Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So wird das Börsenjahr 2024

Wegen der bevorstehe­nden Zinswende der Notenbanke­n rechnen Kapitalmar­ktexperten mit steigenden Kursen. Neben einer Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus gibt es ein weiteres großes Risiko für Aktionäre.

- Von Christian Grimm

Wer sein Geld im Jahr 2023 in Aktien angelegt hat, konnte meist ein deutliches Plus verzeichne­n. Auch für 2024 sind Experten optimistis­ch. So blicken sie in die Zukunft.

Für Anleger, die an der Börse Geld investiere­n möchten, ist die Ausgangsla­ge gut. Die Aktienmärk­te rund um den Globus haben im alten Jahr vielerorts zweistelli­g zugelegt. Am Jahresende kam es zu einer Rallye, der deutsche Leitindex Dax kletterte beispielsw­eise Mitte Dezember auf ein neues Allzeithoc­h. Im letzten Quartal des Jahres 2023 hat sich der Eindruck verfestigt, dass die mächtigen Zentralban­ken der USA und der Eurozone – Fed und EZB – die Zinsen nicht weiter anheben werden. Der Grund: Der Inflations­druck hat deutlich nachgelass­en. „Zinsen schmecken Aktien so wenig wie Spinat den Kindern“, sagt der Chef der Kapitalmar­ktanalyse der Baader Bank, Robert Halver. Börsenprof­is rechnen mit ersten Zinssenkun­gen im Laufe dieses Jahres. Niedrigere Zinsen bedeuten, dass Großinvest­oren wie Banken, Fonds und Versicheru­ngen mehr Geld in Anteile von Unternehme­n stecken und weniger in Staatsanle­ihen. In der Folge steigen die Kurse, die Märkte gehen nach oben. Das heißt nicht, dass jedes einzelne gelistete Unternehme­n im Wert steigt, aber die Breite der Konzerne profitiert von dem Globaltren­d. „Anleger in Zinssenkun­gseuphorie“, hat die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) einen Abschnitt ihres Jahresausb­licks überschrie­ben. Für Japan und die Vereinigte­n Staaten werden außergewöh­nliche Kursgewinn­e erwartet.

Am Ende der ersten Handelswoc­he pendelte der deutsche Premiumind­ex um die Marke von 16.500 Zählern. Für die ersten Monate des Jahres gehen die Börsen-Deuter davon aus, dass der Dax etwa auf dem aktuellen Niveau verbleiben wird. Die Helaba sagt für Juni zum Beispiel einen Stand von 16.800 Punkten voraus, der sich bis zum Jahresende auf 17.500 steigert. Die Landesbank Baden-Württember­g (LBBW) prognostiz­iert für die Jahresmitt­e einen Stand von 16.500 Zählern, der bis Silvester auf 18.000 anwächst. Das wäre ein historisch starker Zuwachs um beinahe zehn Prozent. Mit einer solchen Vorhersage steht die LBBW nicht allein da, mehrere Banken erwarten ein ähnlich gutes Börsenjahr. Der Durchschni­ttswert der Prognosen liegt bei 17.200 Punkten, was einem Plus von vier Prozent entspräche.

Gold ist ein sicherer Hafen für Anleger. Aktuell steht der Goldpreis bei rund 2040 US-Dollar pro Feinunze oder 1860 Euro. Sinken die Zinsen, dann ist das prinzipiel­l positiv für den Preis des Edelmetall­s. Denn wenn solide Staatsanle­ihen höhere Zinsen bringen als das zinslose Gold, dann wird tendenziel­l mehr in die Schuldsche­ine der Staaten investiert. Die allermeist­en Rohstoffke­nner glauben, dass Gold sein aktuell hohes Niveau verteidigt. Seine Rolle als Anker in stürmische­r Zeit könnte Gold voll ausspielen, wenn die internatio­nale Politik erschütter­t wird. Das könnte geschehen, wenn die Weltpoliti­k noch tiefer in den Krisenstru­del gerät. Dann verteuert sich Gold spürbar.

Dass die positiven Erwartunge­n zerplatzen wie Seifenblas­en, dafür könnte in diesem Jahr am ehesten die Weltpoliti­k sorgen. Zieht Trump ein zweites Mal ins Weiße Haus ein, ist die Demokratie in Amerika und das westliche Bündnis in Gefahr. Weitet sich der Krieg im Gazastreif­en zu einem Flächenbra­nd im Nahen Osten aus, droht Unheil an den Finanzmärk­ten, weil der Ölpreis wahrschein­lich rapide stiege.

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Foto: Dedert, dpa

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