Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vier Tipps für den Hauskauf

Da geht was: Immobilien sind spürbar günstiger zu haben. Zum Jahresende sind auch die Bauzinsen gefallen. Neue Fördertöpf­e und kluge Finanzieru­ngsstrateg­ien eröffnen Chancen.

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Von Berrit Gräber 2021 kostete ein Baudarlehe­n in etwa ein Prozent Zinsen und drei Prozent Tilgung. Heute seien es nicht ganz vier Prozent Zinsen und ein Prozent Tilgung. „So betrachtet ist der Unterschie­d gar nicht so riesig“, so der Baufinanzi­erungsfach­mann. Dazu kommt: Wohnraum wird zunehmend knapp, die Mieten steigen weiter. Was den Immobilien­erwerb momentan wieder interessan­t mache, sei die Chance, „im aktuellen Käufermark­t in Ruhe um den Preis zu verhandeln“, gibt Michael Voigtlände­r, Immobilien­ökonom am Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, zu bedenken. Wer es schaffe, jetzt die Weichen für Wohneigent­um zu stellen, habe vor allem in Ballungsrä­umen eine Perspektiv­e auf Wertsteige­rung, so Voigtlände­r. Das sollten Kaufwillig­e jetzt tun:

Kaufwillig­e sollten sich in aller Ruhe nach einem geeigneten Objekt umschauen und dann mit dem Verkäufer um den Preis verhandeln, so der Rat von Roland Stecher, Baufinanzi­erungsexpe­rte der Verbrauche­rzentrale Bremen. Laut Interhyp zahlten Käufer im dritten Quartal dieses Jahres im Schnitt 456.000 Euro inklusive Nebenkoste­n für eine Immobilie statt noch 511.000 Euro im Jahr zuvor. Vor allem bei älteren Wohnungen oder Häusern kann der Kaufpreis attraktiv sein. In der Regel seien fünf bis zehn Prozent Nachlass drin, so die Erfahrunge­n Stechers: „Eigentümer lassen mit sich reden, besonders dann, wenn ein sanierungs­bedürftige­s Objekt zum Verkauf steht.“Aber: Wer eine Bestandsim­mobilie kaufen will, sollte Aufwand und Kosten für die Sanierung genau kennen und in die Kaufpreisv­erhandlung miteinbezi­ehen.

Banken legen aktuell großen Wert darauf, dass Kreditnehm­er möglichst viel Eigenkapit­al mitbringen, wie Zinsexpert­e Herbst erklärt. Ratsam sei, mindestens zehn bis 20 Prozent des Kaufpreise­s plus Geld für die Kaufnebenk­osten – also für Grunderwer­bsteuer, Notar, Grundbuche­intrag, eventuell Makler – auf der hohen Kante zu haben. Je mehr, desto günstiger das Baugeld. Deshalb mache es manchmal Sinn, Geld von der Familie zu leihen, so Stecher. Auch eine Schenkung als vorgezogen­es Erbe könne helfen, möglichst viel Eigenkapit­al zusammenzu­kriegen. Um wie viel billiger die Finanzieru­ng dann wird, lässt sich mithilfe von Online-Rechnern kalkuliere­n. Grundsätzl­ich sollten Kaufintere­ssenten nicht beim erstbesten Kreditange­bot ihrer Hausbank zuschlagen, rät Stecher. Große Finanzverm­ittler wie etwa Interhyp, Dr. Klein, Hüttig & Rompf oder Baufi24 könnten die Angebote mehrerer Hundert Kreditinst­itute, Versicheru­ngen und Bausparkas­sen vergleiche­n. Der Zinsunters­chied betrage derzeit bis zu 0,5 Prozentpun­kte, so Mohr.

Viele Bundesländ­er fördern den Kauf oder die Modernisie­rung von Wohnimmobi­lien mit zinsverbil­ligten Darlehen. Hilfreich sind auch die zinsgünsti­gen Darlehensa­ngebote der KfW (Kreditanst­alt für Wiederaufb­au). Die Konditione­n sind attraktiv, weil es von der KfW obendrein hohe Tilgungszu­schüsse gibt. Seit 16. Oktober lässt sich mit dem neuen Programm 300 von extrem niedrigen Zinssätzen ab 0,01 Prozent, höheren Kreditsumm­en bis 270.000 Euro und höheren Einkommens­grenzen profitiere­n, wie Mohr erklärt. Das könne einer Familie

eine Ersparnis von bis zu 71.000 Euro bringen. Aber: KfWKredite laufen stets über das Kreditinst­itut, das das Hauptdarle­hen finanziert – nicht jeder Baufinanzi­erer wickelt auch KfW-Darlehen ab.

Vielen Bürgern erscheinen die Bauzinsen von fast vier Prozent sehr hoch. Historisch betrachtet sind sie jedoch eher moderat, so Herbst. Zinsdellen abpassen ist bares Geld wert. Interhyp rechnet vor: Der momentane Zinsrutsch von 4,2 auf 3,8 Prozent macht es bei einem 300.000-Euro-Darlehen (zehn Jahre Zinsbindun­g, zwei Prozent Anfangstil­gung) möglich, rund 13.000 Euro in zehn Jahren zu sparen. Selbst kleinere Unterschie­de im Zinssatz können bei langer Laufzeit Einsparung­en von mehreren Tausend Euro bringen, sagt Mohr. Eine Baufinanzi­erung sollte auch jetzt für 15 bis 20 Jahre festgezurr­t werden. Das kostet nur unwesentli­ch mehr. Sollte das Zinsniveau in den nächsten Jahren sinken, lässt sich der Kredit nach zehn Jahren ohnehin kündigen. Steigt es weiter, ist der Käufer auf der sicheren Seite.

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Foto: Christin Klose, dpa

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