Augsburger Allgemeine (Land Nord)
80 Vereine wallfahren nach Maria im Elend bei Baar
Bei der Soldaten- und Kameradenwallfahrt, an der Dutzende Vereine aus der gesamten Region teilnehmen, erinnert Weihbischof Anton Losinger in seiner Predigt an Erich Kästner. Wallfahrt ist aktueller denn je.
Gerechtigkeit und Wachsamkeit – beides seien Voraussetzungen für den Frieden. Das sagte Weihbischof Anton Losinger in seiner Predigt bei der Soldatenund Kameradenwallfahrt nach Maria im Elend bei Baar. Für ihn war es der vierte Festgottesdienst am Waldrand südlich von Baar. Die Veranstaltung mit über 80 Vereinen aus der näheren und weiteren Umgebung fand am Pfingstmontag zum 64. Mal statt. Selten war das Wetter so ideal wie dieses Mal. Daher waren die Plätze an der Wallfahrtskirche Maria im Elend nahezu komplett belegt.
„Was für ein starkes Bild!“Mit diesen Worten kommentierte Losinger geradezu begeistert die Wallfahrt, die aufgrund des Kriegs in der Ukraine aktueller sei denn je. Er prangerte den „unseligen Angriff“auf die Ukraine an. Dieser zeige, auf welch dünnem Eis der Frieden stehe. „Wie kann Krieg verhindert werden, wie kann Frieden gesichert werden?“Das waren die Kernfragen in seiner Predigt.
Gerechte Strukturen nannte der Weihbischof, der den Gottesdienst mit Ortspfarrer Werner
Ehnle aus Thierhaupten zelebrierte, als Voraussetzungen für den Frieden. Daran solle man bereits in den Kindergärten und Schulen denken.
Dann kam Losinger auf eine Ausstellung in der Unibibliothek in Augsburg zu sprechen, in der es um verbrannte Bücher in der Nazi-Zeit geht. Vor genau 90 Jahren landeten auch die Bücher von Erich Kästner in den Flammen. Im Jahr 1958 wurde Kästner mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Bei seiner Festrede betonte er damals, man hätte bereits spätestens im Jahr 1928 dieses politische Treiben bekämpfen müssen. Losinger folgerte daraus: „Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine wird.“
Dann richtete er einige Worte direkt an die Vereinsmitglieder: „Ihnen kann man nicht genug dankbar sein für das Aufrechterhalten des Gedenkens.“Solange es solche Vereine und Menschen gebe, solange seien Frieden und Gerechtigkeit nicht verloren: „Bitten wir Maria, die Königin des Friedens, um diese kostbarste Gabe für die Menschheit.“
Am Ende der Feier trat Otmar Krumpholz aus Thierhaupten, der Präsident der Bayerischen Kameradenund Soldatenvereinigung, ans Mikrofon. Niemals hätten zwei Demokratien gegeneinander Krieg geführt, sagte er. Deshalb sei es wichtig, sich für die Demokratie einzusetzen. Auch Krumpholz ging auf den Krieg in der Ukraine ein. Dieser habe bereits über 100.000 Todesopfer gefordert: „Da verschwindet das Schicksal des Einzelnen. Lasst uns das Feuer für den Frieden wachhalten!“, rief Krumpholz die Anwesenden auf. „Hoffen wir das Beste und rechnen wir mit dem Schlimmsten!“Er verlangte mehr Einsatz vonseiten der Politik für die Bundeswehr.
Die beiden Musikkapellen aus Osterbuch und Ellgau intonierten das Lied vom guten Kameraden und danach die Hymnen von Bayern und Deutschland. Im Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege und der verstorbenen Vereinsmitglieder wurden die Fahnen gesenkt.
Dazu waren, wie üblich bei dieser Veranstaltung, drei Böllerschüsse zu hören. Die Freiwillige Feuerwehr Baar war ebenfalls vor Ort. Sie wies die Besucher, die mit ihren Autos kamen, auf einer Wiese ein.
Der Kameraden- und Soldatenverein Baar mit seinem Vorsitzenden Franz Ruisinger hatte die Wallfahrt organisiert.
Otmar Krumpholz mahnt Einsatz für Demokratie an