Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mitglieder lehnen Beitragserhöhung ab
Dem Präsidium des TSV Gersthofen bläst bei der Mitgliederversammlung ein rauer Wind entgegen, weil die eingeleitete Zeitenwende nicht jedem gefällt.
Die Mitgliederversammlung ist die höchste Instanz eines Vereins. Dies wurde beim TSV Gersthofen deutlich, als die geplante Beitragserhöhung in Höhe von 23 Prozent abgelehnt und durch eine moderatere von zehn Prozent ersetzt wurde. Dem Präsidium um Manfred Lamprecht wehte nicht nur in dieser Angelegenheit ein rauer Wind von seinen Mitgliedern entgegen. Selbst die Entlastung wurde mit sechs Gegenstimmen erteilt. Hitzige Diskussionen gab es vor allem bezüglich mangelnder Kommunikation und der teilweise unpopulären Maßnahmen durch den als Berater engagierten Christian Sedlak, der mittlerweile als Geschäftsführer arbeitet. Hier wurden die Optimierung und der Umbau der Geschäftsstelle sowie die Einführung eines neuen Kostenrechnungssystems und einer Vereinssoftware genannt. „Dadurch hat der TSV sein Gesicht verloren“, meinte das langjährige Mitglied Josef Lauber zur Kündigung der langjährigen Geschäftsstellenleiterin. Auch nach einem neuen Hausmeister, der von sich aus seinen Dienst quittiert habe, muss der TSV suchen. „Wir stehen vor einer Zeitenwende“,
konstatierte Manfred Lamprecht, der 2024 aus privaten Gründen nicht mehr kandidieren wird. „Es ist schwer, alte Gewohnheiten abzulegen. Manches holpert und stolpert. Eine Umstrukturierung ist keine Kritik an den Vorgängern, sondern ein wichtiger Schritt in die Zukunft.“Einem Umzug des TSV Gersthofen in den Norden der Stadt, wie er immer wieder in der Öffentlichkeit diskutiert wird, erteilte Lamprecht eine deutliche Absage: „Das ist weit, weit weg. Nicht der Ort, sondern die Finanzen sind ausschlaggebend. Ein Umzug müsste für den TSV, der niemals als Bauherr auftreten wird, kostenneutral sein.“Allgemein kämpft der TSV Gersthofen noch immer mit Long Covid. Nach dem erheblichen Mitgliederschwund durch Corona von 3650 (1. Januar 2020) auf 3150 (1. Januar 2022) stieg die Mitgliederzahl bislang noch nicht wieder sprunghaft an. Aktuell hat der ehemals größte Sportverein des Landkreises Augsburg 3650 Mitglieder. Obwohl dadurch rund 100.000 Euro in der Kasse fehlen, konnte Finanzchef Markus Kölsch ein positives Bilanzergebnis verzeichnen. Der Haushalt bewegt sich insgesamt um die 850.000 Euro. „Das Erfreulichste war, dass Sportereignisse wieder stattfinden durften“, konnte Manfred Lamprecht aber auch Positives berichten. Erfolge waren vor allem in den Abteilungen Schwimmen und Rhythmische Sportgymnastik zu verzeichnen. Die Handball-Frauen, die eine Spielgemeinschaft mit dem TSV 1871 Augsburg bilden, und die Badminton-Mannschaft stiegen in höhere Ligen auf. Neu im Programm sind Linedance und Cricket. Außerdem hat der TSV Gersthofen den Anerkennungspreis des Präsidenten des Bezirkes Schwaben erhalten, der vorbildliches Verhalten in Sachen Inklusion oder Flüchtlingsbetreuung wertschätzt.
Dass der Verein eine Heimat darstellt und den Charakter bildet, erklärte Daniel Skroch in einem Schreiben an die Versammlung. Der ehemalige Leichtathlet war vor einigen Wochen extra aus Darmstadt angereist, um seine Ehrung für 40-jährige Mitgliedschaft entgegenzunehmen. Doch die Versammlung musste wegen eines Formfehlers bei der Einladung verschoben werden. Vielleicht waren deshalb diesmal so wenig Jubilare erschienen, um ihre Urkunde und Anstecknadel abzuholen. Leonhard Schwarz, der dem TSV Gersthofen 85 Jahre angehört, fehlte aus gesundheitlichen Gründen.