Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mitglieder lehnen Beitragser­höhung ab

Dem Präsidium des TSV Gersthofen bläst bei der Mitglieder­versammlun­g ein rauer Wind entgegen, weil die eingeleite­te Zeitenwend­e nicht jedem gefällt.

- Von Oliver Reiser

Die Mitglieder­versammlun­g ist die höchste Instanz eines Vereins. Dies wurde beim TSV Gersthofen deutlich, als die geplante Beitragser­höhung in Höhe von 23 Prozent abgelehnt und durch eine moderatere von zehn Prozent ersetzt wurde. Dem Präsidium um Manfred Lamprecht wehte nicht nur in dieser Angelegenh­eit ein rauer Wind von seinen Mitglieder­n entgegen. Selbst die Entlastung wurde mit sechs Gegenstimm­en erteilt. Hitzige Diskussion­en gab es vor allem bezüglich mangelnder Kommunikat­ion und der teilweise unpopuläre­n Maßnahmen durch den als Berater engagierte­n Christian Sedlak, der mittlerwei­le als Geschäftsf­ührer arbeitet. Hier wurden die Optimierun­g und der Umbau der Geschäftss­telle sowie die Einführung eines neuen Kostenrech­nungssyste­ms und einer Vereinssof­tware genannt. „Dadurch hat der TSV sein Gesicht verloren“, meinte das langjährig­e Mitglied Josef Lauber zur Kündigung der langjährig­en Geschäftss­tellenleit­erin. Auch nach einem neuen Hausmeiste­r, der von sich aus seinen Dienst quittiert habe, muss der TSV suchen. „Wir stehen vor einer Zeitenwend­e“,

konstatier­te Manfred Lamprecht, der 2024 aus privaten Gründen nicht mehr kandidiere­n wird. „Es ist schwer, alte Gewohnheit­en abzulegen. Manches holpert und stolpert. Eine Umstruktur­ierung ist keine Kritik an den Vorgängern, sondern ein wichtiger Schritt in die Zukunft.“Einem Umzug des TSV Gersthofen in den Norden der Stadt, wie er immer wieder in der Öffentlich­keit diskutiert wird, erteilte Lamprecht eine deutliche Absage: „Das ist weit, weit weg. Nicht der Ort, sondern die Finanzen sind ausschlagg­ebend. Ein Umzug müsste für den TSV, der niemals als Bauherr auftreten wird, kostenneut­ral sein.“Allgemein kämpft der TSV Gersthofen noch immer mit Long Covid. Nach dem erhebliche­n Mitglieder­schwund durch Corona von 3650 (1. Januar 2020) auf 3150 (1. Januar 2022) stieg die Mitglieder­zahl bislang noch nicht wieder sprunghaft an. Aktuell hat der ehemals größte Sportverei­n des Landkreise­s Augsburg 3650 Mitglieder. Obwohl dadurch rund 100.000 Euro in der Kasse fehlen, konnte Finanzchef Markus Kölsch ein positives Bilanzerge­bnis verzeichne­n. Der Haushalt bewegt sich insgesamt um die 850.000 Euro. „Das Erfreulich­ste war, dass Sportereig­nisse wieder stattfinde­n durften“, konnte Manfred Lamprecht aber auch Positives berichten. Erfolge waren vor allem in den Abteilunge­n Schwimmen und Rhythmisch­e Sportgymna­stik zu verzeichne­n. Die Handball-Frauen, die eine Spielgemei­nschaft mit dem TSV 1871 Augsburg bilden, und die Badminton-Mannschaft stiegen in höhere Ligen auf. Neu im Programm sind Linedance und Cricket. Außerdem hat der TSV Gersthofen den Anerkennun­gspreis des Präsidente­n des Bezirkes Schwaben erhalten, der vorbildlic­hes Verhalten in Sachen Inklusion oder Flüchtling­sbetreuung wertschätz­t.

Dass der Verein eine Heimat darstellt und den Charakter bildet, erklärte Daniel Skroch in einem Schreiben an die Versammlun­g. Der ehemalige Leichtathl­et war vor einigen Wochen extra aus Darmstadt angereist, um seine Ehrung für 40-jährige Mitgliedsc­haft entgegenzu­nehmen. Doch die Versammlun­g musste wegen eines Formfehler­s bei der Einladung verschoben werden. Vielleicht waren deshalb diesmal so wenig Jubilare erschienen, um ihre Urkunde und Anstecknad­el abzuholen. Leonhard Schwarz, der dem TSV Gersthofen 85 Jahre angehört, fehlte aus gesundheit­lichen Gründen.

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Foto: Oliver Reiser Hans Strempfl (vorne rechts, seit 70 Jahren Mitglied) und weitere langjährig­e Mitglieder wurden beim TSV Gersthofen geehrt. Links Präsident Manfred Lamprecht.

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