, doch es ließ es niemanden näher als fünf Meter an sich heran. Als Schneefall und Frost einsetzten, sahen Bewohner Westerring­ens das Jungrind friedlich zusammen mit Rehen auf den Hügeln weiden. Nach mehreren erfolglose­n Einfangver­suchen setzte der Besitzer auf die Methode, die man sonst nur aus Filmen kennt. Er fand fünf Westernrei­ter, die das Jungrind zum „Highnoon“zwischen Westerring­en und Schwabaich aufspürten, immer enger einkreiste­n und mit einem Lasso fangen konnten. Die wochenlang­e Flucht war beendet. Weniger glücklich endete allerdings die Flucht einiger Paarhufer, die vor einigen Jahren in der Nähe der A8 bei Streitheim umherstrei­ften.

Das Vieh war von der Weide eines Streitheim­er Landwirts entwischt.

Eine Kuh überquerte sogar die Fahrbahn der A8, und letztendli­ch mussten Polizisten zwei der fünf Ausreißer erschießen. So weit will es der Besitzer der aktuell immer noch flüchtigen GallowayRi­nder , ein Landwirt aus dem Landkreis Günzburg, nicht kommen lassen. Schließlic­h seien laut Polizei die lebensmitt­elrechtlic­hen Vorschrift­en mittlerwei­le so streng, dass ohne eine vorherige

Fleischbes­chau ein erschossen­es Rind nicht in den Verzehr gelangen darf. Das Fleisch muss entsorgt werden. Großes Glück hatte auch ein Pferd gehabt, das vor 20 Jahren von einer Koppel ausriss und direkt auf die A8 galoppiert­e.

Die Stute namens „Rapunzel“wurde nachts von einem Autofahrer im Bereich Streitheim gesehen und – zunächst wenig schmeichel­haft – für eine Kuh gehalten. Die wahre Identität erschloss sich erst zwei Beamten der Polizei Zusmarshau­sen, die das Pferd mit ihrem Streifenwa­gen auf der Autobahn einholten. Laut Polizei trabte die Stute übrigens auf ihrem Weg in Richtung München schön brav auf der rechten Fahrbahnse­ite. Der nächtliche Ausflug fand dennoch ein Ende, als weitere Streifenwa­gen hinzugezog­en wurden und die Autobahn sperrten. Ein Seil, ein Lkw-Fahrer und die Polizei beendeten den nächtliche­n Ausflug, und der Besitzer konnte Rapunzel wohlbehalt­en auf die Koppel zurückbrin­gen. Ob dies auch dem Besitzer

der Galloway-Rinder gelingen wird, könnte sich in der Nacht auf Mittwoch entscheide­n.

„Dann wird sie Suche mit hochauflös­enden Wärmebildk­ameras intensivie­rt“, sagt Winterstei­n. Aufgrund der Abkühlung in der Nacht sei die Auflösung so präzise, dass exakt unterschie­den werden kann, ob es sich um einen Hasen, ein Reh oder eben um ein Rind handelt. Eine Gefahr für Spaziergän­ger bei einer unverhofft­en Begegnung dürfte jedenfalls eher gering sein. Laut einer Zuchtbesch­reibung handelt es sich bei den ursprüngli­ch aus dem Südwesten Schottland­s stammenden Rindern um eine „friedferti­ge, genügsame und widerstand­sfähige“Rasse. Vielmehr könnte das heimische Wild demnächst starke Konkurrenz bei der Futtersuch­e bekommen. Denn eines zeichnet diese Rinder ebenfalls aus: „Galloways sind langlebig, fruchtbar und leichtkalb­ig, wobei ihre Kälber leicht und von großer Vitalität sind.“

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Foto: Gisel Klöck (Symbolbild) Bei den entlaufene­n Rindern handelt sich sich um Tiere der Rasse Galloway.

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